Diese, seit 1917 ausgebaut, verlief über Sissonne zur Aisne
und folgte dieser bis zum Argonnerwald. Jenseits der Maas
war die Michelstellung als Sehne hinter dem St. Mihiel-
bogen im Ausbau.
Ferner wurde jetzt schon die Antwerpen—Maasstellung
erkundet. Sie verlief von der Scheldemündung über Brüssel
auf Namur und folgte dann der Maas.
Der Feind folgte dem deutschen Rückzug überall dicht
auf, mit besonderem Druck bei der siebzehnten Armee
(linker Flügel), zweiten und achtzehnten Armee. Auch an
der Nahtstelle zwischen neunter und siebenter Armee griff
er hartnäckig an.
Trotz harter Kämpfe behaupteten die Armeen ihre neuen
Fronten. Nur bei der stark erschütterten zweiten Armee
wurde die Front nicht recht fest. Ihr linker Flügel wurde
am 18. und 19. September über den Kanal nördlich
St. Quentin zurückgedrängt. Die schweren Kämpfe dauerten
dann noch bis 25. und 26. September an. Die deutsche
Front bielt.
Seit 22. September griff der Feind auch beiderseits
Reims und beiderseits des Argonnerwaldes an. Dort ent-
brannte am 26. September eine neue große Schlacht.
Viel früher schon hatte der Feind den St. Mihielbogen
durch doppelten Flankenstoß abzukneifen versucht. Die Räu-
mung des Bogens war seit 8. September im Gange. Da
griffen am 12. September die Franzosen die Combrehöhe
und gleichzeitig die Amerikaner zwischen Ruptbach und
Mosel an.
auf der Combrehöhe und die deutsche beiderseits von
Regnisville viel zu schnell nach. So wurde die Räumung
durch den Feind beschleunigt und viel wertvolles Material
ging verloren. Der Feind baute seinen Erfolg aber nicht
auc. Schon vom 14. September ab trat in der Woevre-
ebene wieder Ruhe ein. Die sächsische 123. Infanterie-
division lag damals hinter Thiaucourt in Reserve. Leider
war die vorzügliche Dioision nicht näher von der Armee-
abteilung an die Front herangeschoben worden. So konnte
sie das Unheil nicht mehr abwehren. An der Front zwischen
Rupt und Mosel hatte vom März bis Anfang Juni 1918
auch die sächsische 40. Infanteriedioision gelegen.
Ende September war das deutsche Westheer stark er-
müdet. Seine Frontstärken schmolzen bedenklich, aber die
Front hielt.
Die Möglichkeit, einen Umschwung zum Sieg herbei-
zuführen, lag nicht mehr vor.
Das war die Lage, als die Ereignisse auf dem Balkan
den Anfang vom bitteren Ende herbeiführten.
An der Westifront setzten bei Monatsende wieder heftige
Kämpfe ein. Östlich von Ypern wurde die vierte Armee
in rückwärtige Stellungen zurückgedrängt. Dort fochlen
zvei sächsische Divisionen, die 40. Infanteriedioision seit
Anfang September. Sie wich gegen Monatsende bis zum
Comineskanal aus.
Weiter nördlich wurde um diese Zeit die 23. Infanterie=
division am Houthoulsterwald eingesetzt. Beide Dioisionen
standen fortab bis zum Kriegsende dort im Kampfe.
Auch in Richtung auf Cambrai gewann der Feind etwas
Boden. Weiter südlich bis zur Vesle wurde die Front ge-
halten.
In der Champagne und beiderseits der Argonnen ent-
brannte am 26. September eine große Schlacht. Westlich
der Argonnen blieben die Deutschen in glänzendem Abwehr-
kampf die Sieger. Jwischen Argonnen und Maa trat die
erste amerikanische Armee in die Schlachtentscheidung. Ihr
Stoß wurde in dreitägigem Kampf aufgefangen. In die
dortigen, nunmehr nicht mehr abflauenden Kämpfe griff
vom 10. Oktober bis 10. November die sächsische 123. In-
fanteriedivision ein. Cunel und der Pultièrewald sind ihre
Nuhmesstätten.
Leider gaben die österreichischen Dioisionen.
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Ende September hielt also zweifellos die Westfront.
