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allmählich gebessert. Die Munitonslage blieb dauernd
traurig. Zunächst wurden die Truppen ohne Nücksicht auf
taktische Verbände an die bedrängte Sommefront geworfen
von überall her, wo ihr Herausziehen möglich schien. So
wurden von beiden Divisionen des XII. Armeekorps die
Regimenter 100, 102, 103 und 177, sowie Jägerbataillon 12
einzeln, dann als Division Francke (Generalmajor, Komman=
deur der 64. Infanteriebrigade) vom 20. Juli bis 9. Sep-
tember an bedrohtesier Stelle eingesetzt. Die Kampffront
derselben bezeichnen die Dörfer Estrées—Soyêcourt—Ver-
mandovillers.
Noch früher wurde die 24. Reservedioision — bereits am
12. Juli — am Delbillewald, bei den Dörfern Ginchy und
Guillemont eingesetzt. Sie blieb dort bis Ende Juli. Die
andere Division des XII. Armeekorps, die 23. Reserre-
division focht vom 23. Juli bis 11. August in dem Ab-
schnitt Maurepas—Monacuferme, den bis dahin die sächsische
123. Infanteriedivision mit Aufbietung der letzten Kraft
verteidigt hatte. Das Generalkommando des XII. Re-
servekorps leitete von Ende Juli bis Mitte September den
Abwehrkampf im Abschnitt vom Delvillewald bis zur Somme.
Das Generalkommando des XIX. Armeekorps übernahm
Anfang August die Abwehrgruppe westlich Bapaume. Seine
24. Infanteriedivision focht unter ihm bei Pozières, links
anschließend die 40. Infanteriedivision am Foureaurwald.
Das Generalkommando des XII. Armeekorp# wurde zwar
Ende August auch an die Somme befördert, fand aber dort
keine Verwendung. Nur seine 23. Infanteriedivision wurde
von Ende August bis 24. Oktober zwwischen Vermandovillers
und Chaulnes am südlichsten Eckpfeiler der Sommefront
eingesetzt. Bei ihr focht an Stelle des Leibgrenadierregi-
ments 100 bis zum 9. September das Infanterieregi-
ment 177, von da ab das Leibgrenadierregiment loo wieder
im alten Divisionsverband.
Nach sieben Wochen unerhört anstrengender Kämpfe er-
hielt die Division weiter südlich den Abschnitt von Chaulnes
bis Noye anvertraut, den sie bis in den März 1917, bis
zum deutschen Rückzug in die Siegfriedstellung, uner-
schütterlich festhielt.
Im September kam auch die 53. Reservedioision
(Reserve-Infanterieregimenter 241, 242, 243) an die
Somme. Sie focht in dem Abschnitt dicht nördlich der
Somme, den die 123. Infanteriedioision im Juli und die
23. Reservedivision Ende Juli und im ersten Augustdrittel
verteidigt hatten.
Im Septemmber focht gleichzeitig südlich der Somme die
58. Infanteriedivision (dabei die sächsischen Infanterie-
menter 106 und 107) im Abschnitt Barleur—Morgw.
Ein zweites Mal wurden als besondere Verlaßtruppen
nochmals eingesetzt:
Die 24. Infanteriedivision und die 40. Infanteriedivision
unter ihrem XIX. Armeekorps bei Warlencourt und links
anschließend die 23. Reservedivision vom 25. Oktober bis
4. Dezember bei Thilloy—Béaulencourt, während deren
Schwesterdivision, die 24. Reservedivision, bereits im Sep-
tember (13.—17. September) wieder in den schweren Kampf
um Combles, Nancourt und Martinpuich hineingeworfen
wurde. Die §8. Infanteriedivision mußte im letzten Okto-
berdrittel nochmals an der Ancre bei Miraumont zur geit
der dortigen Großangriffe der Engländer in Stellung gehen.
Sie hielt dort unter schweren Verlusten bis 20. November
brav aus.
Im November 10#16 wurde auch die 32. Infanteriedioi-
sion, die inzwischen in dem nie ruhigen Argonnerwald die
Wacht gehalten hatte, in den Abschnitt zwischen Bouchavesnes
und Peronne herangeholt. Sie hielt ihn bis zum Abmarsch
in die Siegfriedstellung im März 1917.
