Full text: König Friedrich August III. von Sachsen.

genoß Meißen, im Mittelelbgau die Wiege der deutschen Herrschaft 
überhaupt und der wettinschen im besondern, zuerst das Glück eines 
Königsbesuches. Im Angesichte dieses Stadtjuwels mit dem durch 
Königsburg, Dom und Bischofsschloß gekrönten Felsen, mit seiner 
Fülle geschichtlicher Erinnerungen fand der König denkwürdige 
Worte pietätvollen Gedenkens und edlen fürstlichen Stolzes. Aus 
den landschaftlichen Schönheiten der Meißner Gegend führten den 
König seine nächsten Reisen nach dem fruchtbaren Norden des 
Landes, nach Oschatz, Wurzen und ihren Aachbarorten, und später 
nach Freiberg, der „Getreuen“, der Stadt, die in der Fülle ge- 
schichtlicher ruhmreicher Beziehungen zum Hause Wettin mit Meißen 
wetteifert. Die Eigenart Freibergs als Bergstadt, die nun freilich 
ein Opfer der veränderten Erwerbsverhältnisse sein wird, stieg noch ein- 
mal in der alten Pracht auf zu Ehren des Nachkommen und Erben 
Ottos des Reichen. Ein geschichtliches Ereignis und eine allen Teil- 
nehmern unvergeßliche Stunde war es, als die alte Bergstadt zum 
letzten Male ihre Wappen vor dem obersten Bergberrn vor- 
überziehen ließ in jener Bergparade, an der etwa 1700 Bergleute 
in ihrer eigenartigen Uniform mit ihren mannigfaltigen Zeichen 
und Zieraten und die Studenten der Bergakademie in ihrer kleid- 
samen Tracht teilnahmen. Nach den Klängen altehrwürdiger Berg- 
märsche zog dieses farbenprächtige, wie aus vergangenen Jahr- 
hunderten in die Gegenwart gezauberte Bild vorüber — ein Anblick, 
wie er nie wieder einem Sachsenkönige vergönnt sein wird! Der König, 
der einige Glieder seines Hauses zum Genusse dieses bistorischen 
Schaufpiels zu sich beschieden hatte, sah vom Kaufhause aus die 
Bergparade in tiefer Ergriffenheit an sich vorüberziehen. — Beim 
Besuche seiner alten Garnisonstadt Großenhain bewies der König, 
wie gern und dankbar er sich der Tage seiner Jugend erinnert. 
Auch in der Lausitz, so in Pulsnitz, Kamenz, Bautzen, Löbau, 
Zittau bereitete man ihm Huldigungen, die der geschichtlichen und 
landschaftlichen Eigenart dieser Orte entsprachen. Von tiefer Wirkung 
war insbesondere das Fest, das ihm die Stadt Zittau an einem 
seiner Lieblingsplätze, auf dem sagenumwobenen Oybin, darbot. 
Hier erstand im Gottesfrieden einer stillen Maiennacht ein roman- 
tisches Stück Mittelalter aus den alten ehrwürdigen Klosterruinen: 
unter Glockengeläut und den Klängen alter geistlicher Lieder zogen 
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