nach erfolgter Ablösung als Divisionsreserve in die dritte
Stellung zwischen Priez-Ferme und Hospital-Ferme ge-
zogen. Die Reste des II. Bataillons Infanterieregiments 182
blieben in dem Hohlwege hinter dem linken F.ügel des Re-
ments. Das I. und II. Bataillon Infanterieregiments 178
mußten vorläufig in den Abschnitten, in die sie im Laufe
des Tages eingesetzt worden waren, verbleiben. Desgleichen
siel dem Bataillon Peltz auch während des 21. Juli die
Verteidigung des Dorfes Maurepas zu.
Die Artillerie der Division verstärkte sich während der
Nacht um die vom Generalkommando zur Verfügung ge-
stellte Abteilung Uhlig vom Reserve-Feldartillerieregiment 40.
Die zugewiesenen leichten Feldhaubitßen mußten zur Deckung
der Ausfälle in den Batterien der 123. Feldartilleriebrigade
verwendet werden.
Damit die geplanten Ablösungen nicht durch feindliche
Angriffe gestört werden konnten, legte die Artillerie der
Division während der ganzen Nacht lebhaftes Feuer auf das
Vorgelände aller Divisionsabschnitte.
Bevor die Ablösung für das III. Bataillon Infanterie-
regiments 178 eintraf, wurden die Reste des Bataillons
in der vordersten Linie überrannt. Wahrscheinlich waren in
der Dunkelheit starke Kräfte von allen Seiten auf die ge-
schwächte Besatzung eingestürmt. Es kbam niemand zurück,
der nähere Meldung hätte erstatten können.
Weitere Gefechtshandlungen erfolgten in der Nacht nicht,
die befohlenen Ablösungen wurden durchgeführt.
21. Juli. Die erste Meldung, die darauf hindeutete, daß
beim Infanterieregiment 178 die vordere Linie nicht mehr
allenthalben in der Hand des III. Bataillons war, erhielt
die Division gegen 1,30 Uhr nachts von der Infanterie-
brigade. Die Meldung war aber nach Herkunft und In-
halt so unklar, daß zunächst der Brigade Klärung der Ver-
hältnisse beim Infanterieregiment 178 anbefohlen wurde.
Bis zum Morgen wurde festgestellt, daß tatsächlich die ge-
samte Besatzung der vordersten Linie des III. Bataillons
Infanterieregiments 178 verloren gegangen und die Stel-
lung von den Franzosen genommen war. Sehr bedenklich
schien bei der jetzigen Linienführung die entstandene Lücke
in der Bahnmulde zwischen dem linken Flügel des III. Ba-
taillons bayerischen Reserve-Infanterieregiments 18 und
dem Bataillon Peltz. Es wurde deshalb von der Division
befohlen, daß das Infanterieregiment 178 unverzüglich die
Lücke mit allen Mitteln zu schließen habe.
Der Feind beschoß tagsüber den gesamten Dioisions=
abschnitt mit wechselnder Stärke. Den Eindruck der Vor-
bereitung eines feindlichen Infanterieangriffes machte das
feindliche Feuer nicht. Nur das Dorf Maurepas wurde zeit-
weise mit außergewöhnlich schweren Kalibern und größter
Heftigkeit unter Feuer genommen. Infanterietätigkeit trat
nicht ein. »
Am Abend wurde der Dioision das I. Bataillon des baye-
rischen Reserve-Infanterieregiments 19 vom Generalkom=
mando zur Verfügung gestellt. Es wurde angeordnet, daß
dieses Bataillon die völlig erschöpften Reste des I. und II.
Bataillons Infanterieregiments 178 in der zweiten Stellung
nördlich Maurepas ablösen sollte.
22. Juli. Die Nacht verlief verhältnismäßig ruhig; die
Ablösung wurde ohne Störung durchgeführt.
Der Zustand des Bataillons Peltz und des III. Bataillons
Reserve-Infanterieregiments 106, der letzten beiden Ba-
taillone der 123. Infanteriedivision, die jetzt noch in vor-
derster Linie lagen, und die ohne jede Unterbrechung seit
dem 11. Juli in schwersten Kämpfen standen, ließ ihren Ge-
fechtswert nur noch sehr gering erscheinen. Die Didvision
gewann den Eindruck, daß diese Truppe nicht mehr in der
Lage sein würde, einen ernsthaften Angriff auf das Dorf
Maurepas abzuschlagen. Gleichzeitig stellte sich heraus, daß
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der aus der Heimat eingetroffene Ersatz nicht so ausgebildet
war, daß durch ihn die zurückgezogenen Bataillone der Di-
vision sofort wieder zum vollen Gefechtswert aufgefüllt
werden konnten.
