Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

vollzogen. Am 24. März übergab Generalmajor von der 
Decken das Kommando über den Bahnschutz an die 3. In- 
fanteriedivision. Der Divisionsstab der 8. Kavalleriedivision 
nahm in Dünaburg Quartier. Dort war bis zum 31. März 
die gesamte 8. Kavalleriedivision ohne Karabinierregiment 
vereint. 
In den ersten Tagen des April wurden die einzelnen 
Verbände der Division mit verschiedenen Zielen und Auf- 
gaben abbefördert. Die höheren Stäbe wurden aufgelöst. 
Die 8. Kavalleriedivision hatte aufgehört zu bestehen. Die 
weiteren Schicksale der ihr bis zur Auflösung angehörten 
Regimenter wird man in deren Regimentsgeschichten ver- 
ewigt finden. « 
Der Oberbefehlshaber Ost, Leopold Prinz von Bayern, 
entliess die 8. Kavalleriedivision mit folgendem Scheidegruß: 
# „Mit der 8. Kavalleriedivision scheidet ein Verband 
aus meinem Befehlebereich, der an den deutschen Waffen- 
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großtaten der Ostfront tätig und ruhmreich beteiligt 
war. Von deutschem Boden vertrieb die Oivision den 
Feind in der Schlacht an den masurischen Seen, nahm 
Teil am Vormarsch durch Südpolen, an den Schlachten 
bei Lodz und Lask und an der Nawka-Bzura. Weit in 
Feindesland ging der Vorstoß nach Litauen und Kur- 
land. Die Kämpfe an der Windau und um Schaulen, 
an der Ag# und der Düna, bei Lennewaden, Jakobstadt 
und Daudsewas bezeichnen den Ruhmeslauf der Dioision. 
In heißem Ringen wurde Riga genommen und schließlich 
nach langem Stellungskriege Dünaburg im Handstreich 
besetzt und bis zum Peipus-See das feindliche Land in 
Besitz genommen. 
So hat sich die 8. Kavalleriedivision in ernsten und 
glückhaften Tagen langer Kriegsjahre bewährt und den 
höchsten Anforderungen entsprochen. Meine wärmsten 
Wünsche begleiten Führer und Truppen für alle Zukunft.“ 
Die 96. Infanteriedivision 
1. In Galizien 
vom April 1917 bis März 1918 
Die 96. Infanteriedioision wurde im April 1917 auf 
dem östlichen Kriegsschauplatz aufgestellt. Sie wurde aus 
dem Landwehr-Infanterieregiment 102, dem Reserve-In- 
fanterieregiment 244 und dem Ersatz-Infanterieregiment 40 
gebildet. In den nächsten Wochen traten zu ihr das Feld- 
artillerieregiment 32, die Landwehr-Monierkompagnie XIX, 
1 Scheinwerferzug des Pionierbataillons 12, 1 Sanitäts- 
kompagnie und die 4. Eskadron des Husarenregiments 18. 
Die drei Infanterieregimenter wurden zur 177. Infanterie- 
brigade zusammengefaßt. An die Spitze der Dioision trat 
Generalmajor von der Decken (Friedrich). Die Führung 
der Brigade übernahm der Oberst Graf von Mandelsloh. 
Taktisch war die Division dem österreichisch-ungarischen 
V. Korpskommando unterstellt. Wirtschaftlich war sie auf 
den Abschnitt Iloczow angewiesen. Der Oivisionsstab bezog 
in Podhorce Quartier. 
Nach ihrem Eintreffen widmeten die Truppen die ersten 
Tage dem inneren Dienste. In der Folgezeit wurden sie den 
Divisionen des k. u. k. V. Korps zum Ausbau rückwärtiger 
Stellungen zur Verfügung gestelkt. 
Gegen Ende Juli 1917 hatte sich die Lage in Galizien 
verändert. Die Russen griffen mit weit überlegenen Kräften 
die Front der Verbündeten an, mit dem Ziele, an einer 
Stelle durchzubrechen und bei Erweiterung des Erfolges 
Lemberg zurückzugewinnen. 
Deutschen Truppen, die herbeieilten, um die Front der 
Verbündeten zu stützen, gelang es, nachdem die Russen 
schon örtliche Erfolge errungen hatten, das Vorgehen auf 
Lemberg aufzuhalten. 
