von einer französischen Handgranate. Münch trat an seinen
Platz und wich nicht mehr, bis man — auf Stunden nur —
zurückmußte. Er hat dann mit ganzen sechs Mann am
andern Morgen die Stellung wiedergenommen.
Wo sie stürmten, wo sie stritten, die Helden vom
Leipziger „Eisernen“ Regiment, klingt ihr Lob in lauten
Worten. Denkt an den Sturm von Houssoire, wo die
7. Kompagnie sich
die Fabrik als Ziel
nahm, die schwer im
deutschen Artillerie-
feuer lag. Der Unter-
offizier Alfred Ger-
ber sah, daß das Ar-
tilleriefeuer noch im-
mer nicht nach vorn
verlegt wurde, wo
doch die stürmende
Kompagnie über kurz
in das bisberige
Schußfeld kommen
mußte. „Sie werden
aufdie eigenen Leute
schießen. Um Gottes
willen!“ Er lief zu-
rück, bis zum Fern-
sprecherstand der be-
nachbarten 118er
und befahl aus eige-
nem Antrieb:, Das
Feuer auf die Fabrik
einstellen; wir stür-
men.“ Dann ging er
mit zum siegreichen
Sturm vor. Der Weg
hin undher durchleb-
haftes Strichfeuer,
derrettende Gedanke
auch trug diesem Un-
teroffizier die sülber-
ne Heinrichsmedaille
ein.
Vier Hundertsie-
bener von der zehn-
ten Kompagnie ha-
ben ein ander mal—
auch bei Souchez —
der „Ari“ gleichfalls
ein wenig ins Hand-
werk gepfuscht, wo-
bei sie ihre Haut so
beldenhaftzu Markte
trugen, daß ihnen
wohl kein sächsischer
Artillerist ernsthaft
darob zürnen wird.
Und das kam so:
Die „Zehnte“ war
in den letzten Stunden vor der Einnahme bis an Souchez
herangestürmt, wo sie im schärfsten Feuer lag. Ganz
nahe die s. Batterie der Reserve-Feldartillerie hatte sich
an dem blutigen Tag völlig verschossen und mußte die
Geschütze verlassen. Schon waren französische Patrouillen
mit den Verschlußstücken der Kanonen abgezogen. „Wer
rettet unsere Kanonen?!“ Ratlos standen die beiden
übriggebliebenen Offiziere der Batterien, die doch allein
nicht einmal ein Geschütz aus dem furchtbaren Feuer
zurückgebracht hätten. Vier Hundertsiebener meldeten
sich freiwillig. Ihre Namen stehen eingegraben in die un-
Sachsen in großer Zel#
General der Kavallerie z. D. und stellv. komm. General XII. Armeekorps
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geschriebene Ehrentafel des Regiments, in die Herzen aller
Kameraden. Es waren: Emil Zahn und Otto Klose,
Wilhelm Hennig und Bruno Michel. Sie gingen mit
dem Leutnant Berger den schweren Weg zwischen Leichen
von Feinden und Freunden, zwischen Verwundeten und
Trümmern übere flache Feld. Und die Franzosen schickten
ihnen einen Granatenunsegen herüber aufs Vorfeld, der
jeden anderen zur
Umkehr gezwungen
hätte. Die vier Sach-
sen mit ihrem Leut-
nant drangen bis an
die beiden verlasse-
nen Geschütze vor
und schleppten sie
herein, wie Pferde
davorgespannt. Weit
war der Weg und
reich an platzenden
Granaten. Und vol-
ler Ehren war der
Lohn der Vier vom
Regiment 107.
Beim Sturme ge-
gen englische Stel-
lungen übernahm
Unteroffizier Koch
im mörderischen
Feuer das Komman-
do für den gefallenen
Zugführer, und der
Gefreite Magerob
als Gefechtsordon-
nanz stand ihm nicht
nach an Tapferkeit
und Umsicht, Befehle
und Meldungen
sicher an ihren Ort
zu bringen. Sie hal-
fen beide, die Fein-
desstellung zu neb-
men.
Soldat Endes-
felder war als Ent-
fernungsschätzer siets
mit in vorderster
Linie und hat dem
Zugführer infolge
guter Beobachtun-
gen zuverlässige
Wahrnehmungen
übermittelt. Alsseine
Kompagnie nach
einem zweiten
Sturm durch große
Verluste gezwungen
war, zurückzugehen,
. konnte Endesfelder,
da er sich bereits sehr nahe an die feindlichen Schüten-
gräben herangewagt hatte, nicht mehr in den alten
Schützengraben zurück. Er blieb 12 Stunden in äußerst
gefährlicher Lage vor dem Feinde liegen, beobachtete gut
und schlich sich abends nach Eintritt der Dunkelheit in den
Schügengraben zurück.
Unteroffizier Paul Starke (7. Kompagnie) ging so
viele erfolgreiche, gefährliche Patrouillen und sprach doch
so wenig Ruhmrediges davon. Als sein Zug im furcht-
barsten Artilleriefeuer lag, und die Leute nur so dahinsanken,
kroch er bis ganz vor und verband die hilflosen Ver-
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