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derselben angehört hatte, plötzlich „zur Einrichtung einer
Etappenkommandantur für ein deutsches Karpathenkorps“
nach Südostungarn abberufen. Rumäniens verräterische Hal-
tung warf schon ihre Schatten voraus. Sie fand aber die
deutsche Heeresleitung nicht unvorbereitet, wie die Abkom-
mandierung eines Generalstabsoffiziers am 25. Juli zeigt,
reichlich einen Monat früher, als von den verräterischen Ru-
mänen der Krieg erklärt wurde.
Im August fanden bei der Dioision Besichtigungen der
Kompagnien und Batterien statt und Prüfungen der zahl-
reichen Ausbildungskurse. Auf allen Gebieten war fleißig
gearbeitet worden.
Mitte August wurde nach Angaben von Überläufern mit
einem Angriff im Trichtergelände vor Infanterieregiment 107
gerechnet. Es kam aber nur zu schwächlichen Patrouillen--
vorstößen. Die von der Somme hier abgestellten franzö-
sischen Divisionen verspürten sichtlich gar keinen Tatendrang.
Seitens der Division wurde der Ausbau von Cernay als
Stützpunkt betrieben, eine ganze Blockhauslinie wurde nach
den Erfahrungen von Verdun und von der Somme hinter
der Front neuangelegt. Auch sonst erforderte die anfangs
16 Kilometer, zuletzt 14,5 Kilometer breite Stellung viel
Arbeit. Daneben mußten für Betriebe hinter der Front
1550 Mann abgegeben werden. 6
Mitte August verließ die Nachbardivision, 6. Infanterie-
division, ihren ruhigen Posten. Auch eine weitere (§.)
Batterie des Feldartillerieregiments 116 ging an die Somme,
um bei Morval sich besonders auszuzeichnen.
Der Division wurde im August das Landsturmbataillon
Darmstadt überwiesen. Es konnte Anfang September vorn
mit drei Kompagnien eingesetzt werden.
Am o. September begann die Ablösung der Division durch
die von der Somme eintreffende 36. Infanteriedivision. Zu-
erst wurden das I. Bataillon Infanterieregiments 107, das
II. Bataillon Infanterieregiments 106 und das III. Ba-
taillon Reserve-Infanterieregiments 120 abbefördert. Sie
fuhren über Laon nach Ham und wurden sofort südlich von
Peronne vorn von der 17. Reservedivision eingesetzt. Am
12. September übergab die Dibision den Abschnitt Reims in
bester Verfassung. Sie hatte ihre Stellung volle vier Monate
innegehabt. Der Gesamtverlust betrug für diese ganze Zeit nur
383 Mann (8 Offiziere). Nach fünf Monaten der Ruhe
trat die Division in den Großkampf an der Somme am
13. September ein. Sie unterstand dort der zweiten Armee,
gehörte zum IX. Armeekorps, Didvisionsstabsqguartier war
Monchy—Lagache.
4. An der Somme südwestlich Peronne
September 1916
Die Division focht an der Somme in ihrer alten Kriegs-
gliederung. Die Infanterie war mit Maschinengewehren
gut ausgerüstet, Infanterieregiment 106 hatte 16, Infan=
terieregiment 107 sogar 22 und Reserve-Infanterieregiment
120 — 21 Maschinengewehre. Dazu bam der Maschinen-
gewehr-Scharfschützentrupp 92 mit acht Gewehren. Die
Feldartillerie hatte ihre vollen vier Geschütze je Batterie und
den Flagzug 131. Jugeteilt waren an der Somme weitere
16 Feldbatterien. Zu den beiden Batterien des Fußartillerie=
bataillons §§ traten an der Somme noch 15 schwere Batte-
rien. Zu den beiden Pionierkompagnien 115 und 116 kam
noch eine bayerische Landsturm-Pionierkompagnie hinzu und
die Minenwerferkompagnie 58 fand dort noch eine weitere
vor. Gerade aber an Minenwerfern sollten sich die Fran-
zosen weit überlegen zeigen. Deren Gebrauch drückte dem
Kampfe im September geradezu das Gepräge auf. Die fran-
zösische Infanterie war schon sichtlich ermüdet. Nur die
Farbigen, mit rücksichtsloser Schärfe vorwärtögetrieben,
griffen noch schneidig ein, sobald sie die deutschen Gräben
durch die schweren Minen zerschmettert sahen. Vor dem
ruhigen Abwehrfeuer auch weniger noch kampffähiger Deut-
scher in Minenbratern und Geschoßtrichtern fluteten sie aber
stets alsbald zurück.