Die 96. Infanteriedivision konnte in diesem Kampfab- 
schnitt des Völkerringens ihre ersten Lorbeeren pflücken. 
Auf Befehl des k. u. k. V. Korpskommandos wurde 
am 1. Juli das Landwehr--Infanterieregiment 102 mittels 
Kraftwagen nach Bohutyn, das Ersatz-Infanterieregiment 40 
mit der Bahn nach Dunajow befördert. Am späteren Nach- 
mittag folgten die übrigen Teile der Division. Sie wurden 
in Bohutyn, Pomorzany und Rozhadow untergebracht. Der 
Divisionsstab nahm in Pomorzany Quartier. 
Am Vormittag des 2. Juli wurde die Dioision über die 
Lage dahin unterrichtet, daß russische Angriffe westlich 
Zborow bis zur zweiten Linie — etta bis Zarudzie — 
vorgetragen wären und daß die dortstehenden österreichischen 
Truppen stark gelitten hätten. Deren Linien waren durch- 
brochen. 
Die 177. Infanteriebrigade ging sofort auf Zarudzie vor 
und nahm sämtliche dort befindlichen österreichischen Ver- 
bände unter ihren Befehl. Es gelang der sächsischen Bri- 
gade, die Lage nach kurzer Frist völlig wieder herzustellen. 
Am 3. Juli übernahm die 96. Infanteriedivision den 
Befehl im Abschnitt. Die stark erschütterten österreichischen 
Truppen wurden herausgezogen. 
Erst am 6. Juli wagte sich der Russe nach vorange- 
gangenem Trommelfeuer gegen die Stellungen der Sachsen 
vor. In 5—6 Wellen trat er von Jarudzie aus an. Der 
Feind wurde bereito beim Hervorbrechen aus den Schluchten, 
in denen die Sturmtruppen bereitgestellt worden waren, von 
dem Feuer der Batterien erfaßt, die ersten beiden Wellen 
brachen im Maschinengewehr= und Infanteriefeuer zusammen. 
Die feindlichen Sturmtruppen fluteten in die Dörfer und 
Schluchten ihrer Ausgangsstellung zurück. Kurz darauf 
erfolgte ein zweiter Angriff. Er richtete sich mit schwächeren 
Kräften gegen das Landwehrregiment, mit sehr starken 
Kräften gegen den übrigen Abschnitt. Auch dieser Angriff 
scheiterte unter stärksten Verlusten für den Feind. 
7,25 Uhr abends erfolgte der Hauptangriff. In dieken 
Massen, mit immer neuen Wellen und unter rücksichtelosem 
Einsatz an Menschen griff der Russe an. Im Sperr= und 
Vernichtungsfeuer der Artillerie, im Maschinengewehr-, 
Minenwerfer= und Infanteriefeuer wurde eine Welle nach 
der andern vernichtet. Der Feind setzte jedoch immer wieder 
neue Kräfte an und versuchte den Angriff mit rücksichtsloser 
Energie vorzutragen. Sämtliche Anstürme brachen blutig 
zusammen. 7,50 Uhr abends versuchte der Feind, durch 
einen letzten Massenangriff sein Ziel zu erreichen. Ver- 
gebens. Als der Großkampftag zu Ende ging, befand sich 
die gesamte Stellung, wie sie am 2. Juli von den Öster- 
reichern übernommen worden war, restlos in der Hand der 
Sachsen. 
An den folgenden Tagen flaute die Gefechtstätigkeit ab. 
Der Feind arbeitete am Ausbau seiner Stellungen. 
Am 17. Juli übernahm das Generalkommando des Bes- 
kidenkorps das Kommando über die Gruppe, welche aus 
der 96. und 223. Infanteriedivision bestand. 
Nachdem die Russen sich an der durch deutsche Truppen 
verstärkten galizischen Front, ohne ihr Ziel zu erreichen, durch 
schwerste Verluste geschwächt hatten, entschloß sich die 
Heeresgruppe Boehm-Ermolli nun ihrerseits zum Angriff. 
Dem Feinde verborgen, waren zwischen der Ilota Lipa 
und der Strypa und in der Gegend südöstlich gloczow sehr 
erhebliche deutsche und österreichisch-ungarische Kräfte ver- 
sammelt worden. 
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