Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

all unter den schwersten Verlusten abgewiesen und gingen 
fluchtartig zurück. Mit noch stärkerer Wucht setzte nunmehr 
das feindliche Artilleriefeuer vor allem gegen den Pultieère- 
wald ein. 11,5 Uhr vormittags gingen unter dem Schutze 
von künstlich erzeugten Nebelwolken Schützenlinien von 
Süden und Südosten her aus dem Walde von Malaumont 
vor. Die vom III. Bataillon Infanterieregiments 351 vor- 
stoßende Kompagnie brachte den Angriff zum Stehen. Wäh- 
rend bei der 123. Infanteriedivision die Hauptwiderstands- 
linie im allgemeinen gehalten werden konnte, gelang es dem 
Gegner zunächst beim rechten Nachbar, der 3. Garde- 
Infanteriedivision, in der Mitte durchzubrechen. Da der 
linke Flügel zunächst nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, 
beeinflußte er die Linienführung auf dem rechten Flügel 
   
   
   
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der 123. Infanteriedivision zunächst nicht. Erst gegen 6 Uhr 
abends mußte das Infanterieregiment 178 seinen Flügel nach 
Norden zurückbiegen. Gefährlicher wurde ein Vorstoß des 
Gegners auf dem rechten Flügel der linken Nachbardivision, 
der im Walde von Pultière schnell Boden gewann und der 
das Infanterieregiment 351 zwang, seinen linken Flügel 
scharf nach Norden zurückzunehmen. Gegen 6 Uhr nach- 
mittags war also nur noch in der Mitte des Dioisions= 
abschnitts die Hauptwiderstandslinie unverändert geblieben. 
Die Division hatte hier alle Angriffe des Feindes restlos 
abgewiesen. Da die beiden Flügel der 123. Infanteriedivi- 
sion weit zurückgebogen waren, wurde in der Nacht vom 
14. zum 15. Obtober eine allgemeine Rückverlegung der 
Hauptwiderstandslinie befohlen. Sie verlief auf dem Rücken 
südöstlich Bantheville nach der Wegegabel 500 Meter öst- 
lich der nördlichen Waldspitze des Rappenwaldes. Die west- 
liche Divisionsgrenze verlief am Ostrande Romagne nach der 
Ostecke des Waldes von Andevanne, die östliche am Ost- 
rande von Cunel nach dem Westrand von Aincreville. 
Am 15. Oktober früh 8 Uhr wurde beobachtet, daß der 
Gegner aus der Richtung Nomagne im Andontal vorging 
und den linken Flügel der rechten Nachbardioision durch- 
brochen hatte. Durch einen schneidigen Vorstoß des Infan- 
terieregiments 178 wurde hier die Lage wieder hergestellt. 
Inzwischen hatten die Amerikaner vor der gesamten Front 
mit starken Patrouillen gegen die neue Hauptwiderstands- 
linie vorgefühlt. Sie wurden überall abgewiesen, nur in 
dem unübersichtlichen Gelände des Nappenwaldes konnten 
sie etwas eindringen und sich festsetzen. Ein für den 16. Ok- 
tober geplanter Gegenangriff zur Wiedergewinnung des 
Nappenwaldes kam nicht zur Durchführung. Die schweren 
Kämpfe der vergangenen Tage hatten der 123. Infanterie- 
division große Verluste gebracht. Die 245. Infanterie- 
brigade meldete am Abend des 15. Oktobers folgende Ge- 
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fechtsstärke: Infanterieregiment 178 noch 14 Offiziere, 
254 Mann, Infanterieregiment 351 noch 11 Offiziere, 
298 Mann, Reserve-Infanterieregiment 106 noch 10 Offi-— 
ziere, 314 Mann. Erst am 21. Oktober trafen vom Feld- 
rekrutendepot 400 Mann Ersatz in Stenay ein. Sie wurden 
zu einem geschlossenen Bataillon vereinigt. 
Die Infanterie behauptete trotz großer Ermattung und 
teilweise völliger Entkräftung mit großer Zähigkeit und 
äußerster Energie in den folgenden Tagen die ihr zugewiesene 
Stellung. Feindliche Angriffe wurden abgewiesen. Vier 
frische, ausgeruhte Divisionen des Gegners waren seit dem 
11. Oktober vor der 123. Infanteriedioision eingesetzt und 
hatten in wiederholten Angriffen nach stärkster Artillerie= 
vorbereitung versucht, die deutschen Linien zu durchbrechen. 
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Skizze 86. Die 123. Infanteriedivision beim Rückmarsch 
Die Regimenter der Division hatten bis zuletzt unter per- 
sönlicher Führung ihrer Kommandeure ihre Stellungen rest- 
los gehalten. 
Erst am 24. und 25. Oktober konnte die Ablösung der 
völlig erschöpften 123. Infanteriedivision durch die 28. In- 
fanteriedivision erfolgen. 
Der Divisionsstab ging nach Anour und bezog bier 
Quartier. «- 
In den ersten Novembertagen wurde die 123. Infanterie= 
division in die Gegend von Metz transportiert. Sie wurde 
hier Heeresgruppenreserve und zur Auffrischung und Aus- 
bildung der Gruppe Metz zugeteilt. 
Am §. November wurde der größere Teil der Dioision der 
Gruppe Gorz unterstellt und dort untergebracht. Der Divi- 
sionsstab nahm in Lorringen, nordwestlich Metz, Quartier. 
Vom 8. November ab fand die Division bei der Gruppe 
Mihiel Verwendung als Heeresgruppenreserve. Sie gelangte 
mit Fußmärschen in die Gegend von Auboué und ging dort 
in Unterkunft. 
Ein für den 9. November erwarteter feindlicher Angriff 
blicb aus. Die Division konnte in die Quartiere um Gorz 
zurückkehren. 
Am 11. November mittags trat der Waffenstillstand ein. 
Die 123. Infanteriedivision wurde noch am Nachmittag in 
die Gegend von Lorringen zurückgezogen. Alle Vorbereitun- 
gen für den Rückmarsch wurden getroffen, alles unnötige 
Gerät ward abgeschoben. 
Am 13. November trat die unbesiegte Dioision den Rück- 
marsch an. Am 18. November hbefand sich die Division im 
Naume von Fischbach—Jägersfreude—Neuhausen—Spie- 
hen—Elvernberg—Altenwald. Hier wurde der Rückmarsch 
abgebrochen und die Division auf den Bahnhöfen Kirkel 
und Limbach verladen.
	        
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