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Die 212. Infanteriedivision
1. Die 212. Infanteriedivision in der Cham-
pagne
vom Januar bis März 1917
Am 14. September wurde in Leipzig der neue Divisions-
stab für die im Bereiche der dritten Armee auf Befehl der
Obersten Heeresleitung neu zu errichtenden 212. Infanterie=
division aufgestellt. An die Spitze der Dioision trat Ge-
neralmajor Francke. Von Infanterie wurden der 212. In-
fanteriedivision außer dem Stab der preußischen s7. In-
fanteriebrigade die Infanterieregimenter 20 und 114 und
Reserve-Infanterieregiment 98 unterstellt.
Ich übergehe die Ereignisse der 212. Infanteriedioision
während der letzten Monate des Jahres 1916 und beginne
die Schilderung erst zu dem Zeitpunkte, da die preußischen
Truppen allmählich durch sächsische ersetzt wurden. Erst
in den ersten Tagen des Jahres 1917 wurde ihrer Kriegs-
gliederung nach die 212. Infanteriedivision zu einem sächsi-
schen Truppenverbande. Wir finden sie zu jener Zeit im
Bereiche der dritten Armee in der Champagne, der eigent-
lichen Sachsenheimat im Feldzug. Sie war hier dem
VIII. Reservekorps unterstellt.
Der Weihnachtsabend 1916 brachte der Division in Pont
Faverger den Befehl, daß das Reserve-Infanterteregiment
98 durch das sächsische Infanterieregiment 415 ersetzt
würde. Am 6. Jamar 1917 traf für das Infanterieregi-
ment 114 das säechsische Infanterieregiment 416 ein.
Wenige Tage später übernahm auch ein sächsischer Bri-
gadestab — 408., Generalmajor Löffler — den Be-
fehl über die Infanterie im Abschnitt. Die preußtischen
Pioniere wurden durch die 3. Kompagnie des sächsi-
schen Reserve-Pionierbataillons 22 abgelöst. Den Ab-
schnitt des Infanterieregiments 20 übernahm das Reserve-
Jägerbataillon 12 und das Jägerregiment 9. Ende Januar
waren die letzten preußischen Truppen aus dem Verbande
der Division ausgeschieden. In der Champagnestellung
traten zu dieser Zeit keine Ereignisse von Bedeutung ein.
Ein von der 212. Infanteriedivision ausgeführter Gasangriff
führte wegen der Windverhältnisse nicht zu dem erwarteten
Erfolge.
Am 21. März traf der Befehl ein, daß die 212. In-
fanteriedivision durch die sächsische s8. Infanteriedivision
abgelöst würde. Schon zwei Tage später wurde die 212. In-
fanteriedivision nach Rumänien abbefördert.
2. In Rumänien
vom Ende März 1917 bis April 1918
Anfang April traf die Division hinter der Serethfront ein
und wurde in Rimnicul Sarat ausgeladen. Die Front der
Mittelmächte verlief damals vom Grenzgebirge zwischen
Siebenbürgen und der Moldau über Focsani und Braila
zur Donaumündung. Im allgemeinen herrschte Ruhe an
der Kampffront; mit den Russen, die bei der rumänischen
Armee standen, wurde versucht, in Unterhandlungen zu
kommen. Jedenfalls wurde nichts seitens der Mittelmächte
getan, um den Kampf, der seit Jahresbeginn fast ruhte,
wieder aufleben zu machen.
Die Diovision trat unter den Befehl der neunten Armec,
General der Infanterie von Falkenhayn. Ihr wurde das
im Ausbau begriffene Truppenlager um Gradistea zunächst
als Unterkunft überwiesen, dazu die an den großen Ubungs-
platz angrenzenden Ortschaften. Während der Anfabrt nach
Rumänien wurde das 9. Jägerregiment nach Mazedonien
abgedreht. So langten zunächst nur die 408. Infanterie-
brigade, die Reserve-Infanterieregimenter 415 und 416,
das Feldartillerieregiment 270, 1. Esbadron Husarenregi-
ments 18, Minenwerferkompagnie 422, Pionierkompagnie
183 und 3. Kompagnie Reserve-Pionierbataillons 22, da#e
Fernsprecherabteilung 212, schwere Funkenstation 4, Feld-
rekrutendepot 212, Feldlazarette 177 und 178, endlich Divi-
sions-Kraftwagenkolonne 622 an sächsischen Truppen im
Nahmen der 212. Infanteriedioision in der heißen, sumpfi-
gen Tiefebene westlich von Braila an. Gleich wurde Regi-
mentsstab und II. Abteilung Feldartillerieregiments 270
an der Focsanifront eingesetzt. Schon in den ersten Tagen
begrüßte der Prinz Friedrich Christian, der bei dem 182. In-
fanterieregiment derzeit Dienst tat, die sächsischen Lands-
leute in der ihnen völlig neuen Umgebung.
