Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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allmählich gebessert. Die Munitonslage blieb dauernd 
traurig. Zunächst wurden die Truppen ohne Nücksicht auf 
taktische Verbände an die bedrängte Sommefront geworfen 
von überall her, wo ihr Herausziehen möglich schien. So 
wurden von beiden Divisionen des XII. Armeekorps die 
Regimenter 100, 102, 103 und 177, sowie Jägerbataillon 12 
einzeln, dann als Division Francke (Generalmajor, Komman= 
deur der 64. Infanteriebrigade) vom 20. Juli bis 9. Sep- 
tember an bedrohtesier Stelle eingesetzt. Die Kampffront 
derselben bezeichnen die Dörfer Estrées—Soyêcourt—Ver- 
mandovillers. 
Noch früher wurde die 24. Reservedioision — bereits am 
12. Juli — am Delbillewald, bei den Dörfern Ginchy und 
Guillemont eingesetzt. Sie blieb dort bis Ende Juli. Die 
andere Division des XII. Armeekorps, die 23. Reserre- 
division focht vom 23. Juli bis 11. August in dem Ab- 
schnitt Maurepas—Monacuferme, den bis dahin die sächsische 
123. Infanteriedivision mit Aufbietung der letzten Kraft 
verteidigt hatte. Das Generalkommando des XII. Re- 
servekorps leitete von Ende Juli bis Mitte September den 
Abwehrkampf im Abschnitt vom Delvillewald bis zur Somme. 
Das Generalkommando des XIX. Armeekorps übernahm 
Anfang August die Abwehrgruppe westlich Bapaume. Seine 
24. Infanteriedivision focht unter ihm bei Pozières, links 
anschließend die 40. Infanteriedivision am Foureaurwald. 
Das Generalkommando des XII. Armeekorp# wurde zwar 
Ende August auch an die Somme befördert, fand aber dort 
keine Verwendung. Nur seine 23. Infanteriedivision wurde 
von Ende August bis 24. Oktober zwwischen Vermandovillers 
und Chaulnes am südlichsten Eckpfeiler der Sommefront 
eingesetzt. Bei ihr focht an Stelle des Leibgrenadierregi- 
ments 100 bis zum 9. September das Infanterieregi- 
ment 177, von da ab das Leibgrenadierregiment loo wieder 
im alten Divisionsverband. 
Nach sieben Wochen unerhört anstrengender Kämpfe er- 
hielt die Division weiter südlich den Abschnitt von Chaulnes 
bis Noye anvertraut, den sie bis in den März 1917, bis 
zum deutschen Rückzug in die Siegfriedstellung, uner- 
schütterlich festhielt. 
Im September kam auch die 53. Reservedioision 
(Reserve-Infanterieregimenter 241, 242, 243) an die 
Somme. Sie focht in dem Abschnitt dicht nördlich der 
Somme, den die 123. Infanteriedioision im Juli und die 
23. Reservedivision Ende Juli und im ersten Augustdrittel 
verteidigt hatten. 
Im Septemmber focht gleichzeitig südlich der Somme die 
58. Infanteriedivision (dabei die sächsischen Infanterie- 
menter 106 und 107) im Abschnitt Barleur—Morgw. 
Ein zweites Mal wurden als besondere Verlaßtruppen 
nochmals eingesetzt: 
Die 24. Infanteriedivision und die 40. Infanteriedivision 
unter ihrem XIX. Armeekorps bei Warlencourt und links 
anschließend die 23. Reservedivision vom 25. Oktober bis 
4. Dezember bei Thilloy—Béaulencourt, während deren 
Schwesterdivision, die 24. Reservedivision, bereits im Sep- 
tember (13.—17. September) wieder in den schweren Kampf 
um Combles, Nancourt und Martinpuich hineingeworfen 
wurde. Die §8. Infanteriedivision mußte im letzten Okto- 
berdrittel nochmals an der Ancre bei Miraumont zur geit 
der dortigen Großangriffe der Engländer in Stellung gehen. 
Sie hielt dort unter schweren Verlusten bis 20. November 
brav aus. 
Im November 10#16 wurde auch die 32. Infanteriedioi- 
sion, die inzwischen in dem nie ruhigen Argonnerwald die 
Wacht gehalten hatte, in den Abschnitt zwischen Bouchavesnes 
und Peronne herangeholt. Sie hielt ihn bis zum Abmarsch 
in die Siegfriedstellung im März 1917. 
