Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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waren die Truppen herausgezogen. Die linke Nachbardivi- 
sion übernahm den Abschnitt mit. Am 7. Oktober verließen 
die ersten Züge Konstantinow. I. Bataillon Reserve-In- 
fanterieregiments 103 kehrte erst jetzt vom III. Reserve- 
korps zur Dlvision zurück. 
10. In Belgisch-Flandern 
vom Anfang Oktober 1917 bis Mitte Mai 1018 
Siehe Skizze 35 auf Seite 74 
Über Königsberg—.Hamburg—Bremen.—ODuisburg trafen 
die ersten Züge am 10. Oktober in Torhout ein. Am 14. Ok- 
tober war die Division in dortiger Gegend versammelt. Die 
große Flandernschlacht wütete seit August in unverminderter 
Heftigkeit fort. Die Division trat unter den Befehl der 
vierten Armee (Sirt von Armin) und wurde der Gruppe 
Diksmuide (XVIII. Armeekorps) zugeteilt. Die Division 
sollte zunächst Eingreifdivision der Gruppe werden. Aber 
die Not der Stunde gebot anders. Das zuerst eingetroffene 
Infanterieregiment 106 wurde sofort im Abschnitt der 
119. Infanteriedivision dicht südwestlich des Houthoulster 
Waldes eingesetzt. Erst in den folgenden Tagen erhielten die 
Infanterieregimenter je 24 leichte Maschinengewehre 08/18, 
sowie die Oivision eine Scharfschützen-Maschinengewehrab= 
teilung 1b. Die Vorführung des Infanterieregiments 106 
durch die 119. Infanteriedivision erfolgte überstürzt, mit 
nur einem Führer. So traten bei der dicht aufgeschlossenen 
Marschkolonne schon beim Vorgehen schmerzliche Verluste 
durch feindliches Artilleriefeuer ein. Kaum in Stellung, 
wurde das Regiment am 17. nachts angegriffen. Es wies 
die Franzosen glatt ab. 
Zunächst war befohlen, daß die §8. Infanteriedivision in 
den folgenden Nächten die 119. Infanteriedivision ablösen 
sollte. Schon waren die Vorkommandos in der Stellung 
tätig, da kam abändernder Befehl. Die beiden Regimenter 
Infanterieregiment 107 und Reserve-Infanterieregiment 103 
wurden links von Infanterieregiment 106 statt rechts da- 
davon in einen neuen Abschnitt dicht vorwärts des Hout- 
houlster Waldes befohlen. Trotz heftiger Beschießung der 
ganzen Front gelang diese schwierige Bewegung bei Nacht, 
in dichtem Nebel, fast ohne Verluste. 
Den Aoschnit! der 119. Infanteriedivision mußte die 
sächsische 40. Infanteriedivision übernehmen, siehe dessen 
Geschichte. Infanterleregiment 106 blieb der 40. Infan- 
teriedivision zunächst unterstellt. Es litt furchtbar in den 
nassen Granattrichtern der sehr ungesunden Stellung. In 
sechs Tagen war seine Kaimpfkraft schwer erschüttert, der 
Krankenbestand bedenklich angewachsen. 
Am 19. Oktober war die Besetzung der neuen Stellung 
durchgeführt. Infanterieregiment 107 und Reserve-Infan- 
terieregiment 103 lösten die Württemberger die 27. Reserve- 
division vorn ab. Es kam schnell Ordnung in die neue 
Abwehrgliederung. Die Kampfbataillone wurden mit Ma- 
schinengewehren, Granatwerfern und dem zahlreichen Kampf- 
gerät, das die erbitterte Dauerschlacht in den wassergefüllten 
Granattrichtern des Flandernschlachtfeldes erforderte, aus- 
reichend versehen. Eine Olvisions-Sturmabteilung wurde 
neugebildet. Die Pioniere aller vier Kompagnien der Divi- 
sion fanden reichliche Arbeit. 
Am 22. Oktober erfolgte ein Großangriff. Nur auf dem 
linken Flügel wurde Reserve-Infanterieregiment 103 durch 
überwältigendes Feuer zunächst etwas zurückgedrückt. Der 
Gegenstoß württembergischer Reserven brachte die Kampf- 
linie bald wieder Lorwärts. Regendunst und künstlicher 
Nebel machten die Luft völlig undurchsichtig. Schwerstes 
Feuer lag auf dem Kampfgelände und dem Houthoulster 
Walde im Rücken der Kämpfer. Trotz furchtbarer Er- 
schöpfung hielten die Truppen wacker stand. Endlich am 
23. Oktober wurde ihre Ablösung befohlen. An ihre Stelle 
rückten in den nächsten Nächten Teile der 35. Infanterie- 
division. Besonders hatte Infanterieregiment 106 gelitten, 
82 Tote (4 Offiziere), 432 Verwundete und Gaskranke 
(lo Offiziere) und §7 Vermißte. Die Truppen erholten 
sich aber schnell wieder in den zwar schlechten, aber doch 
außer Feuerbereich gelegenen Unterkünften um Torhout. 
