Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Trost gebracht, wohin Sie kamen, und zahlreiche Bauten, Kirchen, Ar- 
beitsstätten und Bibliotheken zeugen von Ihrem nie ruhenden Fleiß und 
für die reiche Ausstattung an Mitteln, die Ihnen Ihre Organisation zur 
Verfügung stellte. 
„Die Worte des Dankes, die ich Ihnen sage, können nur ein schwacher 
Abglanz sein der Freude und inneren Beglückung, die Sie selbst erfüllen; 
das kann ich den Weihnachtsberichten entnehmen, die Sie mir zugesandt 
haben. Deshalb fasse ich mich auch nur kurz. Aber Sie können sicher sein, 
daß dieser Dank in mir weiterleben wird und daß ich stets mit Befriedi- 
gung und nicht geringem Stolz an die Monate zurückdenken werde, in 
denen ich als Ihr Protektor mit Ihnen gemeinsam arbeitete. 
„Daß ich auch ohne Sie die Jiele verfolgen werde, die die Ihrigen sind, 
daran werden Sie, so darf ich wohl sicher annehmen, nie gezweifelt haben. 
Zu hoch steht mir die Sache der Menschheit, zu laut spricht zu mir das 
Oeid der Gefangenschaft, als daß ich aufhören könnte, ihnen zu dienen. 
Dem gleichen Dienste widmen sich eine Reihe vorzüglichster Organisationen 
und überzeugter Männer. Behalten Sie mich in freundlichem Angedenken 
und behalten wir alle die feste Zuversicht, daß, sollte uns die Feindschaft 
unserer Länder betrüben müssen, wir selbst doch nie Feinde untereinander 
sein können. Ich weiß es gewiß, Sie werden auch fern von uns Zeugnis 
ablegen für die Wahrheit, die Sie bei uns gefunden haben. Sie, die Sie 
das Amerika der Menschenfreundlichkeit, der Nächstenliebe und tatkräftigen 
Güte vertreten, werden für das Deutschland zeugen, das Sie kennengelernt 
haben und das unsere Gegner nicht kennen wollen, das Deutschland, das 
von Leid und Not selbst heimgesucht, ohne Haß Taten der Menschlichkeit 
vollbringt und Seele und Leib seiner Gefangenen achtet und wert bält, 
weil es in ihnen die leidende Menschheit wiederfindet, die nach Mitleid 
und Erlösung ruft. 
„And nun leben Sie wohl und tragen Sie weiterhin in sich das Glück 
derer, die beglücken dürfen, dorthin, wo der Segen neuer Arbeit Ihr Lohn 
sein wird.“ 
Ehe ich abreiste, beschloß ich, meine Bemühungen um einen russischen 
Separatfrieden in ein neues Stadium zu leiten. AUrsprünglich war meine 
Absicht, mich durch die Korrespondenz mit den russischen Damen allmäh- 
lich zu der Gewißheit hinzutasten: ist die Situation am Zarenhof reif für 
einen entscheidenden Schritt? Haeften hatte mich in meinem Gefühbl be- 
stärkt, daß die Dinge in Rußland sich reißend schnell entwickeln würden und 
zeitraubende Rekognoszierungen nicht mehr am Dlatze wären. Ich wollte 
direkt an den Zaren schreiben. Der Kanzler, den ich orientierte, hielt den 
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