Die Stellung der Division lag auf dem westlichen Somme-
ufer südwestlich von Peronne, vorwärts von Barleur und
halbwegs des zerstörten Belloy und der beiden übel zu-
gerichteten kleinen Dörfer Villers Carbonnel und Horgnie.
Vorwärts des letzteren Ortes lag die Grenze zur linken Nach-
bardioision. Der Abschnitt war fünf Kilometer breit. Die
vordere Stellung bestand in einem Gewirr von Geschoß-
trichtern und Resten alter Batteriestellungen ohne Zusammen=
hang und gedeckte Verbindungen.. Selbst bei der Ubernahme
der Stellung konnte die Lage in vorderster Linie nicht genau
festgestellt werden. Die Verbindung mit den Nachbardivi-
sionen herzustellen gelang erst viel später, da diese nicht bis
zu den angegebenen Grenzen heranreichten.
Hinter der vordersten Linie lag quer zur Front die 800 Me-
ter breite versumpfte Sommeniederung. Über sie führten
eine Anzahl von Brücken und Stegen, die Tag und Nacht
unter feindlichem Feuer lagen. Die zweite und dritte Stel-
lung östlich der Somme waren bis auf die fehlenden ge-
schoßsicheren Unterstände ausgebaut.
Die Front zerfiel in drei Unterabschnitte, rechts Infan=
terieregiment 107, Mitte Infanterieregiment 106, links
Reserve-Infanterieregiment 120. Mitte und besonders linker
Flügel waren Ziel des feindlichen Angriffes, der gleich am
13. September, nachdem die drei Regimenter die Stellung
übernommen hatten, einsetzte. Auf der ganzen Front wurde
der wiederholt anstürmende Franzose abgewiesen.
Trübes Wetter, öfters Regen und kalte Nächte leiteten
den Herbst ein. Die schlechte Sicht beschränkte stundenweise
das feindliche Artilleriefeuer. Diesseits antworteten 94 Ge-
schütze im Divisionsstreifen. So war für auöreichende Ar-
tillerieunterstützung gesorgt. Auch Maschinengewehre standen
in genügender Zahl zur Verfügung, ebenso alle Nahkampf=
mittel. Nur das Vorbringen von Wasser und warmer Kost
versagte zuweilen bei der Schwierigkeit, die Sommeniede-
rung zu überschreiten.
Gleich die ersten drei Gefechtstage an der Somme ko-
steten annähernd soviel Verluste wie die vier Monate an der
Reimser Front (8 Offiziere und 363 Mann).
Der 14. September verlief ruhiger. Kleinere Vorstöße
auf der ganzen Front wurden leicht abgewiesen. Am 15.
September ging der Feind gegen die links anschließende 10.
Ersatzdivision mit starken Kräften vor und drückte deren
rechte Hälfte ein gutes Stück zurück. Reserve-Infanterie-
regiment 120 mußte seinen linken Flügel umbiegen, litt
stark unter furchtbarem Feuer, wies aber alle Angriffe ab.
Abends drückte links davon Infanterieregiment 369 die
eigene Kampflinie wieder bis in seine Höhe vor. Auch In-
fanterieregiment 106, in der Mitte der 58. Infanteriedivi-
sion, wurde mehrfach an diesem Tage angegriffen und nahm
bis zum Abend alle Teile des Vorfeldes, die zeitweise ver-
loren gingen, wieder. Barleux (Infanterieregiment 107)
lag den ganzen Tag über unter schwerstem Feuer.
Die folgende Nacht hielt das Trommelfeuer auf der
ganzen Stellung an. Das Fernverkehrsnetz versagte. Bei
der 10. Ersatzdivision drang der Feind in die Stellung nörd-
lich von Beony ein.
Hinter der §8. Infanteriedivision traf die sächsische 212.
Infanteriedivision ein. Der Brückentrain der 58. Infanterie=
dioision erreichte Devise.
Der 16. September verlief ohne Großangriff. Das über-
mächtige feindliche Minenfeuer verursachte schwerste Ver-
luste. Die Absicht, die gesamte Artillerie der Division zur
Jerstörung der feindlichen Minenwerfer zusammenzufassen,
scheiterte an der Munitionsfrage.