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Rege Fliegertätigkeit setzte ein. Am 16. August verrieten
Gefangene, daß ein Großangriff bevorstehe.
Bei der rechts benachbarten 222. Infanteriedivision be-
gann bereits am 17. August der Kampf. Vor dem rechten
Flügel der 53. Infanteriedivision wies Reserve-Infanterie-
regiment 242 Vorstöße an diesem Tag zurück. Hinter der
feindlichen Front herrschte regster Verkehr auf allen gegen
die Stellung der 53. Reservedivision heranführenden Straßen
und Mulden.
Am 18. August brach der Großangriff los. Von Mittag
ab lag schwerstes Feuer über Stellung und Hinterge.ände.
Nach zweistündigem Trommelfeuer ging der Feind 7 Uhr
abends vor. Die Vorfeldtrupps von Reserve-Infanterie-
regiment 242 wurden durch Feuer abgeriegelt und in Kürze
vernichtet. In die Hauptwiderstandslinie eingedrungene Fran-
zosen wurden noch in der Nacht durch die Kampfbataillone
aller drei Bataillone im Gegenstoß wieder herausgeworfen.
Unsere Artillerie verseuchte die Mulden vor der Front, wo
sich die feindlichen Stoßmassen bereitstellten.
Am 19. August frühzeitig traf Jägerregiment 12 mit
zwei Begleitbatterien als Eingreiftruppe hinter der 53.
Reservedivision ein, gerade noch zur rechten Zeit. Von
6 bis 8 Uhr morgens lag schwerstes Trommelfeuer auf der
deutschen Stellung. Sie wurde völlig eingeebnet, alle Ma-
schinengewehrnester und sonstigen Sturmabwehrmittel rest-
los dadurch zerschlagen. Gegen 8 Uhr morgens begann
der feindliche Infanterieangriff, dem eine doppelte Feuer-
walze vorausging. Der Hauptstoß richtete sich gegen den
rechten Flügel. Die ersten feindlichen Wellen wurden glatt
abgewiesen. Schließlich drang der Feind an der Nahtstelle
zum rechten Nachbar ein. Der tapfere Hauptmann Kunz,
Führer vom II. Bataillon Reserve-Infanterieregimento 242,
bisher die Seele des unerschlütterlichen Widerstandes dort,
fiel gegen Mittag. Nun vermochte der Feind, dem zahl-
reiche Tanks vorwärtshalfen, das Reserve-Infanterieregi-
ment 242 von rechts her nach und nach aufzurollen. Re-
serve-Infanterieregiment 241 in der Mitte hielt auch weiter
unerschütterlich stand. Aber auch von links her hatte der
Feind gegen Reserve-Infanterieregiment 243 durch flankie-
rendes Vorgehen vom Aisnetal aus bis Mittag viel Boden
gewonnen. Am Nachmittag erstieg er die Hochfläche von
Cuisy, durch deckende Mulden beim Angriff gut unter-
stützt. Unter der erschreckend gut liegenden Feuerwalze, die
dem Abendangriff vorausging, erlagen die Kampfbataillone
der zähe in der Hauptabwehrfront ausharrenden drei Re-
gimenter. Ein Gegenstoß des Jägerregiments 11 von rechts
und des Jägerregiments 12 in der Mitte der Divi.ionsfront
vermochte nicht genug vorwärtszukommen. Bis zum Abend
war die Kampfkraft der Division verbraucht, aber sie dachte
nicht daran, die ihr anvertraute Stellung dem Gegner zu
lüberlassen.
Auch am folgenden Dage blammerten sich ihre Trümmer
an einzelne Widerstandsrester. Gegen 10 Uhr morgens und
6,30 Uhr abends wurden heftige feindliche Angriffe al-
gewiesen. Am Abend verfügte die neunte Armee das Jurück-
gehen der Armee bis hinter die Allette. Nur wenige Stun-
den standen zur Verfügung. Aber glatt und ohne Verlust
vollzog sich die Ablösung vom Feind, obwohl heller Mond-
schein über der zerschossenen Stellung lag. Er begünstigte
den sicheren Abmarsch der Helden, die widerwillig ihre Wi-
derstandsnester räumten. Noch am nächsten Mittag lag
schwerstes Feuer auf diesen, während die Division längst
über die Ailette gelangt war. Dort übergab sie ihren Ab-
schnitt an die Jägerdivision am 22. August 4 Uhr nach-
mittags. Die Truppen erreichten bis Abend Ruhequartiere
näher bei Laon. Tags darauf wurde die Division dann in
die Gegend von Aulnoye zurückverlegt. Aber bereits am
29. August mußte die schwergeprüfte Division von neuem
an die Front, und zwar bei Verdun, Maas West, gesahren
werden.
