Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

17. März den Steinbruch nördlich Vaur nehmen und am 
18. März im Anschluß an Infanterieregiment 106 bis zum 
Vaursee vordringen. 
Am Angriff nahmen auch die 1. Pionierkompagnie 116 
und die während des Angriffs eintreffenden Maschinen- 
gewehr-Scharfschützentrupps 92 und 94 sowie die Maschinen- 
gewehr-Ergänzungszüge 694 (bei Infanterieregiment 107) 
und 648 (bei Infanterieregiment 106) sowie Minenwerfer, 
Flammenwerfer und einzelne Geschütze teil. Bei furcht- 
barem feindlichen Feuer, das fortgesetzt das Hintergelände 
traf, wurden Tag und Nacht Minen und das ganze um- 
fangreiche Angriffsgerät herangeschleppt. 
Am 18. März 8 Uhr morgens begann das Sturmvor- 
bereitungsschießen auf die ganze französische Stellung, 
woran sich auch die Minenwerfer vom Fort Douaumont 
aus beteiligten. 12 Uhr mittags brach die rechte Sturm- 
gruppe der Division, General Kaden, los. Teile des vor- 
dersten Grabens wurden genommen, Gefangene von zwei 
Regimentern (140 und 75) eingebracht. 1 Uhr nachmittags 
ging auch die linke Gruppe, Oberstleutnant von Schönberg, 
Infanterieregiment 106, zum Angriff gegen den Rand des 
Cailettewaldes vor. Auch hier wurden die vordersten Gräben 
erreicht. Aber die Blockhäuser und betonierten Maschinen- 
gewehrnester widerstanden. Die Flammenwerfer rersagten, 
auch Brandröhren und Gaoflaschen, gegen die Sehschlitze 
der unversehrten Blockhäuser verwendet, führten nicht zum 
Jiel. Trotz des vierstündigen Jerstörungsfeuers waren alle 
feindlichen Flankierungsanlagen völlig kampffähig. Das 
Angriffsgelände lag zudem unter dem Kreuzfeuer der schwe- 
ren französischen Artillerie. Auch die Nachbardivisionen konn= 
ten ihre Anfangserfolge in dem übermächtigen feindlichen 
Artilleriefeuer nicht behaupten. 
Zunächst mußten die Blockhäuser in planmäßiger Be- 
kämpfung unschädlich gemacht werden. Gegenstöße des tap- 
feren Feindes wurden auf der ganzen Front abgewiesen. 
Die Verluste waren mäßig, 30 Tote und 159 Verwundete. 
Tags darauf ordnete das Generalkommando den Über- 
gang zum planmäßigen pioniertechnischen Angriff (Minieren 
und Sprengen der Blockhäuser) an. Neue Pioniere trafen 
ein, ebenso große Flammenwerfer. 
Die vorderste Linie wurde zu einer durchgehenden Sturm- 
ausgangsstellung ausgebaut. Dadurch verringerten sich die 
Tagesverluste, die bei dem Mangel deckender Gräben zu- 
nächst sehr hoch waren. Infanterieregiment 107 wurde in 
Fort Douaumont von der Nachbardivision abgelöst und 
übernahm nach einigen Tagen die Stellung von Infanterie- 
regiment 106 vor dem Cailettewald. Reserve-Infanterie- 
regiment 120 löste bis 26. März das in der Mitte der Di- 
vision noch liegende Infanterieregiment 36, das am 23. 
März nochmals vergeblich ein feindliches Blockhaus zu über- 
rumpeln versucht hatte, ab. Nunmehr lag innerhalb der 
Division Reserve-Infanterieregiment 120 rechts, Infanterie- 
regiment 107 links. Infanterieregiment 106 bildete im 
Boulewald die Reserve. 
Der Feind schoß mehrfach mit Fliegerbeobachtung deutsche 
Munitionslager in Brand. So explodierte am 22. März 
das große Lager bei Ornes. Die feindlichen Flieger beherrsch- 
ten durch ihre Uberzahl völlig die Luft, die Infanterie lag 
ihnen wehrlos in ihren mangelhaften Gräben xreisgegeben. 
Das harte Gestein erschwerte den Ausbau der Gräben und 
machte das Sappieren gegen die französischen Blockhäuser 
äußerst zeitraubend. Endlich am 28. März wurde die mit 
15 Jentnern geladene Mine unter dem J.-Blockhaus vor 
Reserve-Infanterieregiment 120 zur Entladung gebracht. 
Aber der Zementbau blieb bis auf bleine Beschädigungen er- 
halten. Sturmtrupps gelangten bei dem sofork von drei 
Seiten einsetzenden Feuer benachbarter Blockhäuser nicht in 
seinen Besitz. Der Mißerfolg kostete dem Reserve-Infan- 
terieregiment 120 25 Tote und 900 Verwundete. 
