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Die Ausbildung der Division wurde in den Wintermonaten
nach Kräften gefördert. Der Oberbefehlshaber der fünften
Armee, General von Gallwitz, und der kommandierende
General des VII. Armeekorps, General von Francois, be-
sichtigten nach und nach alle Teile der Division bei ihrer
Vorarbeit für den Großkampf.
Anfang Februar wurde Feldartillerieregiment 115 nach
der Champagne, wo ein Angriff drohte, zum XXVI. Re-
servekorpo auf einige Zeit abgegeben. Es kehrte nach drei
Wochen von dort zurück, nachdem es bei einem Unternehmen
in Gegend von Ripont sich neu bewährt hatte.
Die Infanterie der Olvision lag in vierzehntägigem Wechsel
der Ausbildung und dem Schanzbau ob. Anfang Februar trat
bei Infanterieregiment 107 Typhus auf, den es aber ge-
lang in Grenzen zu halten. Von Anfang März ab wurden
die Bataillone von den vorderen Divisionen auch zur
Stellungsbesatzung herangezogen. Am 20. März wurde die
Division zur dritten Armee abtransportiert, wo sich neue
schwere Kämpfe vorbereiteten. Anfang März hatte die
Division auf ihren zweijährigen Bestand in starkbewegter
Jeit zurückgeblickt. Sie sollte alsbald neuen schwersten
Prüfungen entgegengehen.
8. In der Frühjahrsschlacht östlich von Reims
vom 21. März bis 29. April 1917
Siehe Skizze 5 auf Seite 26
Die Division wurde dem XIV. Armeekorps unterstellt,
General der Infanterie Chales de Beaulieu, und löste die
sächsische 212. Infanteriedivision, Generalmajor Francke,
westlich Aubérive bis Aubérive einschließlich, ab. Oi#isions=
stabsquartier Pont Faverger. Sie erhielt also den Ab-
schnitt anvertraut, den sächsische Truppen seit 1914 fast
dauernd inne gehabt hatten. Rechts, westlich Pont Faverger,
schloß die 214. Infanteriedivision an, links die 30. In-
fanteriedivision, dem XII. Armeekorps unterstehend.
Innerhalb der Division standen von West nach Ost In=
fanterieregiment 106, Reserve-Infanterieregiment 103, In-
fanterieregiment 107. Am 27. März war die Ablösung
durchgeführt. Das Feldartillerieregiment 115 fand schon
am Abend dieses Tages Gelegenheit, mit Erfolg in ein
Unternehmen der 30. Infanteriedioision links einzugreifen.
2. Kompagnie Reserve-Pionierbataillons 22 wurde am Stau-
wehr Aubérive, Pionierkompagnie Ulü#s in der Blockhaus-
stellung am Fichtelberg zur Arbeit herangezogen. Die neue
Blockhausstellung war in schlechtem Zustand, ohne System
gebaut, zum Teil eingefallen und verwahrlost. Die Unter-
stände der Kampfgräben waren wenig ausgebaut, kaum
einer schußsicher. Die Reserve-1-Stellung war leddlich,
aber wenig Unterstände, die Reserve-2-Stellung sehr un-
zureichend, ohne Unterstände. Verbindungsgräben wenig
und schlecht gehalten, Fernsprechnetz gänzlich unzureichend,
ebenso Lichtsignal= und Funkerverbindung. Gegenüber stand
die 33. französische Infanteriedivision, deren vordere Gräben
waren nur von Posten besetzt. Nichts deutete auf nahe An-
griffsabsichten. Doch wurde mit Uberraschungen durch den
Feind gerechnet. Gefangene wußten nichts auszusagen.
Vom 3. April ab wurde starker Verkehr hinter der feind-
lichen Front gemeldet. Patrouillen kamen nicht mehr über
die französischen Hindernisse vorwärts. Mehrfach schoß der
Feind mit Gas und drohte mit Gasabblasen. Am 6. Aprik
wurde der Fesselballon der Division heruntergeschossen. Der
Feind belegte nach und nach die meisten Batterien mit
schwerem Feuer. Am 10. Wril stand fest, daß ein Angriff
unmittelbar bevorstand. Mit Tanks westlich Aubérive wurde
gerechnet. Am 11. April wurde die erste Armee zwischen
der siebenten und dritten Armee eingeschoben. Die S8. In-
fanteriedivision bildete nunmehr deren linken Flügel.
