Am 12. September setzte früh auf dem ganzen Dioisions=
abschnitt ein mäßiges Störungsfeuer ein. Auf den Infan-
teriestellungen der Nachbardivisionen lag stärkeres Feuer,
das sich immer mehr steigerte. Der Gegner schien zu be-
absichtigen, Angriffe links und rechts von der Didision zu
führen und den Bogen von St. Mihiel selbst auszusparen
und abzuzwängen.
Um 8 Uhr vormittags griff der Feind bei der linken
Nachbardivision (s. Landwehrdivision) an. Hier glückee es
ihm einzubrechen. Auch weiter südlich waren Angriffe
im Gange. Um 12,30 Uhr nachmittags traf bei der
192. Infanteriedivision der Befehl zum Antritt der ge-
planten Rückwärtsbewegung zwecks Räumung des Misjiel-
bogens ein. Von 10 Uhr abends ab trafen die einzelnen
Teile der Division über Vigneulles in der neuen Stellung,
die nach Süden bis zum Nordzipfel des Sees von Lachaussée
reichte, ein.
Am 1. September kam der Befehl zur Ablösung ein.
Vom 10. September ab wurde die 192. Infanteriedivision
der Gruppe Gorz unterstellt und bezog südlich der Bahn
Onville—Bayonville Waldbiwaks im feindlichen Feuerbereich.
Ein neuer Befehl führte die Division am 22. September
in die Gegend von Ars. Die nun folgenden Tage bis zum
27. September konnten der Ausbildung gewidmet werden.
Am folgenden Tage ging ein Befehl ein, welcher die 102.
Infanteriedivision wieder an die Verdunfront führte. Sie
sollte bei der Gruppe Ornes die sächsische 32. Infanterie-
didision ablösen.
Am 3. Oktober übernahm General Löffler den Befebl
im Damloupabschnitt.
Am 8. Oktober schritt der Feind gegen die Maasgruppe
OÖst zu neuen Angriffen, die ihm anfänglich Erfolge brachten.
Vor dem Abschnitt der 192. Infanteriedioision hielt sich
der Feind ruhig.
Bereits am 24. Oktober übergab die Oivision den Ab-
schnitt an die 37. Infanteriedivision. Die Fußtruppen wur-
den mit Lastkraftwagen in die Gegend von Etraye befördert.
Die berittenen Truppen marschierten. Im Etrayeabschnitt
war die 192. Infanteriedioision wiederum zur Nachfolgerin
der 32. Infanteriedivision bestimmt. Schon während der
Ablösung mußten sich die Infanterieregimenter 183 und
192 die von der 32. Infanteriedivision verlorenen Höhen-
stellungen im Abschnitt erkämpfen. Am 26. Oktober über-
nahm der Stab der 192. Infanteriedivision in Jametz den
Befehl über den Etrayeabschnitt.
Der 27. Oktober brachte neue schwere Angriffe des
Feindes gegen den Divisionsabschnitt. Beim Infanterie--
regiment 192 vermochte der Feind in die Hauptwiderstands-
linie einzudringen. Mit großem Schneid am folgenden Tage
durchgeführte Gegenstöße setzten die Infanterie wieder in
den Besitz der alten Linie. Die folgenden Tage brachten
nur Patrouillengefechte und Artilleriekampf. Am 3. No-
vember setzte der Gegner fünf mit weit überlegenen Kräften
geführte Angriffe gegen das Reserve-Infanterieregiment 245
— auf dem rechten Flügel der Division — an. Der in
dichten Massen vorgehende Gegner wurde abgeiwiesen. Auch
die an den folgenden Tagen gegen alle drei Regimenter ge-
richteten Teilangriffe des Feindes brachten diesem keinen
Erfolg.