Am 30. August traf sie in Stenay ein und wurde, der
Argonnengruppe (dritte Armee) inzwischen zugeteilt, gleich
weiter nach Grandpré und St. Juvin gefahren. Dort über-
nahm sie von der 20|11. Infanteriedivision die Stelung, die
zwei Jahre zuvor die 32. Infanteriedivision inne gehabt
hatte. Beschreibung und Skizze der Steliung siehe bei der
32. Infanteriedivision.
Rechts, kam Reserve-Infanterieregiment 241, in der Mitte
Reserve-Infanterieregiment 243, links Reserve-Infanterie-
regiment 242 zu stehen. Das Wetter war inzwischen scheecht
geworden. Sofort wurden vom Rebrutendepot zur Auf-
füllung der Front alle einstellungsfähigen Leute heran-
gezogen und unter Auflösung der Divisions-Minenwerfer-
kompagnie Regiments-Minenwerferkompagnien zu 11 Wer-
fern gebildet, um die Kampfkraft soweit wie möglich zu er-
höhen. Zwei württembergische Landwehrbataillone stießen
außerdem zur Division.
Die Gefechtstätigkeit vor der neuen Front war gering;
vor der Divisionsfront wurden nur zwei französische Ba-
taillone festgestellt. Weiter links waren Amerikaner ein-
gesetzt. Patrouillen fanden Schanzen des Feindes völlig
unbesetzt. Die Truppen erhielten geit, sich von den angestreng-
ten Wochen nördlich der Aisne zu erholen. Leider reichte
der in der Heimat verfügbare genügend ausgebildete Ersatz
nicht mehr aus zur Aufrechterhaltung von achtzehn Feld-
divisionen für das bleine Land. So mußte Mitte Septem-
ber die Auflösung der s 3. Reservedivision, welche fast genau
vier Jahre bestanden und von Anfang an Großartiges ge-
leistet hatte, verfügt werden.
Die Division wurde in den nächsten Tagen aus der Front
gezogen. Ihr letzter Führer in schwerster Zeit, General
Frotscher, erhielt die 245. Infanteriebrigade bei der 123.
Infanteriedivision. Die Truppen fanden in Erpholungs-
quartieren noch Zeit, ihre Sachen in Stand zu setzen.
Es kamen Reserve-Infanterieregiment 241: Regiments-
stab, II. und III. Bataillon und Minenwerferkompagnie zur
23. Infanteriedivision, I. Bataillon zur 241. Infanterie-
division. Reserve-Infanterieregiment 242: Regimentsstab,
I. und II. Bataillon und Minenwerferkompagnie zur §8. In-
fanteriedivision, III. Bataillon zur 24. Reservedieision. Ne-
serve-Infanterieregiment 243: Regimentsstab und I. Ba-
taillon zur 24. Infanteriedivision, II. Bataillon zur 58. Ju-
fanteriedivision, III. Bataillon und Minenwerferkompagnie
zur 40. Infanteriedioision. Reserve-Feldartillerieregiment 32
wurde Heerestruppe, zunächst Schießplatz Maubert Fon-
taine, dorthin ging auch die Kavallerieabteilung 53. 4. Kom-
pagnie Reserve-Pionierbataillons 12 kam nach Straßburg,
Reserve-Pionierkompagnie 53 wurde s. Kompagnie des säch-
sischen Pionierbataillons 44 bei der siebenten Armee. Das
Feldrekrutendepot wurde der Infanterie entsprechend rerteilt.
Am 24. September fuhr III. Bataillon Reserve-Infan-
terieregiments 243 als erste Truppe zur 40. Infanterie-
division ab. In der folgenden Woche verließen auch die
anderen Truppen den Argonnerwald. Nur I. 241 und I.
und II. 242 blieben bis 12. Oktober als Sicherheitsbesatzung
rückwärtiger Stellungen hinter der bisberigen Front.
Sämtliche Regimenter haben in den verlustreichen End-
kämpfen in den Reihen ihrer neuen Kampfverbände ihrer
ruhmvollen Vergangenheit Ehre gemacht.
In Flandern, an Lys8 und Schelde, nördlich der Oise und
beiderseits der Maas haben sie in schwerem Kampfe die
sächsischen Soldateneigenschaften, Treue und Zähigkeit be-
wiesen und sich die Achtung ihrer neuen Kameraden schnell
erworben.