Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Vom 20. November 1915 bis 7. Juli 1916 war es 
am Dryswiatysee im Verband der 88. Infanteriedivision in 
Stellung, wobei es mehrfach an Abwehrkämpfen teilnahm. 
Dann wurde das Bataillon nach Kowel zur 91. Infanterie- 
division gefahren, zeichnete sich bei Abwehr des großen 
russischen Durchbruchversuchs aus und bewährte sich weiter 
in den Stellungskämpfen am Styr und Stochod, bis es 
am 17. Februar 1917 dem Landwehr-Infanterieregiment 
350 als III. Bataillon einverleibt wurde. 
Das Feldartillerieregiment 408 wurde am 
0. Juli lolé bei dem stellvertretenden Generalkommando 
XII. mobil und Ende Juli nach Flandern gefahren. Bei 
Diksmuide und im Mpernbogen eingesetzt, erwarb sich das 
Regiment schnell die Anerkennung voller Kriegstüchtigkeit. 
Auf drei Abteilungen am 2. Februar 1917 verstärkt und 
nach Kowel überführt, trat es am 27. Februar 1917 in den 
Verband der 485. Landwehrdivision. 
Die 4. Eskadron des Gardereiterregiments 
stand bis zum 27. Februar 1917 im Regimentsverband 
bei der 8. Kavalleriedivision (siehe dessen Geschichte). 
Die 4. Kompagnie Reserve-Pionierbataillons 
22 wurde im Januar lous in Riesa aufgestellt und als- 
bald in den schweren Kämpfen um März lols an der 
Lorettohöhe eingesetzt. Dann nach den Karpathen gefahren, 
nahm sie an der Erstürmung des Zwinin teil, machte den 
Vormarsch durch Galizien bis zur Strypa mit und nahm 
1916 an der Abwehrschlacht an der Narajowka teil. Sie 
blieb im Raume von Brzezany und später am Stbrutsch 
dem ottomanischen XV. Armeekorps zugeteilt, bis sie Mitte 
Februar 1917 zur 45. Landwehrdivision überführt wurde. 
Die Minenwerferkompagnie 345 wurde am 1. März 
1917 aus sächsischen Angehörigen verschiedener Regimenter 
der Heeresgruppe Linsingen im Felde zusammengestellt und 
in Kowel bis Mitte April ausgebildet. 
1. Die Wacht am Stochod 
Die Truppen befanden sich also zum größten Teil schon an 
der Ostfront im Bereiche der Heeresgruppe Woyrsch und 
Linsingen, als im März 1917 am Stochod bei der Gruppe 
des Generals der Kavallerie von Bernhardi die neue 48. 
Landwehrdioision zusammentrat. 
So setzt die Geschichte der Division mit der Wacht am 
Stochod ein. 
Der neue Divisionskommandeur, Generalmajor von Rey- 
her, übernahm Anfang März 1917 die Division. Sie um- 
faßte die Landwehr-Infanterieregimenter 107, 133 und 350, 
jedes zu drei Bataillonen. Jedes Bataillon hatte außer 
seinen vier Kompagnien eine Maschinengewehrkompagnie zu 
sechs Gewehren. Landwehr--Infanterieregiment 350 zu acht 
Gewehren als 45. Landwehr-Infanteriebrigade. 
Das Feldartillerieregiment 408 hatte drei Abteilungen zu 
je drei Batterien (vier Geschütze). Vier Batterien davon waren 
aber abgegeben, drei nach Grodno, eine nach Kowel. Dafür 
waren aber noch vier andere Feld= und sieben schwere Batte- 
rien der Division zugeteilt, ferner das Landsturmbataillon 
Passau mit zwei Maschinengewehrkompagnien und drei 
schwere Maschinengewehrtrupps, Luftstreitkräfte, Verkehrs- 
truppen und Munitionskolonnen und Trains in wechselnder 
Höhe, dem Bedarf entsprechend. 
Die Division war am Stochod beiderseits der Bahn und 
Straße eingesetzt, die von Kowel durch das ausgedehnte 
Sumpfbecken des Pripet mit seinen Zuflüssen Stochod und 
Styr nach Wolhynien führen. Diese Gegend war im Jahre 
lo#lé der Schauplatz verzweifelter Kämpfe gewesen, nach- 
dem die dortige österreichisch-ungarische Front wider alles 
Erwarten schnell vor den anfangs kaum gleichstarken russi- 
schen Angriffskräften zusammengebrochen war. Erst am 
Stochod war durch die von allen Fronten herbeigezogenen 
deutschen Kräfte dem russischen Ansturm Halt geboten wor- 
den. Der Fall von Kowel, das Ziel der russischen Offensive, 
war gerade noch verhindert worden. Dort stand jetzt das 
Generalkommando LV der Heeresgruppe von Linsingen unter 
dem General der Kavallerie von Bernhardi. Ihm war die 
neue Division bis zum Februar lol#s, solange sie die Wacht 
am Stochod hielt, unterstellt. 
