Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

im freien Felde nördlich des Dorfes durch überwältigendes 
Kreuzfeuer der schweren feindlichen Artillerie von Norden 
und Westen her zusammengeschossen. Seine Trümmer gingen 
in die Ausgangsstellung zurück. Auch Hangard wurde in 
der folgenden Nacht, nachdem tagsüber alle Gegenangriffe 
abgewiesen worden waren, vom Reserve-Infanterieregiment 
107 geräumt und die alte Stellung östlich des Dorfs ein- 
schließlich des Kirchhofs gehalten. 260 Gefangene, darunter 
9 Offiziere wurden mitgeführt. 
Die beiden nächsten Tage trat auch beim Gegner die Ruhe 
völliger Erschöpfung ein, nur seine Artillerie bearbeitete die 
ganze Front der Division Tag und Nacht. Diesseits erfolgte 
am Morgen des 13. April ein wirkungsvolles Gasschießen 
gegen die feindlichen Batterien bei Gentelles. 
Am 15. April früh 4,30 Uhr griff der Feind, die 2. austra- 
lische Division und Franzosen, die Reserve-Infanterieregi- 
menter 104 und 107 von neuem an. Der Kirchhof von 
Hangard ging verloren, sonst wurde die Stellung restlos 
gehalten. In der folgenden Nacht übernahm die 10. Infan- 
teriedioision die Stellung, Artilleriekommandeur und Bat- 
terien der 24. Reservedivision blieben zurück. 
Die Division bezog zunächst Unterkunft in Proyart— —Faa- 
merville und rückte dann in weite Quartiere östlich von Pe- 
ronne ab. Dort erhielt die Diovision neuen Ersatz und be- 
nutzte die Zeit bis zum 28. April, um die neuen Verbände 
zusammenzuschweißen. Bereits am 29. April rückte die In- 
fanterie wieder sommeabwärts vor bis in die Gegend von 
Bray. Am 1. Mai übernahm dann die Diodision die Stel- 
lung beiderseits der Somme bei Sailly gegenüber von Cor- 
bies. Erst jetzt traf von Hangard her die Artillerie der 
Dioision in den bisherigen Ruhequartieren der Division ösi- 
lich von Peronne ein und rückte alsbald der Division nach. 
Die Stellung der Division wurde in der nächsten Zeit nach 
rechts, nördlich der Somme, noch zweimal ausgedehnt, vom 
8s. Mai ab übernahm sie dort den ganzen Abschnitt der 
199. Infanteriedivision. Eine Schiffbrücke stellte hinter der 
Front die Verbindung über die Somme her. Der Feind 
schoß seit Anfang Mai mit sehr weit tragenden Geschützen 
bis tief ins Hinterland der Stellung. 
Am 13. Mai besuchte der König die Division in und bei 
Chuignolles. Tags darauf griff der Feind die rechte Nach- 
bardioision an, wurde jedoch abgewiesen. Die nächsten 
Wochen blieb es ruhig. Der Ausbau der Stellung nahm 
aber die Kräfte voll in Anspruch. Doch lohnte der Fleiß, 
den die Sachsen in bewährter Weise auf die Verstärkung 
der Kampfgräben aufwandten. Dann am 10. Juni ging der 
Feind zu starken Angriffen beiderseits der Somme über, 
die auch am 11. Juni fortgesetzt wurden. Vor der Front 
der Division wurde der Gegner abgewiesen. Beim rechten 
Nachbar drückte er den linken Flügel etwas zurück. Reserve- 
Infanterieregiment 104 riegelte sich rechtzeitig ab. 
Vom 16. Juni ab wurde die Division herausgezogen und 
erreichte bis 20. Juni die Gegend von Caudry südöstlich 
von Cambrai, wo sie zunächst als mobile Reserve der Obersten 
Heeresleitung dem XI. Armeekorps unterstellt blieb. Seit 
Jahresbeginn hatte die Division mehrfach die Armee (zweite 
bzw. siebzehnte) gewechselt und war nacheinander vier Ar- 
meekorps unterstellt worden. 
Die nächsten Wochen vergingen in reger Ausbildungstätig- 
keit. Am 20. Juli rief dringende Not bei der siebenten Armee 
südlich der Aisne die ausgeruhte, nunmehr wieder voll 
kampffähige Division zum Beistand herbei. 
5. Bei der siebenten Armee an der Vesle und 
bei Laon 
Juli bis November 1918 
Die Division wurde am 21. und 22. Juli in und um 
Laon ausgeladen und eilte dann, jeder Truppenteil für sich 
105 
sofort nach Ankunft südwärts, den bedrängten Kameraden 
die ersehnte Hilfe zu bringen. 
