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deutschen Divisionen, dabei auf dem rechten Flügel die
sächsische 23. Infanteriedivision, durchziehen und hielten
zunächst den sehr vorsichtig vorfühlenden Feind weit vor
der Siegfriedstellung auf. Am Abend des 21. März ge-
wannen sie Fühlung mit dem Feind, nachdem er den Crozat-
kanal überschritten hatte.
Am 22. März ging rechts die 44. Reservedivision gegen
den Feind, der im Ubergang über den Crozatkanal begriffen
war, zum Angriff vor. Die 47. Landwehrdivision sollte
diesen Angriff durch Vortäuschen eines Vorstoßes auf
Quessy von la Fere her unterstützen. II. Bataillon Land-
wehr-Infanterieregiments 106 und I. Bataillon Infanterie-
regiments 391 gingen, ersteres nördlich von Quessy, letz-
teres direkt gegen den Ort, der sich vom Feind stark besetzt
erwies, vor. Der schneidig durchgeführte Vorstoß, die erste
Kampfhandlung des neuen Regimente, stellte als Feind die
französische 61. Infanteriedivision durch Gefangene fest,
kostete aber 81 Verwundete und 22 Tote (1 Offizier).
Am 23. März ließen sich die vorgeschobenen Kompagnien
allmählich auf die Oise zurücktragen, die Vorpostenkom-
pagnie 301 blieb noch westlich des Flusses. Der Feind ging
mit äußerster Vorsicht vor und begann tags darauf, das
unglückliche la Fèere zu beschießen. Seine Patrouillen fühl-
ten bis an die Oise heran. Rechts der Division gingen zwei
deutsche Divisionen zu einem Gegenstoß vor, den die Ar-
tillerie der 47. Landwehrdioision unterstützte.
Am 26. März blieb es ruhig. Am 27. März beschoß
schwere feindliche Artillerie la Fèere mit 2000 Schuß. Fran-
zösische Infanterie ging in mehreren Wellen zum Angriff
auf das alte Hornwerk westlich der Stadt vor, wurde aber
glatt abgewiesen. Tags darauf begann sich der Feind vor
der Siegfriedstellung einzubauen. Der Stellungskrieg setzte
wieder ein. Nur weiter nördlich ging es lebhafter zu. Dort
griff der Feind am 3. und 4. April die 36. Infanterie-
division energisch, aber erfolglos an. Die Artillerie der
47. Landwehrdivision griff wieder wirkungsvoll von der
Flanke her (in.
Vom 0. April wurde die Division von der 233. Infan-
teriedioision abgelöst. Sie wurde zur ersten Armee (Haupt-
teil) und sechsten Armee (Landwehr-Infanterieregiment 104,
I. Landwehr-Feldartillerieregiment 19 und 1. Kompagnie
Reserve-Pionierbataillon 22) an deren Grenze westlich von
Douai befördert und mußte dort die Wotanstellung aus-
bauen, in der ein feindlicher Durchbruch auf Douai, mit
dem gerechnet wurde, abgewiesen werden sollte. Mitte April
wurde die Diovision dann einheitlich der Gruppe Quêant
(XIV. Reservekorps) unterstellt. Bei Arras setzte um diese
Zeit ein schwerer englischer Angriff ein. Mehrfach wurden
die Schanzarbeiten unterbrochen, die Truppen zum Ein-
greifen in die Schlacht im Raume von Arras bereitgestellt.
Diese wenig ansprechende Schanzarbeit dauerte noch den
ganzen Mai über an. Am 30. Mai begann der Abtransport
nach dem Östen von Aubigny aus. Infanterieregiment 391
schied aus der Kriegsgliederung der Division aus und trat
zur Armeeabteilung A. Dafür stieß als drittes Negiment
das Grenadier-Landwehrregiment 100, bisher bei der Armee-
abteilung &A und direkt von dort nach dem Osten in Marsch
gesetzt, dort zur Division. Das Rekrutendepot der Division
trat zur 24. Infanteriedivision über. Das Landwehr-Feld-
artillerieregiment rückte mit sechs Batterien nach dem
Osten. Dorthin folgten fernerhin die 2. Eskadron Husaren-
regiments 18, die Fernsprechabteilung 547, der Nachrichten-
mittelzug und Dioisionskraftwagenkolonne 791.
2. In Galizien Juni 1917
Die Divtsion traf vom §. Juni ab, über Lemberg fahrend,
auf den Bahnhöfen von Majdan und Martinow im Be-
reiche der k. und k. dritten Armee ein. Der Dioisionsstab
kam nach Bryn. Die Division war taktisch dem k. und k.
