Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Die 241. Infanteriedivision fuhr von Lyntuppy über 
Wilna und Lida nach Baranowitschi. Hier war ihr für 
wenige Tage Rast gegönnt. Bereits am 26. Juni wurde 
die Division auf dem Bahnhof von Baranowitschi wieder 
verladen und zur deutschen Südarmee (Heeresgruppe 
Boehm-Ermolli) gefahren. 
2. Bei der Südarmee 
vom Juni 1917 bis Februar 1018 
In dreitägiger Fahrt gelangte die 241. Infanteriedioision 
liber Brest-Litowst— Kowel—Lemberg nach Galizien zur 
Heeresgruppe Boehm-Ermolli. Die Russen hatten an diesem 
Teil der Front starke Kräfte versammelt; die deutsche 
Oberste Heeresleitung rechnete mit starken russischen An- 
griffen. Sicheren Nachrichten zufolge war ein Durchbruch 
auf Lemberg geplant. 
Vom 22. Juni ab trafen die einzelnen Transporte der 
24 1. Infanteriedivision in der Gegend von Kurzany im 
Narajowka-Tal ein und bezogen daselbst Unterkunft. Am 
30. Jum bündete das am Morgen um 6 Uhr aus vielen 
russischen Batterien einsetzende Artilleriefeuer den russischen 
Angriff an. Bald war auf der ganzen Armeefront die 
Artillerieschlacht im Gange. Besonders im Abschnitt Roha- 
tyn machten sich bedeutende Verstärkungen der feindlichen 
Batterien bemerkbar. In den Nachmittagsstunden nach 
heftiger Feuervorbereitung scheiterten feindliche Angriffe in 
mehreren Wellen gegen die hier eingesetzten Teile der 
20. ottomanischen, sächsischen 24. Reservedivision und der 
österreichischen s4. Infanterie-Truppendivision. 
Auch während der Nacht zum 1. Juli hielt der Artillerie= 
kampf mit unverminderter Stärke an. Nach Mitternacht 
versuchte der Feind auf der ganzen Front der 24. Reserve- 
division vorzubrechen. Der Angriff mißlang. 
Auf dem äußersten linken Flügel der österreichischen 
54. Infanterie-Truppendivision, sowie auf dem rechten 
Flügel der links anschließenden österreichischen zweiten Armee 
gelang es dem Gegner, in 10—12 Kilometer Breite und 
teilweise bis zu § Kilometer Tiefe einzudringen. 
Zur Befestigung der stark ins Wanken geratenen Front 
der Österreicher wurden die der 241. Infanteriedivision an- 
gehörenden Infanterieregimenter 473 und 474 den öster- 
reichischen Infanterie-Truppendivisionen 34 und §3 unter- 
stellt. Das I. Bataillon des Infanterieregiments 472 trat 
unter den Befehl des Abschnitts Rohatyn (sächsische 24. Re- 
servedivision), die übrigen beiden Bataillone wurden zur 
Verfügung des Armeeoberkommandos nach Brzezany in 
Marsch gesetzt. Das I. und II. Bataillon Infanterieregi- 
ments 472 wurden noch am Nachmittag des 1. Juli in 
vorderster Linie eingesetzt. Beide nahmen ruhmreichen An- 
teil an der Abwehr der feindlichen Angriffe. 
In der Nacht vom 1. zum 2. Juli erhielt der Stab der 
246. Infanteriebrigade den Befehl im Abschnitt östlich der 
Zlota-Lipa bis zur Straße Brzezany—Kozowa. Der Divi- 
sionsstab wurde erst im Laufe des Nachmittags eingesetzt 
und übernahm am 3. Juli vormittags den Befehl. 
Außer den Infanterieregimentern 472 (ohne I. Bataillon) 
und 474 befanden sich anfangs noch Telle der Reserve- 
Infanterieregimenter 104, 107 und 258 im ODivisions- 
abschintt. 
Abgeseben von russischen Teilvorstößen herrschte Rube. 
Sie ließ auf Ablösung und Bereitstellung frischer russischer 
Truppen und Munition für neue Angriffe schließen. Irgend 
welche Anzeigen, die das Einsetzen größerer Angriffe er- 
warten ließen, fehlten. 
In der Nacht vom 3. zum 4. wurden Tellangriffe gegen 
den Lysonia-Abschnitt abgeschlagen. In der nächsten Nacht 
wurden die noch im Abschnitt verbliebenen Truppen der 
sächsischen 24. Reservedivision durch Bataillone der 241. In- 
fanteriedivision abgelöst. Das Infanterieregiment 474 über— 
nahm den Lysonia-Abschnitt. 
