anteil hin einem Fürsten oder einer Stadt zum Waffen-
dienst verpflichten. In den Rechnungsbüchern der meißni-
schen markgräflichen Kanzlei finden sich noch zahlreiche Aus-
gaben an solche Führer und ihre „Gesellschaften“ (socie-
tates) für Sold, für ein verlornes Rüstungsstück, für ein
getötetes oder auf den schlechten Straßen zuschanden ge-
rittenes Pferd und dergleichen.
Daneben besteht das Lehnsaufgebot der Vasallen
fort, und auch die Landfolge, die Dienstpflicht der
Städte und sonstigen Grundberrschaften, wie der
Klöster, ist festgelegt; Städte und Stifter stellen nicht bloß,
fallo sie lehnspflichtige Landgüter besitzen, ihre bestimmte
Zahl Lehnpferde, das heißt Berittene, Reisige, sondern auch
Fußmannschaften und Kriegorüstwagen; aus dem Jahre
1347 ist eine solche Heerwagenliste der Stidte und Klöster
Meißens, Thüringens und des Osterlandes erhatten.
Unter dem Markgrafen Wilhelm I. von Meißen (1381
bis 1407) entbrannte hierzulande die Dohnaische Fehde
1401—1402, wobei die Markgrafen die fast unabhängige
Macht der Burggrafen von Dohna brachen. Zuers fiel nach
langer Belagerung die feste Burg Dohna durch Sturm
in die Hände der Meißner; ein Leipziger Einwohner erstieg
zuerst die Mauern der stattlich über dem Müglitztale auf-
ragenden Hauptfeste. Nach Dohnas Fall konnten sich die
Burgen Wesenstein und Königstein nicht lange halten,
und die Erwerbung dieses ausgedehnten Landstrichs festigte
zugleich die Südgrenze der Mark Meißen gegen das König-
reich Böhmen. Von Wilhelms Neffen, den Söhnen seines
Bruders Friedrichs des Strengen (7 1381), ist Friedrich
der Streitbare (1381—1428) am bekanntesten als
Stifter der Universität Leipzig 1400, Erwerber des Herzog-
tumo und der Kurwürde von Sachsen 1423 und als Vor-
kämpfer gegen die Hussiten.
Die Hussitenkriege
Die hussitische Bewegung war keineswegs nur ein An-
sturm reformfreundlicher Kreise gegen den sehr verbesse-
rungsbedürftigen Katholizismus des ausgehenden Mittel-
alters, sondern zugleich und in hohem Grade eine von
tschechischer Seite geschickt benutzte und fanatisch betriebene
Deutschenheße. Die meißnisch-sächsischen Lande waren
um so mehr bedroht, als das wettinische Gebiet über den
Gebergskamm binunter in die nordböhmische Ebene reichte,
wo Brüx, Dux, die Herrschaft Riesenburg bei Ossegg und
anderes dazu gehörten und auf der beherrschenden Höhe des
Brürer Schloßberges ein sächsischer Haup#imann gebot. Als
nur dieses Schloß noch der Wut der hussitischen Ketzer
widerstand, führte Friedrich ein Heer gegen sie und brachte
ihnen am §F. August 1421 bei Brüx eine starke Nieder=
lage bei. Die folgenden Jahre sind aber eine für die
deutsche Kriegführung wenig rühmliche Zeit; Lässigkeit bei
Aufbringung der Geldmittel und Ausrüstung, Lauheit der
Kriegführung, Zwiespältigkeit der Heeresleitung auf der
deutschen, katholischen Seite, ungestüme, todverachtende
Tapferkeit, schreckenverbreitende, die Abwehr lähmende
Grausamkeit auf Seite der tschechischen Ketzer wirkten zu-
sammen zur Erzielung der hussitischen Erfolge. Als 1426
die von den Sachsen besetzte Stadt Aussig bedroht war, ließ
statt ihres abwesenden Gemahls die Kurfürstin Ka:harina
die Aufgebote an Lehnsleute und Bürger ergehen; bei Bo-
britzsch (südöstlich von Freiberg) sammelte sich ein stattliches
Heer von Rittern, Bürgern und Bauern. Aber troß aller
Tapferkeit und seiner Überlegenheit an JZahl verblurete das
sächsische Heer in der Schlacht bei Aussig 1426 guten-
teils beim unbesonnenen Ansiurm auf die Wagenburg der
Hussiten und erlag dann deren vernichtendem Gegenstoß, so
daß allein von ritterlichen Leuten gegen So0 und 12 Grafen
fielen. Die Folge dieser Unglücksschlacht waren fürchterliche
Naub-, Brand= und Mordzüge der Hussiten in die nörd-
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lichen Nachbarlande. Wohl hören wir auch da von mancher
tapferen Tat und von todesmutiger Aufopferung, wie der
einer Handvoll wackerer Bürger des kleinen, nahe an
der böhmischen Grenze gelegenen Bergstädtchens Gott-
leuba, die sich einer über den Kamm des Gebirges her-
überstreifenden Tschechenhorde in einem Engpasse oder Hohl-
weg südlich der Stadt entgegenwarfen, um sie wenigstens
eine Zeitlang aufzuhalten und ihren überraschten Mit-
bürgern die Möglichkeit der Flucht zu bieten. Vielfach aber
versagte angesichts der Schrecken, die die Hu sizen über er-
stürmte Orte verhängten, die Entschlossenheit der Gegen-
wehr; man erkaufte den Abzug durch Lösegelder oder er-
bettelte die Rettung durch hinausgeschickte Kinder von einer
Grabplatte des Kurfürsten Kriedrich l. des Streitbaren
im Dom zu Meißen
gnädigen Laune des Hussitenfeldherrn. Zur Aufstellung
größerer Feldheere und Führung eines Krieges großen Stils
gegen die allgemeine Landplage aller umgrenzenden deut-
schen Gebiete kam es nach dem Mißerfolge der deutschen
Reichsheere nicht mehr. Erst nach über zehn Jahren gelang
Friedrichs Sohn, dem Kurfürsten Friedrich II., dem
Sauftmütigen (1428—1464), ein glücklicher Schlag.
Auf Geheiß des deutschen Königs Albrecht II. war er 1438
mit einem sächsischen Heere nach Prag gezogen; die Heim-
ziehenden wurden am 23. September bei Sellnitz (bei
Bilin) von den Böhmen angegriffen, erwehrten sich aber
nicht bloß der Angreifer, sondern schlugen sie empfindlichst
und nahmen ihnen zahlreiche Gefangene ab.
Leider untergrub die spiter zwischen Friedrich II. und
seinem Bruder Herzog Wilhelm llI., dem Tapferen
(1428—1482), ausbrechende Zwietracht die Entwicklung der
sächsischen Macht; der 1446—14 51 geführte sächsische