Die Sachsen an der Ostfront 1916
Zunächst waren mur dieselben sächsischen Truppenteile wie
in den Jahren zuvor in den Verbänden des Ostheeres unter
preußischem Befehl, die 8. Kavalleriedivision an der Düna
und die Landwehrregimenter 100, 101, 102, 107 und 133
über die ganze Ostfront zerstreut; dazu mehrere Ersatz-
und Landsturmbataillone, sowie schwere Batterien.
Im August 1916 kam die 123. Infanteriedivision in
die Nähe von Smorgon östlich von Wilna und im November
1916 die 93. Reservedioision nach Galiz: wen an die Nara-
jowka. Das Nähere darüber enthält die Geschichte der be—
sreffenden Divisionen, welche folgt. —
1917
„Die Aussichten für das neue Kriegsjahr waren trotz des
günstigen Abschlusses von 1916 überaus ernst,“ urteilt
Ludendorff.
Anfangs März wurden die Franzosen bei Roye, die Eng-
länder nördlich der Somme rege. Ein erbeuteter fran-
zösischer Befehl wies auf Großangriff für April an der
Aione hin. Vorher gelang die Alberich-Bewegung, die Zu-
verlegung der Front zwischen Arras bis Vailly an der
Aisne, wie gewollt, eine glänzende Leistung von Führung
und Truppe, zugleich ein Zeugnis vorausschauender Leistung
der Obersten Heeresleitung.
Vor Beginn derselben am 17. März griffen die Eng-
länder bei Bouchavesnes die sächsische 32. Infanteriedivision
an. Es gelang ihr aber trotzdem, sich rechtzeitig loszulösen.
Nach Beziehen der Siegfriedstellung war die deutsche
Front gefestigter und geschlossener. Einzelne Dioisionen
konnten herausgezogen werden. Die Arbeit hatte sich be-
zahlt gemacht.
Die erste Armee wurde aus der Siegfriedstellung heraus-
gezogen und zwischen siebenter und dritter Armee, wo der
französische Aprilangriff bevorstand, eingeschoben.
In Nußland begann im März die Revolution. Ihre
Wirkung auf den Krieg war zunächst nicht zu übersehen.
Der Austausch von Divisionen zwischen Ost= und West-
front wurde möglich. Der U-Bootkrieg erbrachte riesige Erst-
erfolge und machte das Frühjahr 1017 zur „kritischsten und
tödlichsten Zeit, die England seit dem Kriegobeginn erlebt
hatte“ (Winston Churchill).
Das spornte die Engländer zum Handeln an der West-
front an. Sie griffen Anfang April beiderseits von Arras
auf 30 Kilometer breiter Front an. Beiderseits der Scarpe
gewannen sie Boden, mehrere Oivisionen der sechsten
Armee ließen sich überrennen.
Die Schlacht von Arras am 0. April war ein schlechter
Anfang des Entscheidungskampfes.
Ende April war hier die Lage gerettet. Der englische
Stoß gegen den Nordpfeiler der Siegfriedstellung war ge-
scheitert.
Der Gewaltschlag der Franzosen gegen den Südpfe iler
dieser Stellung und im Anschluß gegen die RNeimsstellung
von Vailly bis zur Suippes setzte ebenfalls Anfang April
ein. Er sollte den Durchbruch im großen erbringen und
damit die ganze deutsche Westfront erschüttern.
Gleichzeitig griffen die Franzosen im April auch öst-
lich von Reims an. Die Höhenstellung von Moronoille
ging infolge Versagens einer Division verloren. Die links
anschließende sächsische s8. Infanteriedivision hielt sich
unter schwersten Verlusten. Der übereilte Gegenstoß der
Eingreifdivisionen zersplitterte. Dort fochten auch die beiden
Divisionen des XII. Armcekorps, die 23. Infanteriedivi-
sion vom 15. April ab, die 32. Infanteriedivision vom.
20. April ab. Sie behaupteten schließlich die Nordhänge
des Berglanbes. Dessen Kuppen blieben im Besitz der
Franzosen. Auch hier versuchten letztere im Mai nochmals