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Am 30. März versuchten auf Befehl des X. Reservekorps 
die 113. Infanteriedivision rechts und die s8. Infanterie- 
division links sich ohne Artillerievorbereitung in den Besitz 
der feindlichen Stellung vor Tagesanbruch (5,45 Uhr früh) 
zu setzen. Der aufmerksame Feind hielt die hinteren deut- 
schen Wellen mit Sperrfeuer im Ausgangsgraben fest. Die 
erste Welle gelangte nur bis an das völlig unversehrte Draht- 
hindernis. Die tapferen Truppen hielten sich hier bis zur 
nächsten Nacht in Granattrichtern. Die eigene Artillerie 
war nicht imstande, genügend die vorderste Feindesstellung 
zu beschießen, ohne die dicht davor gelegenen deutschen 
Sturmgräben zu gefährden. Ein Räumen derselben vor 
Beginn der Beschießung erschien nicht tunlich, dabei wäre 
das mühsam eroberte Fort Douaumont wieder preisgegeben 
worden. - 
Am 31. März gelang es der linken Nachbardivision (121. 
Infanteriedioision), ein Stück vorwärtszukommen. Die Ar- 
tillerie der 58. Infanteriedivision griff dabei unterstützend ein. 
Tagsüber wurde nunmehr doch die Stellung geräumt. 
Die Artillerie benutzte die Zeit zum Sturmreifschießen der 
vordersten Feindesgräben. 
Am Morgen des 2. April machte der Feind auf breiter 
Front einen Gegenangriff. Er scheiterte vor der rechtzeitig 
wieder besetzten vordersten Stellung der "*8. Infanterie- 
division völlig. 
* Uhr nachmittags ging dann das X. Armeekorps zum 
Gegenstoß über. Bei der §s. Infanteriedioision griff rechts 
Reserve-Infanterieregiment 120, dabei III. Bataillon In- 
fanterieregiments 106, und linbs Infanterieregiment 107, 
dabei I. Bataillon Infanterieregiments 106 an. Als Di- 
visionsreserve folgte II. Bataillon Infanterieregiments 106 
und wurde 7 Uhr abends der 116. Infanteriebrigade frei- 
gegeben. 
In kühnem Ansturm und Wetteifer drangen beide Regi- 
menter vor. Reserve-Infanterieregiment 120 erreichte so- 
gar die Bahn, Infanterieregiment 107 arbeitete sich durch 
den Cailettewald vor. Einzelne Blockhäuser widerstanden 
jedem Angriff und vermehrten die Verluste der Angreifer. 
Zahlreiche Gefangene — im ganzen 10 Offiziere und *76 
Mann — wurden eingebracht. Unter schwerstem Feuer 
bauten sich während der Nacht die beiden Regimenter, die 
stark gelitten hatten, besonders an Offizieren, in der erreichten 
Linie ein. Links von der §8. Infanteriedivision hing die 
Nachbardioision noch etwas zurück. Sie hatte unbe- 
zwungene Stützpunkte in beiden Flanken. Sie traf am 
nächsten Morgen ein starker französischer Gegenangriff, der 
sie vom Vaursee bis an das Dorf Vaux zurückdrückte. 
Auch gegen die stark ermüdeten Regimenter der §8. In- 
fanteriedivision brach der Feind am Vormittag vor. Ein 
Teil der gewonnenen Linie ging verloren. Mittags wurde 
der feindliche Angriff zum Stehen gebracht. Die Kom- 
pagnien waren kaum noch 70 Mann stark und völlig er- 
schöpft. 
Anm Abend setzte furchtbare Beschießung durch schwerste 
feindliche Artillerie ein, die das Reserve-Infanterie- 
regiment 120 besonders schwer traf. „Die Mannschaften 
halten sich großartig, bringen blutig Meldekarten im stärk- 
sten Artilleriefeuer. Einer Wiederholung des feindlichen 
Feuers bin ich nach dem Geist des Regiments gewachsen, 
aber nicht mehr nach der Jahl. Ablösung bitte beeilen,“ 
meldete 9,40 Uhr abends der Regimentskommandeur des 
Reserve-Infanterieregiments 120. 
Allein S00 Granaten von 28-Zentimeter-Kaliber wurden 
in zwei Abendstunden auf die nächste Umgebung des Forts 
Douaumont verschossen, zwei Reservekompagnien des III. 
Bataillons Infanterieregiments 106 dabei völlig zersprengt, 
viele Leute verschüttet. 
Auch an den beiden folgenden Tagen und besonders bei 
Nacht wiederholte die schiwere feindliche Artillerie die Be-
	        
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