Die Stellung war im Laufe des letzten Winters gut aus- 
gebaut worden. Rechts sicherte Landwehr-Infanterieregiment 
350, in der Mitte Landwehr--Infanterieregiment 107 und 
links Landwehr-Infanterieregiment 133. Divisionsstabs- 
quartier war Nuzel, siehe Skizze. 
Vor der Front stand rechts die 1. und linbs die 8S. tur- 
kestanische Schützendivision. Sie verhielten sich ziemlich 
ruhig, ebenso die feindliche Artillerie, von der 15 Batterien, 
darunter 12 Feldkanonenbatterien vor dem Abschnitt der 
Division festgestellt waren. Der Feind verzichtete scheinbar 
auf jede Aufklärungstätigkeit. Nur einzelne Postierungen 
blieben trotz des Frühjahrshochwassers auf einige erhöhte 
Uferstellen am linken Stochodufer, insbesondere auf die 
Toteninsel vorgeschoben, im übrigen überließ der Russe das 
ganze Zwischengelände den fleißig aufklärenden Patrouillen 
der sächsischen Division. Seine Tätigkeit beschränkte sich 
auf Entwässerung seiner Kampfgräben; Neubauten wurden 
nicht beobachtet, ebensowenig Vorarbeiten für einen Angriff. 
Die Fersetzung der russischen Armee, welche seit Ausbruch 
der Revolution schnell vorwärts schritt, war nach allen vor- 
liegenden Nachrichten auch an der Stochodfront vorhanden. 
Nur Anfang April rafften sich die Russen noch zu einigen 
Unternehmungen auf, die aber sofort an der Aufmerksamkeit 
der vordersten sächsischen Postierungen scheiterten. Ende 
April erschienen vor der Sachsenfront die russische 2. und 3. 
Gardekavalleriedivision und die 36. Infanteriedioision an 
Stelle der Turkestaner. Sie begannen Mitte Mai Ver- 
handlungen über Waffenruhe, die auf Befehl der Heeres- 
gruppe unter Leitung des Majors Sschiedrich, des Komman- 
deurs des I. Bataillons Landwehr--Infanterieregiments 133, 
in der folgenden Zeit mit großem Geschick aufgenommen 
wurden. 
Auf russischer Seite waren zunächst noch die beiden sich 
widerstreitenden Strömungen deutlich erkennbar. Die Offi- 
ziere stemmten sich den Anbiederungsversuchen der kriegs- 
müden Mannschaften zunächst noch mit wechselndem Er- 
folg entgegen. Das erforderte eine vorsichtige Zurückhaltung 
der deutschen Unterhändler. Ende Mai bam es bei Swidniki 
sogar wieder zu Patrouillenplänkeleien. Am 2. Juni wurde 
ein sächsischer Horchposten vor dem rechten Unterabschnitt 
überfallen und Ende Juni begannen russische Batterien vor 
dem linken Divisionsflügel wieder zu feuern. Am 2. Juli 
ging der Feind sogar beiderseits der Bahn mit Stoßtrupps 
vor, wurde aber von den Vorposten mühelos abgewiesen. 
Bombenflieger bewarfen ergebnislos Holoby am 3. Juli. 
Zwei Tage später besichtigte Se. Majestät der König zum 
letztenmal die Division und sprach den altbewährten Regi- 
mentern seine vollste Anerkemmung für ihr treues Aughalten 
im fernen Osten aus. 
Mitte Juli nahm der Feind — Gardebavallerie — die 
Verhandlungen wieder auf. Da sie wieder ergebnislos sich 
hinzogen, gingen Stoßtrupps vom Landwehr-Infanterieregi- 
ment 133 am 25. Juli gegen die Russengräben vorwärts 
von Swidniki vor und brachten Gefangene von der 92. 
russischen Infanteriedivision ein. Leider fiel dabei der tapfere 
Leutnant der Landwehr Klahre. Vor Landwehr-Infanterie- 
regiment 107 wurde von Patrouillen ein neuer Gegner, 
die russische 192. Infanteriedivision, festgestellt. Die näch- 
sten Monate verliefen dann fast völlig ruhig. Im Novem- 
ber dehnte sich die Division infolgedessen noch mehr nach
	        
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