In den folgenden Tagen kam es nur zu Patrouillen- 
kämpfen. Lebhaftes feindliches Artilleriefeuer lag auf den 
Kampfgräben und den Batteriestellungen. Größere Kampf— 
handlungen blieben aus. Verschiedentlich wurden stärkere 
Truppenansammlungen in den feindlichen Gräben fest- 
gestellt. Es lag die Vermutung nabe, daß Angriffsabsichten 
beim Feinde bestanden hatten, daß die Durchführung des 
Angriffes jedoch an der Haltlosigkeit der Truppen ge- 
scheitert war. 
In der Nacht vom 9. zum 10. Juli wurden durch Stoß- 
trupps der Divisions-Sturmabteilung und durch das Ba- 
taillon Köhler (III. Bataillon Infanterieregiment 472) die 
noch im Abschnitt befindlichen Russennester gesäubert. Der 
Feind leistete erbitterten Widerstand. 
Die folgende Woche wurde mit Vorbereitungen für ein 
größeres Unternehmen ausgefüllt, welches auf Befehl des 
Armeeoberkommandos die 241. Infanteriedivision im Besitz 
des Osthanges der Lysoniahöhe bringen sollte, während 
weiter nördlich bei Zloczo der Durchbruch erfolgte. 
Am Nachmittag des 19. Juli gingen Stoßtrupps und 
Patrouillen des Infanterieregiments 472 von der Lysonia= 
höhe aus gegen den vorderen russischen Kampfgraben vor. 
Die nachdrängenden Kompagnien seines II. Bataillons unter 
Führung des Hauptmanns Pohl setzten sich in den Besitz 
der zum großen Tell stark besetzten russischen Stellungen. 
Etwa 6 Uhr nachmittags war nach heftigen Kämpfen die 
ganze erste feindliche Linie gegenüber von Lysonia-Süd in 
der Hand der tapferen Angreifer. Gegenüber dem Nord- 
abschnitt war es dem Gegner gelungen, trotz heftigen Ar- 
tilleriefeuers Verstärkungen vorzuführen und seine vordere 
Linie zu halten. Ein Angriff auf diesen Teil der Lysonia= 
Stellung mußte wegen Mangels von Reserven unterbleiben. 
Die Absicht des Armceoberkommandos war trotzdem voll 
und ganz erreicht. Der Russe hatte es nicht gewagt, Teile 
der gegenüberstehenden Kräfte zur Abwehr des deutschen 
Durchbruchs in der Gegend von Zloczow wegzuziehen. Er 
hatte anscheinend in Erwartung stärkerer Angriffe weitere 
Kräfte gegenüber der Lysoniahöhe zusammengezogen. 
Schon bald machte sich der Erfolg des deutschen Vor- 
gehens bei Zloczow auch auf der Front der 241. Infanterie- 
division fühlbar. Am 20. Juli war die 8§4. Infanterie- 
Truppendivision zur Vervollständigung der weiter nördlich 
errungenen Erfolge zum Angriff übergegangen. Bereits am 
Nachmittag des 21. Juli teilte das Generalkommando des 
k. u. kP. XXV. Armeekorps mit, daß es sich im fortschrei- 
tenden Angriff mit dem rechten Flügel auf Kosowa be- 
fände. Die Artillerie der 241. Infanteriedivision erhielt 
Befehl, alle rückgängigen Bewegungen des Feindes, sowie 
etwaige russische Gegenangriffe nördlich der Straße Brze- 
zany— Kozowa unter Feuer zu nehmen. Von allen Truppen 
der Division wurden Anordnungen für einen etwaigen Vor- 
marsch am 22. Juli getroffen, so das Heranführen des 
Gepäcks, Auffüllen der eisernen Portionen usw. 
Zahlreiche Brände in Richtung Kozowa und nördlich 
zeigten an, daß der Gegner dort abzog. 
Gegen Abend traf vom Generalkommando der Befehl ein, 
daß die 2411. Infanteriedivision sich bei fortschreitendem 
Angriff des XXV. k. u. k. Korpo der Vorwärtsbewegung 
anzuschließen habe. 
Am Morgen des 22. Juli um 3 Uhr ging die 241. In- 
fanteriedivision, unterstützt von der Artillerie, zum Angriff 
gegen die russischen Stellungen vor. Während die Linien 
vor der links benachbarten Honvedbrigade verhältnismäßig 
leicht überrannt werden konnten, mußte gegenüber der 
246. Infanterlebrigade erst stärkerer Widerstand gebrochen
	        
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