274
keit, mit der die Ungarn „Gut und Blut für ihren König
Maria Theresia“ gaben, die fortreißende Begeisterung der
Preußen für „ihren Fritz“ mußte den sächsischen Soldaten
fehlen, die wohl auf allen Walstätten Europas, aber selten
für ihre Heimat kämpften. Seit 1729 fast nur Kinder
des Landes, waren sie immer noch willenlos einer ver-
wegenen Kabinettspolitik in die Hand gegeben in einer
Jeit, da in den zumeist geworbenen Truppen Preußens
bereits das Bewußtsein lebte, für einen aufblühenden Staat
unter einem großen Feldherrn zu fechten.
berg und Pirna aufmarschierten Truppen, unter ihm führte
sein Halbbruder, der Chevalier von Sachsen, einen Teil
der Streitmacht. Sie haben beide ihr Leben lang als ritter-
liche Herren mit Herz und Sinn der sächsischen Wehr nahe-
gestanden und unter großen Schwierigkeiten und mit ge-
ringem Danke viel für sie getan.
Vom 4. Oktober an drangen die Sachsen in drei Heer-
säulen durch die Pässe in das Teplitzer Becken ein, um sich
am 13. bei Leitmeritz zu vereinigen. Nachdem die rück-
wärtigen Verbindungen und der Anmarsch des den Ver-
Rutowski, geb. 1702, gest. 1764
Als Ende Oktober 1740 Brühl auf dem polnischen Reichs-
tage zu Warschau die Nachricht vom Tode des Kaisers erhal-
ten hatte, setzte er in Erwartung baldiger Kämpfe die Mobil-
machung des Heeres durch. Allein noch unklar in seinen
nächsten Jielen und noch ungewiß, wem das Glück lächeln
wüirde, stellte er sie alsbald wieder ein. Erst auf die Kunde
von Friedrichs Einmarsch in Schlesien (16. Dezember) ord-
nete er sie am 29. Dezember aufs neue an. Graf Bau-
dissin übernahm den Oberbefehl über die etwa 20 000 Mann
starke Macht, die, immer noch für ihr unbekannte zZiele,
nun ausgerüstet und bereitgestellt wurde. Das Frühjahr
1741 brachte Friedrichs Sieg bei Mollwitz am 10. April
und das Bündnis Bayerns mit Frankreich gegen Öster-
reich. Um den kriegführenden Parteien seine Kraft zu
zeigen, versammelte Brühl in den ersten Maitagen die
Truppen bei Torgau und Eilenburg und ließ eine große
Besichtigung abhalten, wobet die 42 Generäle — auf 300
Mann ettva einer — ihre glänzende Rolle spielen konnten.
Dann wurden die Regimenter in weiter Ortsunterkunft auf
dem linken Elbufer verteilt. Erst als im August Karl
Albert von Bayern mit Marschall Belle-Isle von Frank-
reich in Österreich eingefallen war, glaubte Brühl, durch
Gebietsversprechungen in Mähren und Böhmen lästern ge-
macht, sich entscheiden zu können und trat am 190. Sep-
tember dem Bündnisse gegen Maria Theresia bei. Acht
Tage später wurde das Heer enger zusammengezogen und
im Erzgebirge ein dünner Grenzschutz aufgestellt. Ende
Oktober übernahm Graf Rutowski, Augusto des Starken
und einer Türkin Sohn, den Oberbefehl über die bei Frei-
Johann Adolf II., Herzog von Sachsen-Weißenfels,
geb. 1685, gest. 1746
bündeten überlassenen Belagerungsgeschützes gesichert waren,
trat man den Vormarsch gegen Prag an. Am 22. war
man in den Angriffsbereich bei den Franzosen und Bayern
eingerückt. Die nur schlechtversorgte und schwach besetzte
Festung wurde am 26. früh 1 Uhr berannt. Von Renard
geführt, nahmen die Sachsen, in erster Linie alle Grenadier=
kompagnien, das Karlstor und die benachbarten Werke;
Generalwachtmeister von Weißenbach fiel dabei, die sonstigen
Verluste waren gering, wie denn überhaupt die Stadt bei
der grosßen Kraft des Angreifers und der Schwäche des
Verteidigers ohne besondere Mühe erstürmt wurde. Weit-
aus größer waren die unblutigen Verluste. Es war kalt
geworden, die Truppen waren für den ungewohnten Winter-
feldzug nicht ausgerüstet und wurden sehr schlecht verpflegt,
dazu hatten die Sachsen die erbärmlichsten der ärmlichen
Dörfer zur Unterkunft bekommen, als sie um Neujahr
nördlich der Sazawa in die Winterquartiere, Hauptquartier
Deutschbrod, einrückten. Rasch stieg die Krankenzahl.
Karl Albert von Bayern war inzwischen zum Kömg von
Böhmen ausgerufen und in Frankfurt zum Kaiser gekrönt
worden. Damit hatte er die Höhe seiner Macht erreicht;
nun gings rasch abwärts. Ein österreichisches Heer fiel in
Bayern ein, am Krönungstage (12. Februar 1742) er-
oberte es München.
König Friedrich, der am Schlusse des alten Jahres noch
Olmütz genommen hatte, forderte für weitere Angriffs-
betvegungen die Hilfe der Sachsen und zog sie am 13. Fe-
bruar an sich. Allein es kam zu Streitigkeiten unter den
Verbündeten, die kaum begonnene Belagerung von Brünn