Allerdings war die amerikanische Armee nunmehr kriegs-
entscheidend geworden. Aber noch brauchten wir uns nicht
auf Gnade und Ungnade zu übergeben. Wohl aber war es
Jeit geworden, den aussichtslosen Krieg zu beenden. Der
Feind war um Frieden und Waffenstillstand anzugehen.
Schlug er beides aus, so mußten Regierung und Volk zu
heroischen Taten sich aufraffen. Aber den Ernst der
Lage hatten weder das Volk noch seine neue Negierung
erfaßt. Anders der Feind. Er beurteilte die Verhältnisse
auf deutscher Seite viel schärfer und zutreffender.
Aloe das deutsche Waffenstillstandsangebot am s. Ok-
tober bei ihm einging, wußte er Deutschland unmittelbar
vor dem inneren Zusammenbruch.
In gewaltiger Anspannung seiner Überlegenheit suchte
er die Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht auf Gent,
Boehn auf Maubeuge, den deutschen Kronprinz auf Char-
leville und Gallwitz in Richtung auf Sedan zu durchbrechen.
Der ähnliche Grundgedanke hatte allen Operationen der
Entente seit lols zugrunde gelegen. Bisher war er stets
an der Widerstandskraft der Deutschen gescheitert. Nun
war sie im Schwinden. Die Gefangenenzahlen gaben dem
Feind darüber die beste Auskunft. Noch verrichteten wenige
Helden Wunder von Tapferkeit. Auf den Offizieren bis
zu den Divisionskommandeuren lastete die ganze Schwere
des Kampfes. Mit wenigen Getreuen hielten sie den auch
nicht mehr kampfbegeisterten Feind in Schranken. Aber
der Kräfteverbrauch wuchs unheimlich. Die Besten blieben
auf blutiger Wahlstatt. Die guten Truppen mußten nur
zu oft für minderwertige einspringen. Der Kampfwille
ließ vielerorts nach, nicht bei den Führern. Sie be-
hielten stolzen Mut und Herz für die Not des Vaterlandes
bis zur Rückkehr in die Heimat, die den Tapferen so blind=
wütig danken sollte.
Der Flandernkampf der vierten Armce verlief wie folgt.
Ihre Flügel hielten sich bei Dirmuiden und Armentières,
aber ihre Mitte wurde eingebeult auf Roulers und Menin
zu. Am 14. Oktober versuchte der Feind dort den Durch-
bruch.
Trotz ihrer geringen Stärken wiesen die Divisionen der
vierten Armee in Linie Dirmuiden—Torhout—Ingelmün-
ster— Kortryk diesen Versuch der Engländer und Belgier
ab, denen die richtige Angriffslust sichtlich abging.
Nur auf Befehl der Obersten Heeresleitung ging die
vierte Armee bis zum 17. Oktober in die Hermannstellung
hinter den Kanal von Eecloo und hinter die Lys zurück.
Damit war die U-Bootbasis Brügge aufgegeben, nicht aber
der U--Bootkrieg unmöglich geworden.
Weiter links räumte die sechste Armee, die bis dahin
westlich von Lille standgehalten hatte, in der Nacht zum
18. Oktober Lille und ging auf die Hermannstellung zurück,
dabei die sächsische 23. Reserbediovision.
Anschließend vollzog auch die siebzehnte Armee ihren
Abmarsch hinter die Schelde. Sie hatte seit Ende September
schwere Kampftage hinter sich. Beiderseits Cambrai kam
es zu wechselvollen heftigen Kämpfen, besonders am 8. Ok-
tober. Cambrai wurde gebalten.
Weniger glücklich focht die zweite Armee. Sie wurde in
den ersten Obtobertagen auf Le Catelet zurückgedrückt. Auch
gegen Bohain zu, Nahtstelle zur achtzehnten Armee, gewann
der Feind Boden. Schon am 09. Oktober mußte die zweite
Armee nach schwerem Schlag bei Le Catelet in die Hermann=
stellung zurückgenommen werden.
Das zwang dazu, auch die achtzehnte Armee schon am
10. Oktober ebensoweit zurückzunehmen, obwohl die Stellung
noch nicht fertig, besonders das Vorgelände noch nicht
aufgeräumt war. Die Bewegung vollzog sich glatt. Die
zweite und achtzehnte Armee vermochten in der Hermann=