Die allgemeine Lage hatte die höhere Führung zu einer
weiteren Jurückverlegung der Front veranlaßt. Am §. No-
vember wurden deshalb die Hauptkräfte der 192. Infan-
teriedivision aus dem bisherigen Kampfabschnitt ungestört
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durch den Feind zurückgeführt. Die zurückgelassenen starken
Nachhuten der Infanterie deckten in Verbindung mit dem
Feuer der Nachhutbatterien das Zurückgehen. In den Mor-
genstunden vorfühlende feindliche Streifen wurden abgec-
wiesen. Die feindliche Feuertätigkeit, die in den Morgen-
stunden noch fast ausschließlich auf dem bisherigen Kampf=
abschnitt der Division lag, ließ erkennen, daß dem Gegner
die Betvegung unerkannt geblieben war. Die Nachhut rückte
in die Linie Peuvillers—Damvillers ein. Der Divisions-
stab bezog in Grand Failly Qnartier.
Am 9. November griff der Feind wiederholt die Srel-
lungen der Sicherungsabteilungen westlich der Theinte an.
Es gelang ihm in Damvillers einzudringen. Im übriden
wurde der Gegner abgewiesen. Die Sicherungen zogen sich
befehlsgemäß hinter die Theinte zurück.
Auch der 10. November brachte starke Angriffe gegen
die gesamte Divisionsfront. Dem stark überlegenen Gegner
gelang es, in der Mitte auf verhältnismäßig schmaler Front
einzubrechen. Ein in den Mittagsstunden von Teilen der
Dioision geführter Gegenstoß warf den Gegner wieder zu-
rück, stieß aber auf einen neuen starben feindlichen Angriff.
Dem Gegner gelang es, die im Angriff durch das Wald=
gelände zersplitterten Teile der Division aufs neue zurück-
zudrängen. Während das Infanterieregiment 102 in einer
Aufnahmestellung zwischen den Dörfern Dimbley und Mer-
les verblieb, wurden die letzten Reserven der Division zu
neuem umfassenden Gegenstoß angesetzt. Der vom Kom-
mandeur des Infanterieregiments 183, Oberstleutnant von
Jeschau, geleitete Gegenstoß führte trotz der in dem sumpfi-
gen Gelände besonders schwierigen Kampfbedingungen zu
vollem Erfolge. Der Gegner wurde zurückgeworfen und
ging in dichten Haufen mit zahlreichen Verwundeten auf
Peuvillers zurück. Die Hauptwiderstandslinie im gesamten
Oivisionsabschnitt war wieder im Besitz der Regimenter 183
und Reserve 245.
Der Erfolg war neben dem unerschrockenen Aushalten
der Flügelbataillone in der alten Hauptwiderstandslinie und
der guten Feuerunterstütgung der Artillerie vor allem der
Zähigkeit und Tapferkeit zu danken, mit welcher der Gegen-
angriff geführt wurde.
Der Heeresbericht vom 11. November meldete liber die
letzte glorreiche Kampfhandlung der 192. Infanteriedivision:
„Westlicher Kriegsschauplatze Bei Abwehr amierika-
nischer Angriffe östlich der Maas zeichneten sich durch
erfolgreiche Gegenstöße das brandenburgische Reserce-
Infanterieregiment 207 unter seinem Kommandeur,
Oberstleutnant Hennigs und Truppen der 192. sächsi-
schen Infanteriedivision unter Führung des Oberstleut-
nants von Zeschau, Kommandeure des Infanterieregi-
ments 183, besonders aus.“
Am 11. November trat der Waffenstillstand ein. Vom
13. November ab versammelte sich die Division um Longwy.
Am 16. November wurde die Marschbewegung begonnen.
Sie führte durch Luremburg nach dem Nahetal. Am 28. No-
vember wurde Kreuznach erreicht. Das Infanterieregiment
192 rückte am 30. November nach Mainz, um dort die Ord-
nung aufrecht zu erhalten. Der Abtransport der Dioision
mit der Bahn erfolgte von Karlstadt in Unterfranken aus.
Die ersten Transporte wurden am 13. Dezember mit dem
Ziele Leipzig und Freiberg verladen. Die letzten Truppen
der Division verließen am letzten Tage des Jahres 1918
Karlstadt.