An Stelle des 9. Jägerregiments trat zunächst das preu-
ßische s0. Infanterieregiment, vom August ab dann das
sächsische Infanterieregiment 182, das den ganzen Feldzug
gegen die Rumänen mitgemacht hatte. Für den zum Divi-
sionskommandeur beförderten Brigadekommandeur General
Löffler übernahm der Oberst z. D. Roßbach die Brigade
kurz nach deren Eintreffen in Gradistea. Die ersten Wochen
fanden die Truppen Zeit, sich in die neuen Verhältnisse
einzugewöhnen. Am 18. Mai wurde das Infanterieregi-
ment 416 nach Foesant vorgefahren und im Abschnitt des
österreichischen Generals Goiginger eingesetzt, von dort kehrte
wenig später die Artilleriegbteilung zur Pferdeschonung
zurück.
Vor Königs Geburtstag begrüßte der Generalfeldmarschall
von Mackensen, der Höchstkommandierende in Rumänien,
die sächsische Division, und sprach seine Anerkennung über
die Truppe und das Lager, das die Division in wenigen
Wochen vorzüglich ausgebaut hatte, aus.
Ende Mai wurde die Division im Abschnitt nordwestlich
von Focsani, den bisher die österreichische 73. Infanterie-
division mit Gebirgsbrigaden besetzt gehalten hatte, ein-
gesetzt. Die Stellung lag hinter dem Putnafluß, vor dessen
Mündung in den Sereth, am Abhang des Grenzgebirges,
zwischen Bergwald und dichtbuschiger Flußtalebene. Divi-
sionsstabsquartier war der bleine Ort Odobesti, hinter dem
das Odobester Gebirge mit 1000 Meter hohem Gipfel
Magurei einen herrlichen Ausblick weit über die feindlichen
Stellungen jenseits der Putna hinaus gewährte.
Die beiden Infanterieregimenter 415 und 416 nahmen
alle drei Bataillone in vordere Linie und bauten alsbald die
Stellung nach den Erfahrungen des westlichen Kriegsschau-
platzes völlig um. Das fand bei dem neuen Oberbefehls-
haber, General von Eben, der den nach der Türkei gehenden
General von Falkenhayn ersetzte, bei Besichtigung der
Stellung lebhafte Anerkennung.
Mitte Juli wurde mit einem feindlichen Angriff auf
Braila gerechnet. Die Division wurde nach Ablösung durch
eine österreichische Division, k. u. k. 62. Truppen-Infan=
teriedivision, in die Niederung an der Serethmündung nörd-
lich von Bralla als Rückhalt für das ottomanische VI. Ar-
meekorps mit der Bahn gefahren und mußte dort ohne
Dach und Fach in der sumpfigen Tiefebene, in glühendem
Sonnenbrand in wasserlosen Biwaks 14 Tage aushalten.
Die 1. Eskadron Husarenregiments 18 wurde als Polizei=
truppe zum Gouvernement Rumänien abgegeben.
Ende Juli entwickelten sich nördlich Focsani im Mün-
dungsgebiet der Putna und Susita neue Kämpfe, bei denen
das sächsische Infanterieregiment 182 sich durch Erstürmung
des Brüchenkopfes von Bastaretul besonders auszeichnete.
Die 212. Infanteriedivision wurde dem I. Reservekorps
des Generals von Morgen, der in dem unruhigen Winkel
gegenüber den russisch-rumänischen Stellungen von Marasesti
und Furceni (am Sereth) den Befehl führte, nach kurzer