Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

deshalb erst mit Beginn des Hauptangriffes das Feuer 
nunmehr verfügbarer weiterer Batterien gegen den Heren- 
kesselwald gelenkt und den Infanterieangriff gegen das 
Waldstück erst eine halbe Stunde später angesetzt. 
Das Bedenken des Generalkommandos, daß das Fest- 
halten der neuen Berg= und Waldstellung schwerer sein 
würde als die Wegnahme, sollte sich nach sechs Wochen zum 
Teil wenigstens bestätigen. 
Der Hexenkesselwald ging am 2. April wieder ver- 
loren. Nach mehrstündigem Feuer von 38 Batterien 
brach der Feind überraschend in das Waldstück ein. 
Teile der Besatzung gerieten in Gefangenschaft. Ein 
Teil schlug sich nach erbittertem Widerstand durch und 
brachte noch 30 Gefangene mit. Der französische 
Hauptangriff, der sich gegen den Viller Berg richtete, 
wurde vom Schützenregiment abgeschlagen. Dabei 
wurden noch 55 Gefangene von den französischen 
Regimentern 246 und 289 sowie 3 Maschinengewehre 
eingebracht. 
Vorher, am 15. April, wurde der bisherige Kom- 
mandierende General, der General der Infanterie 
d'Elsa zur Ubernahme der Armeeabteilung Falkenhausen 
nach dem Elsaß abberufen. Er hatte seit Kriegsbeginn 
sein Korps von Erfolg zu Erfolg geführt und dann 
in der Verteidigungsstellung an der Aisne an besonders 
wichtiger Stelle der deutschen Westfront unerschütter- 
lich standgehalten. Der sorgfältige Ausbau der Stellung 
und die nie erlahmende Kampftätigkeit des XII. Armee- 
korps hatten die Franzosen während der ganzen Zeit 
von größeren Angriffsversuchen abgehalten. 
Das Korps übernahm der General der Infanterie 
Edler v. d. Planitz, bisheriger Kommandeur der 32. 
Infanteriedivision. 
Mit Beginn des Sommers zwangen die großen 
Vorbereitungen der Franzosen und Engländer an 
der Somme, auch beim XII. Armeekorps Truppen zur 
anderweiten Verwendung bereitzustellen. Bereits im 
Juni wurden bewegliche Reserven bei allen drei In- 
fanteriedivisionen (23., 32. Infanteriedivision und 
47. Landwehrdivision) in der Stärke von je einem 
Infanteriebataillon gebildet und ihnen Maschinen- 
gewehre, Minenwerfer, je eine Feldkanonenbatterie und 
mehrere Eskadrons beigegeben. 
Erhöhte Arbeit in der Stellung und hinter der Front 
führte zu Urlaubsbeschränkung. Trotz zunehmender feind- 
licher Tätigkeit wurde mit Bergung der Ernte begonnen. 
Die Feldbestellung hatte sich von 14 500 Hektar des Ernte- 
jahres 1914/1915 auf 20 doo Hektar gesteigert, in gleicher 
Weise waren alle übrigen Wirtschaftseinrichtungen hinter 
der Front ausgebaut worden. 
Am 1o. Juli verließ Prinz Friedrich Christian, zur 
123. Infanteriedivision versetzt, das XII. Armeekorps, mit 
dem er bei Kriegsbeginn ausgerückt war. 
Mittlerweile war die Riesenschlacht an der Somme ent- 
brannt. Sie führte nach und nach das ganze XII. Armee- 
korps auf das gewaltige Schlachtfeld, auf dem sich das 
Völkerringen im Sommer 1916 abspielte. Die Gesamt- 
schlacht an der Somme ist früher eingehend dargestellt. 
Ich muß darauf verweisen. 
Vom XII. Armeekorps rückten dahin zunächst das II. Ba- 
taillon des Grenadierregiments 101 und das III. Bataillon 
Infanterieregiments 102 ab. Es folgten dann am 20. und 
21. Juli der Generalmajor Francke mit dem Stabe der 
63. Infanteriebrigade, dem Leibgrenadierregiment 100, dem 
Infanterieregiment 102 (ohne II.), Infanterieregiment 103 
und Jägerbataillon 12. Dafür wurde die Infanterie der 
abgekämpften Dioision Frentz in den Abschnitt deo XII. 
Armeekorps eingeschoben. Ende August folgte auch die 
23. Infanteriedivision nach der Somme, bald auch das 
    
  
  
  
10 
Generalkommando, das durch das Generalkommando Kühne 
abgelöst wurde. Oberst von Eulitz, der von Kriegsbeginn 
an die Stelle als Generalstabschef bekleidet hatte, folgte 
seinem alten Kommandierenden General als Stabschef zu 
der Armeeabteilung d'Elsa. An seine Stelle trat der Major 
Gysoe. 
we das Dioisionskommando der 32. Infanteriediolsion 
blieb noch bis zum 13. September im alten Abschnitt ohne 
  
  
  
  
    
4couchr 
5 , 
« PLØFF z-'-Js-L-Jöxtä»f" 
- , —..L;-’—:CM·». 
8—.-:T. zsjömsra 
— — 
  
" s— 5%. 
  
Wez'as 
2 * ) 7b. 
Skizze 2. XII. Armeekorps. Die Division Francke an der Somme Juli bis 
September 1916 
seine Infanterieregimenter, die von der Somme aus erst 
in den Argonnen wieder unter die 32. Infanteriedioision 
traten. 
Das Generalkommando des XII. Armeekorps trat an der 
Somme nicht mehr in Tätigkeit, da seine mittlerweile abge- 
kämpften Divisionen dort aus der Front herausgezogen 
worden waren. Es übernahm dann an der Verdunfront 
den bisherigen Abschnitt des XVIII. Reservekorps in der 
Armeegruppe von Lochow auf der heißumkämpften Front 
Hardaumont—Douaumont als Korps bezw. Abschnitt Planitz 
mit dem Korpshauptquartier in Sorbey. 
Am 4. November l9#16 wurde es durch das General- 
kommando des XIV. Armeekorps dort abgelöst und bei der 
dritten Armee im Abschnitt von Cauroy eingesetzt. Sowohl vor 
Verdun wie in der Champagne waren ihm andere Divisionen 
unterstellt. 
Mit der Zerreißung der alten Verbände wird die Dar- 
stellung der Feldzugstätigkeit der sächsischen Armee immer 
schwieriger. Die Träger der Geschichte sind fortab nicht 
mehr die Armeekorps sondern nur noch die Dioisionen. Der 
Übersichtlichkelt wegen soll die Geschichte der beiden Divi- 
sionen des XII. Armeekorps hier direkt folgen. 
Zuvor sei aber des beispiellosen fünfzigtägigen Helden- 
kampfes der Division Francke an der Somme gedacht. Ich 
bin in der glücklichen Lage, darüber den nachstehenden kurzen 
Bericht aus berufenster Feder wiederzugeben, der in seiner 
Schlichtheit um so packender die furchtbare Größe dieser 
Flinfzigtageschlacht veranschaulicht. 
2*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.