Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Waldes. Die 103. Infanteriedivision, deren Bereitstellung 
nicht rechtzeitig erfolgt war, griff erst 2 Uhr nachmittags 
an. Im weiteren Vorgehen wurde nur langsam Ge- 
lände gewonmen, da besonders das Reserve-Infanterieregi- 
ment 106 und das Infanterieregiment 351 schwer unter 
flankierendem Feuer aus südlicher Richtung zu leiden hatten. 
Auf dem äußersten linken Flügel glückte dem Infanterie- 
regiment 32 vorübergehend der Einbruch in die feindliche 
Stellung am Westrande des Ecueilwaldes. 
Der Divisionsstab verlegte sein Quartier nach Ville-en- 
Tardenois. 
Der 18. Juli brachte durch Korpsbefehl die vorläufige 
Einstellung des Angriffs und Einnahme der Gliederung 
zur Abwehr. An der Front herrschte Ruhe. Angriffsabsich- 
ten waren beim Gegner nicht erkannt worden. 
8,5 Uhr abends traf die Brieftaubenmeldung ein, daß 
der Feind die Mitte und den rechten Flügel, vor allem den 
Reimser Wald, angegriffen habe und die vorderste Linie 
überrannt sei. Die Lage war zunächst völlig ungeklärt. 
8,50 Uhr abends teilte die 30. Infanteriedivision mit, daß 
das Infanterieregiment "#3 der Korporeserve selbständig zum 
Gegenstoß in den Neimser Wald vorgegangen sei. Das In- 
fanterieregiment 39, das an Stelle des Infanterieregi- 
ments "3 in den Nordwestteil des Reimser Waldes herauf- 
gezogen werden sollte, hatte bereits in Richtung Südteil 
des Waldes abgedreht. 
Nach Eingang weiterer Meldungen stellte sich die Lage 
folgendermaßen dar: 
Gegen 7,15 Uhr nachmittags hatte der Feind, bestehend 
aus Engländern, Franzosen und Schwarzen, überraschend 
angegriffen. Das Infanterieregiment 32 war gleich dem 
ersten Ansturm gewichen. Seine Offiziere erklärten sich 
den weichenden Mannschaften gegenüber machtlos. Da hier- 
durch das Infanterieregiment 351 in Flanke und Rücken 
schwer bedroht war, befahl der Regimentskommandeur, 
Major Fischer, dem hinter dem linken Flügel in Bereitschaft 
befindlichen Bataillon Witzel durch Gegenstoß den Feind 
zurückzuwerfen. Diesen Entschluß hatte der Bataillons- 
kommandeur bereits selbständig gefaßt und dadurch die 
dem linken Flügel des Regiments drohende Gefahr zunächst 
behoben. 
Da das durch die Kämpfe der vorhergehenden Tage ge- 
schwächte Bataillon Witzel zur Besetzung der ganzen Front 
des Infanterieregiments 32 nicht ausreichte, wurde ein Ba- 
taillon des Infanterieregiments 33, dessen geplanter Gegen- 
stoß mit drei Bataillonen nicht zur Ausführung gelangt 
war, auf dem linken Flügel des Regiments 351 eingeschoben 
und dadurch der Anschluß an die 86. Infanteriedivision 
hergestellt. 
In der Nacht vom 19. zum 20. Juli wurden die Regi- 
menter 32 und 351 durch das Infanterieregiment 353 ab- 
gelöst, den nördlichen Abschnitt übernahm das Infanterie- 
regiment 39. 
Am 20. Juli früh 9 Uhr traf die Dioision ein zweiter 
starker feindlicher Angriff, welcher, an einzelnen Stellen 
im Gegenstoß, abgeschlagen wurde. 
Wo der Feind vorübergehend eindrang, geschah es nur 
infolge Nachgebens der Flügel der Nachbardioisionen. So 
mußte auf dem rechten Flügel unter der Wirkung des feind- 
lichen Einbruchs beim Infanterieregiment 116 der 103. In- 
fanteriedivision die Linie etwas zurückgebogen werden. In 
gleicher Weise verlor das Infanterieregiment 39 den Ort 
Bouilly, als nach Wegnahme von Ste. Euphraise der 
Feind in dichten Massen von Norden umfassend dagegen 
vorging. 