Am gleichen Tage setzte der feindliche Angriff mit
mächtigem Artilleriefeuer, das zahlreiche Flieger gut leiteten,
ein. Die Kampfgräben wurden eingeebnet, das ganze
Hinterland lag unter gut verteiltem Beschuß. Die eigene
Artillerie hatte schweren Materialverlust. Hinter der Diwvi-
sion traf die sächsische 32. Infanteriedivision ein, deren
Infanterieregiment 103 besetzte die Reserve-2-Stellung
der 56. Infanteriedioision.
Tags darauf riß die Verbindung mit Infanterieregiment
106 ab. Stärkstes Minenfeuer lag auf der ganzen Front,
die feindlichen Flieger beherrschten in ihrer Überzahl die
Luft. Vor den Nachbardiovisionen füllten sich die feindlichen
Gräben mit Stoßtruppen. Bei der links anschließenden
30. Infanteriedivision wurde das Straßburger Sachsen-
regiment, Infanterieregiment los, das an Infanterieregi-
ment 107 östlich von Aubêrive anschloß, beftig angefallen,
wies aber den Angriff glatt ab.
Am 15. April entfernte der Feind vor Aubérive (Infan-
terieregiment 107) seine Fronthindernisse. Vor der Mitte
der Division stellten tapfere Patrouillen des Reserve-In-
fanterieregiments 103 die marokkanische Divisionen als
neu herangeschoben fest. Gefangene sagten aus, der Angriff
mit zahlreichen Tanks sei für den 15. April geplant.
Am 14. April erhielt die schwere französische Artillerie
die volle Feuerüberlegenheit. Sie war an Schußweite den
veralteten deutschen Batterien dieses Frontabschnitts weit
überlegen und konnte nicht gefaßt werden. Am Abend war
die deutsche Artillerie spstematisch niedergekämpft. Ersatz
der kampfunfähigen Geschütze war nicht sofort erreichbar.
Leider erkrankte der Dioisionskommandeur, Generalleutnant
von Gersdorff, für ihn übernahm Generalmajor von der
Decken, Führer der 32. Infanteriedivision, den Befehl im
Abschnitt.
In der folgenden Nacht sandte die feindliche Artillerie
Vernichtungswellen von Gasfeuer wiederholt über Stellung
und Hinterland. Wider Erwarten blieb der am 18. April
früh erwartete Angriff aus. Scheinbar wollte der Feind
die tapferen Verteidiger erst völlig zermürben, um dann
lberraschend zum Stoß vorzubrechen.
Am 1. April setzten weiter rechts bei der siebenten Armee
die französischen Angriffe ein. Sie hatten nur begrenzten
Anfangserfolg. Bei der Dioision traf der neue Divisions-
führer, Generalmajor Graf Vitzthum von Eckstädt, ein,
auch der Oberbefehlshaber, General von Below, weilte am
Vormittag bei der Dioision. Tagsüber hielt das Höllen-
feuer an.
Am 17. April erfolgte endlich der feindliche Großangriff.
Er brachte den Feind in den Besitz des Höhengeländes rechts
der Division und des Fichtelbergs, dessen tapferer Ver-
teidiger Rittmeister Schmidt den Heldentod fand. Der
Vorstoß der Algerier und Marokkaner erreichte im Ab-
schnitt der §8. Infanteriedivision den Mittelwald, dessen
Hauptteil von tapferen Trupps von Infanterieregiment 106
und Reserve-Infanterieregiment 103 gehalten wurde. Weiter
links hielt Infanterieregiment 107 unerschütterlich Aubérive,
obwohl östlich davon der Feind weit in die deutsche Front
hineinstieß.
Zunächst blieb die Lage in dem unübersichtlichen Höhen-
gelände völlig ungeklärt. Der geplante gemeinsame Gegen-
angriff der 214.Infanteriedivision, '8. Infanteriedivision und
32. Infanteriedivision kam nicht zustande. Dazu waren die
zermürbten Truppen, die seit Tagen im Trommelfeuer gelegen
hatten, nicht imstande. Bei Infanterieregiment 106 hatten
die Kompagnien kaum noch 60 Mann, bei Reserve-Infanterie-
regiment los waren bei mehreren Kompagnien nur noch
wenige Gruppen vorhanden. Nur Infanterieregiment 103
kam für einen Gegenstoß in Betracht. Es schob sich bis
zum Abend so weit vor, daß am 18. April früh der Vorstoß
gegen den Fichtelberg möglich wurde. Da die Artillerie zum
Teil in Feindeshand gefallen, zum größten Teil vernichtet