Der Artillerie wurde befohlen, durch starke Feuervereini-
gung auf die feindlichen Linien westlich Maurepas jeden
Angriffsversuch des Feindes im Keime zu ersticken. Beide
Nachbardivisionen unterstützten durch flankierendes Feuer.
Das feindliche Artilleriefeuer schwoll gegen Mittag zu
außerordentlicher Heftigkeit an. Im ganzen Korpsabschnitt
wurde unbedingt der Eindruck gewonnen, daß wieder ein
feindlicher Angriff unmittelbar bevorstehe. Das eigene Ar-
tilleriefeuer westlich Maurepas wurde zur größten Heftig-
keit gesteigert.
11 Uhr abends erfolgte bei der 24. Reservedivision ein
feindlicher Angriff auf Guillemont, der abgeschlagen wurde.
Gegen die Linien der 123. Infanteriedioision und der 11. Re-
servedivision ging der Feind nicht vor. Es schien, daß das
kräftige Feuer, das von der deutschen Artillerie den ganzen
Tag über unterhalten worden war, die Angriffsabsichten
der Franzosen hier nicht zur Auoführung hatte bommen
lassen.
2,30 Uhr nachmittags hatte das Generalkommando der
Division für den Abend das bayerische Reserve-Infanterie-
regiment 22 zur Ablösung der noch immer in Stellung aus-
harrenden letzten Bataillone der 123. Infanteriedivision zur
Verfügung gestellt und gleichzeitig mitgeteilt, daß die 8. baye-
rische Reservedivision, von der am 23. Juli bereits fünf
Bataillone im Abschnitt der 123. Infanteriedivision ein-
gesetzt sein würden, am 23. Juli von 12 Uhr mittags ab
den Befehl im Dioisionsabschnitt übernehmen werde.
Am 23. Juli wurde, nachdem die Ablösung der Bataillone
Peltz und III. Neserve-Infanterieregiment 106 ohne Zwischen-
fall erfolgt war, 12 Uhr mittags der Befehl an die 8. baye-
rische Reservedivision übergeben.
Die Leistungen der Truppe in den schweren Tagen vom
14. bis 23. Juli, während deren die 123. Infanteriedivision den
Befehl im mittleren, erst während der Kämpfe gebildeten
Abschnitt der Armeegruppe Goßler führte, können erst voll
gewürdigt werden, wenn man berücksichtigt, daß die Trup-
pen der Division schon seit dem 8. Juli auf der ganzen Front
des VI. Reservekorps ohne jede Ablösung und Ruhe in
schwersten Angriffs= und Verteidigungskämpfen gestanden
batten. Als die Bataillone nach und nach dann vom 14. Juli
ab wieder unter den Befehl der 123. Infanteriedioision
traten, hatten sie bereits die Hälfte ihrer Mannschaften
und einen großen Teil ihrer Offiziere verloren. Dazu kam,
daß der Ausbau der Stellung, die dauernd zerschossen wurde,
viel Kräfte in Anspruch nahm, daß das feindliche Artillerie=
feuer das Vorbringen von warmer Verpflegung in die vor-
derste Linie nie gestattete, und daß die Mannschaften in Er-
mangelung von Unterständen ohne jede Ablösung Tag und
Nacht dem schweren Artilleriebeschuß und der schlechten
Witterung preisgegeben waren.
Daß die Truppen der 123. Infanteriedivision trotz dieser
Verhältnisse in sechzehntägiger, uminterbrochener Kampftätig=
beit den Durchbruch eines an Kräften weit überlegenen Geg-
ners durch die deutschen Linien verhindert haben, dafür ge-
bührt der Tapferkeit und Pflichttreue von Führern und
Truppen das höchste Lob. So hat auch der Kommandierende
General des VI. Reservekorps der Division mündlich und
schriftlich seine vollste Anerkennung ausgesprochen und be-
sonders noch das pflichttreue Ausharren des III. Bataillons
Infanteriereginents 178 in der Nacht am 20. Juli her-
vorgehoben.
Die Verluste der Dioision betrugen während der Kampf-
zeit 100 Offiziere und 4800 Mann, also weit liber zwei
Dritteile der wirklich in den Kampf eingesetzten Infanterie.
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