XXVI. Korpskommando unterstellt. Landwehr-Infanterie-
regiment 106 wurde sofort eingesetzt. Sowohl der Ober-
befehlshaber Ost, Prinz Leopold von Bayern, wie auch der
Heeresgruppen-Oberbefehlshaber, Generaloberst von Böhm-
Ermolli, begrüßten die Division, die sich schnell zwischen
den fremdsprachigen Truppen der Verbündeten einlebte.
Kaum hatte sie ihre recht mäßigen Quartiere nach hei-
mischen Ansprüchen umgemodelt, wurde die Division weit
nach Norden zur Heeresgruppe von Woyrsch verschoben.
Am 20. Juni verließen die ersten Züge der Division das
Becken des Djestr, die Division den Raum von Halicz,
der wenige Wochen später der Schauplatz schmachvoller
Feigheit der österreichischen Truppen der dritten k. und k.
Armee werden sollte, während weiter nördlich die deutsche
Südarmee den russischen Hauptangriff unerschüttert ab-
wies und sächsische Divisionen, voran die 24. Reservedivision
bei Brzezany, dabei ganz besonders sich auszeichneten. Ein
gütiges Geschick hat die 47. Landwehrdivision durch ihre
Versetzung vor Schwerem bewahrt. Vielleicht aber hätte sie
den schmachmütigen österreichischen Dioisionen, gegen die
von den Russen nur ein Nebenangriff mit ganz geringen
Kräften geplant war, den nötigen Halt gegeben, was wohl
das wahrscheinlichste ist.
3. Am Serwetsch östlich von Slonim
vom Juni 1917 bis März 19138
Die weite Bahnfahrt von Östgalizien bis zum Serwetsch
über Slonim ist aus der Karte ersichtlich. Sie dauerte
etwa vier bis fünf Tage. Am 25. Juni traf der Divisions-
stab in Molczadz an der Bahn Baranowitschi—Lida ein.
Diese Bahn lief hinter der deutschen Stellung am Serwetsch
entlang und war durch neugebaute Feldbahnen mit dem
Stellungsgelände verbunden. Die Truppenzüge wurden in
der Tat bis Trunowa, kaum eine Meile vom Serwetsch,
dessen Niederung die beiderseitigen Stellungen trennte, ent-
fernt, heranbefördert. Die Division kam in der besten
Jahreszeit in die echt russische Landschaft auf dem leicht-
hügeligen, im Westen bewaldeten, im Osten unter dem
Pfluge liegenden Gelände zwischen dem Serwetsch und dem
15 Kilometer westlich davon liegenden Switessee und fand
in den zum Teil neuaufgebauten Ortschaften und den ge-
räumigen Hindenburg-, Habsburg-, Panjedorf-, Wald-,
Wolfs-, Manstein= und Leopoldlagern erträgliche Unterkunft
Sie befand sich hier in dem Landstrich, in dem im November
1812 der Vormarsch der Sachsenarmee sein Ende erreicht
hat. Die Große Armee Napoleons hatte auf dem Rückzug
von Moskau Ende November 1812 die Beresina östlich
von Minsk erreicht. Die Sachsen und Osterreicher unter
Fürst Schwarzenberg wurden von Brest-Litowstk über Wol-
kowisk und Slonim herbeigerufen, die Trümmer der Großen
Armee aufzunehmen. Bei Wolkowisé mit der Russenarmee
in zweitägige siegreiche Kämpfe verwickelt und durch die
Russen südwärts abgelenkt, kamen die Sachsen zu spät, um
an der Beresina zu helfen. Inzwischen hatten klägliche Reste
der stolzen Armee Napoleons Minsk erreicht. Die Vorhut
der Sachsen machte bei Gorodeschtsche kehrt und nunmehr
gingen die Sachsen über Slonim und Bialystok, das wie-
derum Sachsen im Weltkrieg zuerst (August 1915 — 8s8.
Infanteriedivision) erreichten, auf Warschau zurück, bis zu-
letzt erhielten sie den festen Zusammenhang und vermochten.
sich dadurch bis zur Heimat durchzuschlagen.
Die 47. Landwehrdivision wurde von der Armeeabteilung
Wopyrsch (Slonim) dem k. und k. XII. Armeekorps unter-
stellt und erhielt den etwa 12 Kilometer breiten Streifen
beiderseits von Zirin (in russischer Stellung) am Westufer
des Serwetsch zugewiesen.