Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Auffälliges meldeten. Um 6,30 Uhr vormittags setzte leb- 
haftes Feuer aller Kaliber auf die Stellungen westlich der 
Avre ein, das sich von 7 Uhr ab zu großer Stärbe steigerte 
und auf der rechten Divisionshälfte zum Trommelfeuer an- 
schwoll. Gegen 8 Uhr vormittags schritt der Feind gegen 
den gesamten Divisionsabschnitt und den der 21. Infan- 
teriedivision zum Angriff. 
Das Generalkommando des III. Armeekorpe stellte 10 Uhr 
vormittags der links benachbarten Reservedivision eine Ein- 
greifstaffel zur Verfügung, deren Artillerie auf dem ösi- 
lichen Avreufer zur Feuerunterstützung für die 192. In- 
fanteriedivision in Stellung ging. Sämtliche Ruhebataillone 
wurden ihren Regimentern zugeführt; das III. Bataillon 
des Reserve-Infanterieregiments 48 (b. Reservedivision) 
wurde nach dem Brigadewald vorgezogen. 
Der feindliche Angriff, der gegen die Abschnitte der 21. 
Infanteriedivision, soweit sie auf dem Wesiufer der Aore 
lagen, und der 192. Infanteriedivision in ihrer ganzen Aus- 
dehnung geführt wurde, kam gegen Mittag zum Stehen. 
Die Division hielt im allgemeinen die Hauptwiderstands- 
linie. Nur am Nordhange der Schlesiermulde und in einem 
Teile der Flandernmulde war der Gegner eingedrungen. 
Verschiedene Gegenstöße der Regimenter zum Jurückwerfen 
des Feindes wurden mit wechselndem Erfolge geführt. Das 
tagsüber weiterhin sehr gesteigerte feindliche Artilleriefeuer 
gegen den Didisionsabschnitt flaute zwischen 2 und 4 Uhr 
nachmittags etwas ab, steigerte sich jedoch in den Abend- 
stunden wieder zu erbeblicher Stärke. Zerstörungsfeuer lag 
besonders auf dem Westufer der Avre, im Abregrund, auf 
den Artilleriestellungen und im Hintergelände. Besonders 
schwer hatte die Gegend Mailly zu leiden. Hier wurde ein 
feindlicher Teilangriff abends von der 6. Reservedivision 
abgewiesen. 
Durch einen planmäßig verlaufenen Gegenstoß setzte sich 
um 1o Uhr abends das Infanterieregiment 183 wieder in 
den Besitz der Hauptwiderstandslinie. Der Gegner erlitt 
schwere Verluste. Die von den Regimentern 192 und 245 
ausgeführten Gegenstöße brachen nach anfänglichen Erfolgen 
verlustreich zusammen. Die Verluste der Division betrugen 
am 12. Juli: tot 6 Offiziere, 83 Mann, verwundet 13 Offi- 
ziere, 238 Mann, vermißt 20 Offiziere, 586 Mann. 
Der 13. Juli brachte nur Artilleriekämpfe. Am 14. Juli 
gelang es dem Infanterieregiment 192 im Verein mit dem 
Infanterieregiment 183, den Nordteil der Hauptwiderstands- 
linie des Infanterieregiments 192 zurückzugewinnen. In 
den folgenden Tagen flaute die Artillerietätigkeit auf beiden 
Seiten wieder ab. Der Feind begann zu schanzen und neue 
Hindernisse aufzuführen. 
Nachdem in der Folgezeit noch Teilkämpfe zur Ver- 
besserung der Hauptwiderstandslinien stattgefunden hat#en, 
mußte am 23. Juli die 192. Infanteriedivision wieder neue 
mit noch zäherer Kraft geführte Stöße des an Jahl weit 
überlegenen Gegners abwehren. 
Am 23. Juli setzte 5,15 Uhr vormittags nach geringer 
feindlicher Artillerietätigkeit während der Nacht Trommel- 
feuer bei der linken Nachbardivision (6. Reservedivision) ein, 
das eine Viertelstunde später auch auf den linken Teil des 
Abschnittes der 192. Infanteriedivision übergriff. Es lag 
besonders stark auf den Infanteriestellungen des linken Re- 
giments, auf den Schluchten und Batterien auf dem West- 
u#fer der Aore, an der Straße Neuville—Moreuil sowie 
im Park von Moreuil. 