Aber im übrigen hielt die deutsche Front. Bereits 1 Uhr 
nachmittags bonnte die Division melden, daß der feindliche 
Angriff vollständig gescheitert war. Berichte von Augen- 
zeugen und die Aussagen der Gefangenen hoben die unge- 
171 
wwöhnlich hohen Verluste der Feinde hervor. Ein besonderes 
Verdienst an der Abwehr gebührte der Artillerie, die in 
engster Fühlung mit der Infanterie und mit unmittelbarer 
Beobachtung ihr Feuer den feindlichen Sturmkolonnen über- 
all rechtzeitig entgegenschleuderte. 
In den Kämpfen vom 15. bis zum 20. Juli wurde 
von der 123. Infanteriedivision folgende Beute eingebracht: 
35 Geschütze, 81 schwere Maschinengewehre, 65 leichte 
Maschinengewehre, 10 Gaswerfer, 1 Flugzeug und 1 kleiner 
Panzerkraftwagen. An Gefangenen fielen der Division 
53 Offiziere und 3120 Mann in die Hände. 
Am 2o. Juli übernahm die 50. Infanteriedivision den 
Befehl über den Abschnitt. 
In der Nacht vom 20. zum 21. Juli wurden das In- 
fanterieregiment 178 und das Reserve-Infanterieregiment 
106 durch das Infanterieregiment 158 ohne Störung ab- 
gelöst und bis zum 23. Juli die Dioisionsartillerie zurück- 
gezogen. 
Die 123. Infanteriedioision erreichte in drei Tagemärschen 
die Orte Wassigny und Novion Porcien, wo am 26. und 
27. Juli die Einladungen in die Eisenbahn erfolgten zum 
Transport nach der Maas-Ostfront nördlich von Verdun. 
Der Didvisionsstab gelangte über Poilcourt, Austine nach 
Wassigny und wurde hier ebenfalls am 27. Juli verladen. 
Am 23. Juli hatte der Kronprinz von Sachsen in Poil- 
court das Kommando über die 245. Infanteriebrigade 
übernommen. 
7. Bei der Maasgruppe Öst 
August 1018 (s. Skizze 82 Seite 172) 
Die 123. Infanteriedivision war mittels Eisenbahnfahrt 
über Charleville, Montmédy nach Wezin gelangt. Sie trat 
unter den Befehl der Maasgruppe Ost, V. Reservekorps mit 
dem Korpsstabsquartier Louppy. Die Dioision löste die 
6. bayerische Infanteriedivision im Abschnitt „Brabant“ 
ab. Die rechte Grenze der Division lief von Brabant bis 
Consenvoye der Maas entlang, dann über die Höhe 318— 
Villeneuve-Ferme nach Brandeville. Nach links reichte 
der Abschnitt bis zum Westrande des Faywäldchens (west- 
lich Beaumont). Die Grenze verlief hier in fast gerader 
Südnordrichtung bis ausschließlich Crépion und Damillers. 
Dioisionsstabsquartier wurde Brandeville. Im Abschnitt 
besetzte den rechten Teil das Reserve-Infanterieregiment 
106, die Mitte das Infanterieregiment 178, den linken 
Teil das Infanterieregiment 351. 
Die feindliche Infanterie verhielt sich ruhig. TroZz reger 
Streiftätigkeit der Oivision kam es zu keinen JZusammen= 
stößen mit dem Feinde. Auch die feindliche Artillerle war 
beinahe untätig. Nur geringes Störungsfeuer lag auf 
Samogneux und dem Haumontwalde. Am 11. August 
verließ der Kommandeur, Generalleutnant Lucius, welcher 
mit der Führung des XIX. Armeekorps betraut worden 
war, die Division. Zu seinem Nachfolger wurde der General-= 
major Freiherr v. Ompteda ernannt, welcher am 17. August 
den Befehl über die Oivision übernahm. 
Am 20. August wurde die 123. Infanteriedivision durch 
die 1. k. u. k. österreichische Infanteriedivision abgelöst. 
Die 123. Infanteriedivision rückte dafür in den Tagen vom 
21. bis 23. August in den links benachbarten Abschnitt 
Beaumont der 232. Infanteriedioision. Die linke Divi- 
sionsgrenze verlief nunmehr vom Westrande des Chaume- 
waldes über Sumazannes ausschließlich nach der Mont- 
Aube-Ferme. Rechts wurde das Infanterieregiment 351, 
in der Mitte das Infanterieregiment 178, links das Re- 
serve-Infanterieregiment 106 eingesetzt. 
Auch vor der neuen Front verhielt sich der Feind ruhig. 
Feindliche Batterien belegten zuweilen den Caureswald und 
Beaumont mit Feuer.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.