Sie bildeten zunächst Eingreifstaffeln hinter den Frontdivi- 
sionen 40 und 35. Aber schon am 26. Oktober wurde In- 
fanterieregiment 106 auf Lastkraftwagen wieder näher an 
die Kampffront herangeführt. Auch Infanterieregiment 107 
mußte am 26. Oktober wieder vorrücken. 
Die ganze Dioision hielt sich für einen Gegenstoß bereit, 
für den Fall, daß die vorderen Divisionen dem feindlichen 
Anprall ausweichen müßten. Die Regimenter blieben in 
überfüllten Alarmquartieren in Kortemark (Neserve-In= 
fanterieregiment 103) und westlich davon. Erst am 28. Ok- 
tober durften sie in ihre früheren Quartiere zurückrücken. 
Ruhe trat aber auch dann nicht ein. Bereits am 30. Oktober 
alarmierte ein neuer Feindlicher Angriff die drei Regimenter 
wiederum, und in der Nacht zum 1. November mußten 
sie die erschöpfte 35. Infanteriedivision im alten Abschnitt 
ablösen. Infanterieregiment 106 hatte noch 35 Offiziere 
und 1384 Mann, Infanterieregiment 107 noch 20 Offiziere 
und 1394 Mann, Reserve-Infanterieregiment 103 sogar 
nur noch 26 Offiziere und 1150 Mann. Vom König traf 
für die tapfere Haltung der Division ein anerkennender 
Fernspruch ein. Sein jüngster Sohn teilte seit Anbeginn, 
der Artillerie der Division zugeteilt, die schwere Kampflast 
mit den Getreuen der Dinision. 
Die Ablösung vollzog sich glatt. Schneidige Patrouillen 
aller drei Regimenter drangen in die feindliche Stellung 
ein und brachten Gefangene, Franzosen und Engländer, 
zurück. Das Vorfeld wurde allmählich vorgeschoben. Der 
Feind war sichtlich erschöpft. Aber auch die Division, deren 
Truppen seit 13. Oktober kaum zwei Nächte Ruhe ge- 
funden hatten, war am Ende der Widerstandsfähigkeit. 
Am 6. November schritten die Engländer weiter südlich 
bei Passchendaele und Geluvelt wieder zum Angriff. Vor 
der §8. Infanteriedivision blieb es ruhig. Das Gelände 
vor ihrer Front war inzwischen durch die Regengüsse der 
letzten Wochen fast völlig versumpft. Endlich in der Nacht 
zum 9. November wurde die Dioision wieder abgelöst. Der 
Gesundheitszustand war bedenklich. Die Regimenter hatten 
kaum noch die Hälfte ihres Bestands, Darm= und Magen- 
erkrankungen griffen infolge des anhaltend schlechten Wetters 
weiter um sich. 
Die Kämpfe am Houthoulster Wald bilden eine besondere 
Großtat der Oivision. Die Dauerschlacht in Flandern ebbte 
im Verlaufe des Novembers mehr und mehr ab. In der 
Nacht zum 19. November übernahm die Didision wieder die 
vordere Stellung auf zehn Tage, die ohne Großkampf 
verliefen. Tapfere Patrouillen bargen zahlreiches Kampf= 
gerät, das in den letzten Kämpfen vor der Stellung liegen 
geblieben war, und sprengten ein dort stehendes deutsches 
Feldgeschütz. Ein von Agenten angekündigter Uberfall der 
Engländer gegen den Houthoulster Wald unterblieb. 
Die Truppen erholten sich in den Erholungsquartieren 
in und um Torhout schnell wieder so weit, daß die Aus- 
bildung des Ersatzes mit Ernst beginnen konnte. Anfang 
Dezember wurden insgesamt 1312 Mann bei den drei 
Infanterieregimentern neu ingestellt, entsprechend dem bis- 
herigen Verlust von 273 Toten (8 Offizieren), 1351 Ver- 
wundeten (31 Offizieren) und 248 Vermißten (4ffizieren). 
Die Kompagnien erhielten fünf und sechs Maschinen- 
gewehre und bildeten alle Leute dafür aus. Das Feld- 
artillerieregiment 115 blieb Mitte Dezember noch vorn 
eingesetzt, abwechselnd I. und II. Abteilung. 
Die Zlbision bildete zugleich die Bereitschaft für den Küsten- 
schutz bei Seebrücke und gegen die Grenze von Holland für
	        
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