In Erwoartung eines feindlichen Angriffs wurden sämt- 
liche Ruhebataillone teils auf Lastkraftwagen, teils mit Eil- 
märschen ihren Bereitstellungsplätzen zugeführt; eine Ein- 
greifstaffel der bayerischen 14. Infanteriedivision, bestehend 
aus drei Bataillonen, drei Feld= und einer schweren Batterie, 
bielt dicht nördlich Quesnel zur Verfügung des Generak- 
Sachsen in großer Zeit. Band III 
193 
kommandos. Nachdem sich das Feuer bis 7 Uhr vormittags 
gesteigert und sich auch auf den mittleren Abschnitt aue- 
gedehnt hatte, war der Gegner bei der linben Nachbar- 
division zum Angriff vorgegangen und hatte bald darauf 
Mailly und den Südteil der Höhe 103 genommen. Nach 
diesem Erfolge versuchte er nunmehr, die alte Hauptwider= 
standslinie des Reserve-Infanterieregiments 245 über den 
Nordrand von Mailly aufzurollen. Dieser Versuch wurde 
durch Einsatz von Reserven mit Front nach Süden ver- 
eitelt. Der vorgehende Gegner wurde zurückgeworfen. Etwa 
gegen 8 Uhr vormittags griff der Feind auch frontal das 
Reserve-Infanterieregiment 245 und das Infanterieregiment 
102 an. Die wiederholten Versuche, gegen die Straße 
Mailly—Morisel vorzudringen, wurden durch Vernichtungs- 
feuer der Artillerie und durch gut liegendes Maschinengewehr- 
feuer vereitelt. Im weiteren Verlauf des Vormittags ver- 
suchte der Gegner, auch östlich der Höhe 103 vorzudringen. 
Sein Angriff blieb liegen. Ein neuer, vom Feind durch 
einige Tanks unterstützter Vorstoß erlitt dasselbe Schicksal. 
Zwei Tanks wurden zusammengeschossen, zwei zur Umkehr 
gezwungen. Inzwischen war im Verlauf des Vormittags 
der Feind, dessen Hauptstoß die 6. Reservedivision zwischen 
Aubvillers und Sauvpillers traf, durch die Mulden west- 
lich der Avre bis dicht östlich Braches vorgedrungen. Die 
Lage für den Dioisionsabschnitt begann britisch zu werden. 
Der Feind schwenkte offensichtlich mit Teilen seiner An- 
griffstruppen nach Norden ein, um die Brückenkopfstellungen 
aufzurollen. Alle verfügbaren Kräfte des Reserve-Infan- 
terieregiments 245 wurden zum Abriegeln der südlichen Di- 
visionsgrenze eingesetzt, ein Abrieglungofeuer der Artillerie 
vor dem Südflügel der Division eingerichtet. Die anderen 
Reserven der Division, deren Einsatz auf dem Westufer 
durch das Generalkommando verboten war, wurden zur 
Verteidigung des Ostufers der Aore eingesetzt. 
Gegen 10 Uhr vormittags wurde durch das General= 
kommando zur Erwägung gestellt, das westliche Avreufer 
zu räumen. Da das links benachbarte III. Armeekorps je- 
doch einen Gegenstoß mit sechs Bataillonen gegen Aubvillers 
zu unternehmen beabsichtigte und hierdurch die Lage wieder 
hergestellt werden konnte, traf 10,25 Uhr vormittags der 
Befehl vom Generalkommando ein, weiterhin auf dem 
Wesiufer auszuharren. 
Da der vom III. Armeekorps unternommene Gegenstoß 
nicht den erwünschten Erfolg zeitigte, traf 12 Uhr mittags 
die Erlaubnis des Generalkommandos ein, Teile der Be- 
reitschaften auf das Ostufer zurückzunehmen. Es wurde 
deshalb von der 192. Infanteriedivision an die Infanterie= 
regimenter 183 und 192 der Befehl gegeben, von jedem 
Bereitschaftbataillon drei Kompagnien hinter die Arre zu 
führen. Die übrige Infanterie, vor allem das Reserve-In- 
Fanterieregiment 245 im Anschluß an das III. Armeekorps, 
sollte bis zum letzten Mann aushalten. Die Jurücknahme 
erfolgte am Nachmittag mit verhältnismäsßig geringen Ver- 
lusten. 
Während des Nachmittags unternahm der Gegner er- 
neute Versuche, gegen die alte Haupttviderstandolinie des 
Reserve-Infanterieregiments 245 vorzudringen. Sie schei- 
terten meist schon in dem gutliegenden Maschinengewehr- 
feuer. Iwei im Nachbarabschnitt stehende eigene Batterien, 
die bereits in die Gewalt des Gegners gekommen waren, 
wurden am Nachmittag durch Teile des Reserve-Infanterie- 
regiments 245 wieder genommen und bei Dunkelbeit ge- 
borgen. 
Um 7,15 Uhr nachmittags setzte auf den ganzen Dirisionr= 
abschnitt, vor allem auf die vordersten Infanterielinien, 
stärkstes Feuer mit allen Kalibern ein. Ihm folgten von 
Westen und Süden feindliche Angriffe gegen das Reserve- 
Infanterieregiment 245. Sie zerschellten abermals im deu“ 
schen Maschinengewehr= und Artilleriefeuer. 
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