Am Vormittag des 21. August gelang es dem Feind,
der am Vormittag noch etwa in der Linie Blérancourt —
südwestlich St. Aubin — stand, im Abschnitt der 15. In-
fanteriedivision bei Blérancourt einzudringen. Die 237.
Infanteriedivision, welche in dem Waldstück östlich des
Oise-Aisne-Kanals als Eingreifdivision des Generalkom=
mandos Stein binter dem Ersatz-Infanterieregiment 23
bereitgestellt war, wurde durch die Kanalsicherungen des
Ersatz-Infanterieregiments 23 hindurch vorgezogen und zum
tiefgestaffelten Gegenstoß in südwestlicher Richtung ein-
gesetzt.
Abends wurde der Stab der 1. bapyerischen Infanterie=
division herausgezogen, das Ersatz-Infanterieregiment 23
kam unter den Befehl der 15. und 202. Infanteriedioision,
die im Abschnitt des Korps als Stellungsdioisionen ein-
gesetzt waren.
Das Anrollen der übrigen Teile der 10. Ersatzdivision
hatte sich inzwischen plamnäßig vollzogen.
Am 22. August wurde während der Nacht auf höheren
Befehl die Hauptwiderstandslinie hinter den Kanal zurück-
verlegt. Das Ersatz-Infanterieregiment 32 rückte in die
Gegend südöstlich Folembray. Ersatz-Infanterieregiment 24,
welches um 10 Uhr vormittags mit seinen letzten Teilen
eingetroffen war, wurde gleichfalls dorthin in Marsch ge-
setzt. Beide Regimenter bildeten zunächst die Korpereserve.
Der Divisions= und Infanteriebrigadestab begaben sich auf
eine Höhe nordwestlich Folembray, wo sich die Korps-
beobachtungswarte befand. In der folgenden Nacht lösten
die Ersatz-Infanterieregimenter 24 und 32 im Abschnitt
der 15. Infanteriedivision ab. Das Ersatz-Infanterieregi-
ment 23 blieb zunächst als Kanalsicherung über den ge-
samten Nordabschnitt bin eingesetzt. Am Mittag des
23. August übernahm die 19. Ersatzdibision in Barisis den
Befehl im Abschnitt.
In den ersten Tagen hielt sich die Gefechtstätigkeit des
Feindes in mäßigen Grenzen. Schwaches Störungsfeuer
lag auf dem vorderen Kampfgelände und in der Gegend
vor Barisis. Erst vom 27. August ab steigerte sich das
gegnerische Feuer zu größerer Stärke. Die Infanterie des
Feindes verhielt sich im allgemeinen ruhig und zurückhal-
tend. Patrouillen zeigten sich mehrfach am Wesiufer des
Kanals, machten aber niemals ernstlich den Versuch, ihn
zu Überschreiten.
Fast schlagartig setzte um 12 Uhr Mitternacht des
29. August starkes feindliches Artilleriefeuer auf die rechte
Hälfte des Didvisionsabschnitts ein. Auf der Kanalstellung
des Ersatz-Infanterieregiments 24 lag Minenfeuer von über-
wältigender Stärke. Unter dem Schutze dieses Feuers über-
schritt der Gegner westlich Champs den Kanal und die
Ailette. Die Kanalsicherungen des Ersatz-Infanterieregi-
ments 24 erlitten dabei schwere Verluste. Ein sofort ein-
setzender Gegenstoß vermochte den Feind nicht aufzuhalten.
Bei Morgengrauen war bereits Praast im Besitz des Fein-
des. Teile des südlich des Ersatz-Infanterieregiments 24
stehenden Regiments 32 wurden durch den rasch Boden ge-
winnenden Feind in der Flanke gefaßt und unter Verlusten
bis zur Linie Courbesseaur—lIe Marais zurückgedrängt.
Das bayerische Infanterieregiment 1 nahm im Gegenstoß
Praast und stieß mit Teilen bis südlich des Ortes halb-
wegs Praast le Marais vor. Zur Rückgewinnung der
alten Stellung wurden der Division noch je ein Bataillon
der Infanterieregimenter 8 und 48 zur Verfügung gestellt.
Um 4 Uhr nachmittags begann der Infanterieangriff,
dem seit 2 Uhr nachmittags kräftige Artillerievorbereitung
auf die Kanalstellungen vorausging. Der in den Wald
nördlich Champs eingedrungene Gegner wurde zurück-
gedrückt. Am Abend setzten starke Gegenangriffe des Fein-
des ein, die in Richtung auf Folembray—Bois de Midi
zum Stehen gebracht wurden. Als Eingreifdivision wurde
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die sächsische 24. Infanteriedivision herangezogen, sie stand
bei Pierremande und Barisis.
Der Dioisionsgefechtsstand lag vom Abend ab unter
dauernden Störungsfeuer schweren Kalibers, das nicht un-
erhebliche Verluste verursachte.
In der Nacht vom 30. zum 31. August löste das säch-
sische Infanterieregiment 133 die im Abschnitte der 45. Er-
satzbrigade stehenden vorderen Truppen ab.
Am Nachmittag des 31. August setzte der Gegner nach
Steigerung seiner Feuertätigkeit zum Trommelfeuer zu ein-
heitlichem Angriff gegen den gesamten Didvisionsabschnitt
an. Gegenstöße des Infanterieregiments 133 und des nörd-
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Stizze 67. Die 19. Ersatzdivision in Lothringen.
September bis November 1918
lich im Abschnitt der 34. Infanteriedivision eingesetzten Er-
satz-Infanterieregiments 23 warfen den Feind, wo er ein-
drang, in schneidigem Gegenstoß zurück. Die 1. bayerische
Infanteriebrigade setzte zusammen mit den Resten des Er-
satz-Infanterieregiments 32 im Waldstück nordwestlich Fo-
lembray die beiden ihr von der Division zur Verfügung
gestellten Bataillone des Infanterieregiments 71 ein. Nach
wechselvollem Kampf blieben schließlich beim Reserbve-In-
fanterieregiment 8 auf dem äußersten linken Flügel, die
Gehöfte am Bois des Vaches im Besitz des Feindes, wel-
cher auch bei der südlichen Nachbardivision im Walde west-
lich Coucy-le-Chateau ein Stück vorgedrungen war. Nachts
verbesserte ein gelungenes Stoßtruppunternehmen des In-
fanterieregiments 133 die Widerstandslinie der 19. Ersatz-
division bei Praast. Die eigenen und vorübergehend unter-
stellten Truppen der Division hatten also einen von einem
stark überlegenen Gegner nach stärkstem Munitionsaufwand
durchgeführten Angriff im allgemeinen völlig zum Schei-
tern gebracht.
In der Nacht zum 1. September löste das Infanterie-
regiment 179 der 24. Infanteriedivision das Ersatz-Infan-
terieregiment 23 bei der rechten Nachbardivision ab. Mit
der Loslösung der noch im Dioisionsabschnitt stehenden
Truppen der Division wurde im Laufe des Tags begonnen.
Am 2. und 3. September marschierten die Regimenter der
Division in den Unterkunftsraum bei Crézy südwestlich
Marle. Der Divisionsstab behielt den Befehl im Abschnitt
bis zum 3. September früh und begab sich nach erfolgter
Ablösung ebenfalls nach Crézy. Am 6. und 7. September
wurde die Division in Marle, Voyenne und Dercy ver-
laden und mit der Eisenbahn nach Lothringen gefahren.
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