Die Sachsen an der Ostfront 1916 
Zunächst waren mur dieselben sächsischen Truppenteile wie 
in den Jahren zuvor in den Verbänden des Ostheeres unter 
preußischem Befehl, die 8. Kavalleriedivision an der Düna 
und die Landwehrregimenter 100, 101, 102, 107 und 133 
über die ganze Ostfront zerstreut; dazu mehrere Ersatz- 
und Landsturmbataillone, sowie schwere Batterien. 
Im August 1916 kam die 123. Infanteriedivision in 
die Nähe von Smorgon östlich von Wilna und im November 
1916 die 93. Reservedioision nach Galiz: wen an die Nara- 
jowka. Das Nähere darüber enthält die Geschichte der be— 
sreffenden Divisionen, welche folgt. — 
1917 
„Die Aussichten für das neue Kriegsjahr waren trotz des 
günstigen Abschlusses von 1916 überaus ernst,“ urteilt 
Ludendorff. 
Anfangs März wurden die Franzosen bei Roye, die Eng- 
länder nördlich der Somme rege. Ein erbeuteter fran- 
zösischer Befehl wies auf Großangriff für April an der 
Aione hin. Vorher gelang die Alberich-Bewegung, die Zu- 
verlegung der Front zwischen Arras bis Vailly an der 
Aisne, wie gewollt, eine glänzende Leistung von Führung 
und Truppe, zugleich ein Zeugnis vorausschauender Leistung 
der Obersten Heeresleitung. 
Vor Beginn derselben am 17. März griffen die Eng- 
länder bei Bouchavesnes die sächsische 32. Infanteriedivision 
an. Es gelang ihr aber trotzdem, sich rechtzeitig loszulösen. 
Nach Beziehen der Siegfriedstellung war die deutsche 
Front gefestigter und geschlossener. Einzelne Dioisionen 
konnten herausgezogen werden. Die Arbeit hatte sich be- 
zahlt gemacht. 
Die erste Armee wurde aus der Siegfriedstellung heraus- 
gezogen und zwischen siebenter und dritter Armee, wo der 
französische Aprilangriff bevorstand, eingeschoben. 
In Nußland begann im März die Revolution. Ihre 
Wirkung auf den Krieg war zunächst nicht zu übersehen. 
Der Austausch von Divisionen zwischen Ost= und West- 
front wurde möglich. Der U-Bootkrieg erbrachte riesige Erst- 
erfolge und machte das Frühjahr 1017 zur „kritischsten und 
tödlichsten Zeit, die England seit dem Kriegobeginn erlebt 
hatte“ (Winston Churchill). 
Das spornte die Engländer zum Handeln an der West- 
front an. Sie griffen Anfang April beiderseits von Arras 
auf 30 Kilometer breiter Front an. Beiderseits der Scarpe 
gewannen sie Boden, mehrere Oivisionen der sechsten 
Armee ließen sich überrennen. 
Die Schlacht von Arras am 0. April war ein schlechter 
Anfang des Entscheidungskampfes. 
Ende April war hier die Lage gerettet. Der englische 
Stoß gegen den Nordpfeiler der Siegfriedstellung war ge- 
scheitert. 
Der Gewaltschlag der Franzosen gegen den Südpfe iler 
dieser Stellung und im Anschluß gegen die RNeimsstellung 
von Vailly bis zur Suippes setzte ebenfalls Anfang April 
ein. Er sollte den Durchbruch im großen erbringen und 
damit die ganze deutsche Westfront erschüttern. 
Gleichzeitig griffen die Franzosen im April auch öst- 
lich von Reims an. Die Höhenstellung von Moronoille 
ging infolge Versagens einer Division verloren. Die links 
anschließende sächsische s8. Infanteriedivision hielt sich 
unter schwersten Verlusten. Der übereilte Gegenstoß der 
Eingreifdivisionen zersplitterte. Dort fochten auch die beiden 
Divisionen des XII. Armcekorps, die 23. Infanteriedivi- 
sion vom 15. April ab, die 32. Infanteriedivision vom. 
20. April ab. Sie behaupteten schließlich die Nordhänge 
des Berglanbes. Dessen Kuppen blieben im Besitz der 
Franzosen. Auch hier versuchten letztere im Mai nochmals
	        
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