Zwischen Aisne und Marne hatte am 18. Juli die große 
Gegenoffensive der Westmächte eingesetzt und drückte die 
deutsche Front vom Walde von Villers Cotterêts her bei- 
derseits des Ourcq auf Fere-en-Tardenois zu zurück. Be- 
sonders heftig drängte der Feind um diese Zeit von Süd- 
westen her gegen Fere-en-Tardenois zu vor. 
Am 22. abends und 23. Juli früh schloß die Dioision 
in den Orten südlich der Veslemündung auf. Der Divisions- 
kommandeur eilte nach Mont-Notre-Dame voraus zum 
Korps v. Schoeler (VIII. Armeekorps) der siebenten Armee 
(v. Eberhardt). 
In der Nacht zum 24. Juli erreichten die Regimenter 
die Gegend von Fôre-en-Tardenois und bezogen südwestlich 
davon eine Aufnahmestellung für die langsam zurückgehende 
Armee. Hier wiesen I. Reserve-Infanterieregiment 107 und 
III. Reserve-Infanterieregiment 133 bei Bruyères am 
26. Juli heftige feindliche Angriffe ab. 
Dann nahm Reserve-Infanterieregiment 104 am nächsten 
Tage die beiden Schwesterregimenter nördlich des Ourcq 
am Walde bei Bahnhof Fere auf. Der Feind beschoß noch 
lange die längst verlassenen Nachhutstellungen bei Ville- 
neuve. 
Links der Division hielt die 201. Infanteriedivision noch 
den Ort Fere. Rechts verlief die deutsche Front über Sa- 
ponay—Gramoiselle—Beugneur. Nachbarin rechts war die 
26. Infanteriedivision. 
In den folgenden Tagen wies die Division, rechts Re- 
serve-Infanterieregiment 133 mit I. Reserve-Infanterieregi- 
ment 104, links Reserve-Infanterieregiment 107, alle An- 
griffe der Franzosen im Walde am Bahnhof und beiderseits 
desselben ab. Die Stellung lag Tag und Nacht unter hef- 
tigstem Feuer. 
Am 1. August erfolgte ein Großangriff, der auf der 
ganzen Armeefront abgewiesen wurde. Nur zwischen Beug- 
neurx und Gramoiselle — westlich der Division — durch- 
brach der Feind die deutschen Linien. In der folgenden Nacht 
wurde deshalb der Hauptwiderstand auf das nördliche Vesle- 
Ufer verlegt. Die Division gelangte ohne Schwierigkeiten in 
einem Zuge bis dorthin und nahm zwischen Paars und 
St. Thibaut Stellung. Schwache Nachhuten der drei Marsch- 
kolonnen unter dem Kommandeur des Reserve-Infanterie- 
regiments 104, bestehend aus II. Reserve-Infanterieregi- 
ment 133, Maschinengewehr-Scharfschützenabteilung 30, 
drei Batterien des Feldartillerieregiments 68 und einer Bat- 
terie Fußartillerie deckten den Abmarsch und hielten sich bis 
zum Vormittag des 3. August südlich der Vesle. Inzwischen 
richteten die drei Regimenter nebeneinander die Hänge am 
Nordufer zu nachhaltiger Verteidigung ein. 
Der Feind schloß vor der Vesle in den folgenden Tagen 
auf und ging am 6. August nach schlagartig einsetzendem 
Trommelfeuer zum Angriff über die Vesle vor. 
Nur über den Veslebogen westlich St. Thibaut drang 
er bis zum Bahndamm vor. Auf der übrigen Front wurde 
er glatt abgewiesen. Dort an der Grenze, zwischen Reserve- 
Infanterieregiment 107 und dem linken Nachbar Infanterie- 
regiment 75, baute sich der Franzose sofort mit zahlreichen 
Maschinengewehren ein. Gegenangriffe gegen diesen feind- 
lichen Brückenkopf scheiterten in den folgenden Tagen unter 
der übermächtigen Wirkung der weit überkegenen feindlichen 
Artillerie. Man beschränkte sich nunmehr darauf, den Vesle- 
bogen abzuriegeln und die Brücken, die der Feind über die 
Veole schlug, zu zerstören. So hielt die Dioision fast drei 
Wochen lang den feindlichen Ansturm in der schnell völlig 
neugeschaffenen Veslefront auf. Am 25. und 26. August 
machte der Feind wieder Angriffe. Sie wurden abgeschlagen. 
Ende August wurde die Division abgelöst, die Nebendivisionen
	        
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