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stellen durch, und neu gekleidet und geordnet nahmen sie
am Kriege wieder teil. Für die Befreinng Sachsens frei-
lich konnten sie nicht verwendet werden, sie hätten zumeist
den Korps gegenübergestanden, denen sie entflohen waren.
Durch Vermittlung der mit dem damaligen französischen
Thronfolger verheirateten sächsischen Prinzessin Maria Jo-
sepha wurden die in Böhmen und Ungarn gesammelten
„Revertenten“ der im Westen Deutschlands fechtenden fran-
zösischen Armee angegliedert. Prinz Faver von Sachsen
führte sie unter dem Namen eines Grafen von der Lau-
sitz. Sie haben, 12 Bataillone stark, während der langen
Kriegsjahre tapfer ihre Pflicht getan, wenn ibnen auch
nicht immer das Kriegsglück lächelte.
Vier sächsische Reiterregimenter, die bei Ausbruch des
Kriegs in Polen standen und bei dem Unglücke an der
Elbe nicht zugegen waren, wurden dem österreichischen Heere
zugeteilt. In der Schlacht bei Kolin ritten sie unter ihrem
prächtigen Führer, Oberstleutnant von Benckendorff, ein
ruhmreich Reiten; „Nache für Striegaul!“ (PHehenfried-
berg) war ihr Kampfruf. Ihrem schneidigen Eingreifen
verdankt Daun mit seinen Sieg. In den folgenden Jahren
begegnen wir den vier Regimentern immer wieder, zumeist
auf heimatlichem Boden, wo ihre Ortskenntnis der Auf-
blärung sehr zustatten kam. Sie trugen das barte Ge-
schick kleiner zugeteilter Bündnistruppen, in allen schweren,
plagereichen Diensten waren sie die ersten, bei Vorsorge und
Lohn die letzten. 1760 drangen sie mit bis Potsdam vor,
an den Endkämpfen des Kriegs um Mulde und Triebisch
nahmen sie ruhmvollen Anteil, geführt von dem Prinzen
Albert und General von Gößnitz.
Bis zum Bayerischen Erbfolgekrieg
Dao Land selbst hatte unter dem Kriege entsetzlich ge-
litten. Die Hauptstadt war ein Trümmerhaufen, die Dörfer
verbrannt, das Volk verarmt und verkommen, die Felder
großenteils unangebaut und verunkrautet, die Wälder ver—
wüstet. Freund und Feind hatten jahrelang im steten
Wechsel, manchmal gleichzeitig, aus dem Lande gelebt, und der
Abziehende hatte mitgenommen, was er erschleppen konnte,
schon um es dem anrückenden Gegner nicht zu überlassen.
So war am Ende des Ringens fast nichts mehr von dem
früheren Wohlstande übrig, der einst reiche Viehbestand war
völlig vernichtet. Ehe sie recht an den Wiederaufbau gehen
konnten, starben der Kurfürst und Brühl. Dem Nach-
folger, dem edlen Friedrich Christian, war nur eine ganz
kurze Zeit beschieden, noch 1763 starb er, nach wenigen
Wochen der Regierung, an den Blattern. Sein Na- hfolger
Friedrich August war noch ein Kind. Da übernahm in
dieser trüben Zeit Prinz Kaver die Vormundschaft für den
unmündigen Kurfürsten und die Verwaltung des Landes.
Was er im harten Kampfe mit dem Elend, der bittersten
Not und dem Widerstande derer, die sich dem Zwange der
Lage nicht fügen wollten, für seine Heimat getan hat, das
soll ihm unvergessen bleiben. Wie im Kriege sie ihre Treue
und trefflichen Gaben bewiesen hatten, so bewährten sich
nun die sächsischen Beamten beim Aufbau trotz ihrer Ar-
mut. In überraschend kurzer Zeit blühte das Land wieder
auf; zwei überaus reiche Ernten bannten die Nahrungsnot.
Dem Heerwesen widmete der Chevalier sein: ganze Kraft,
nachdem Rutowski reich an Erfahrungen und Schulden ge-
storben war. Nasch entstand aus den Trümmern der alten
Kriegsmacht eine neue schlagfertige Truppe. Als nach dem
Tode des letzten bayer'schen Kurfürsien der altwittelsbachi-
schen Linie drohende Verwicklungen aufstiegen, verfügte das
Land, vierzehn Jahre nach dem Kriege, bereits über eine
neue statkliche Wehr. Am 17. März 1778 schloß Sachsen
mit seinem alten Gegner Preußen einen Vertrag, Anfang
Juli stießen seine Truppen zum Heere des Prinzen Hein-
rich, der in Ubigau sein Hauptquartier nahm.
Der Krieg selbst brachte keine großen Taten. Alte Geg-
ner standen voreinander, König Friedrich, Prinz Heinrich,
Laudon und viele, deren Namen im Siebenjährigen Kriege
Glanz und Nuhm bekommen hatten, aber sie waren eben
alle alt getvorden. Es wurde hin und her marschiert, der
Arm mit den Schwert holte wie auf einem Denkmale
immer aus und schlug nicht zu. Nur vorgeschobene
Truppen gerieten bisweilen hitzig aneinander, so am 30. Juli
bei Rumburg und bei Langenhennersdorf—Berggießhübel.
Der Sommer verging in Vorstößen gegen Böhmen über
das Erzgebirge, in der Lausitz und durch das Riesengebirge.
Schon am 2. Öktober begann man für den Winter ab-
zubauen, Prinz Heinrich bezog Großsedlitz, das er so oft
im letzten Kriege bewohnt hatte, seine Truppen lagerten
zwischen Elbe und Müglitz, die Sachsen übernahmen den
Grenzschutz im Vogtlande und Erzgebirge, sowie in der
Lausitz. Bald ging man ganz in die Winterquartiere, die
weit über das ganze Land gerstreut waren. Abgesehen von
einem im Februar 1779 geplanten, aber nicht recht aus-
geführten Einfalle in Böhmen blieb alles ruhig, so daß,
als am 10. März ein Waffenstillstand geschlossen wurde,
die Ruhe nicht größer werden konnte. Der Friede von
Teschen beendete am 13. Mai 1770 diesen fast unblutigen
Krieg, den letzten der methodisch geführten des 18. Jahr-
bunderts.
Die Koalitionskriege
Eine neue Zeit brach an. Die französische Revolution
begann auch in Sachsen zu wirken. Bereits 17090 suchte
in der Pirnaer Gegend ein unruhiger Kopf die Gemüter
zu erregen, er wurde alsbald unschädlich gemacht. Ernster
und auch begründeter waren die Bauernaufstände in der
Lommatzsch—OÖschatzer und Freiberger Gegend, wo die be-
waffnete Macht eingreifen mußt e, um die Ordnung wieder
herzustellen.
In die Kämpfe gegen die Franzosen wurde Sachsen ver-
hältnismäßig spät hineingezogen. Erst am 19. Oktober 1792
wurde beschlossen, für den Reichskrieg ein kleines Korps
von 6000 Mann unter dem Generalleutnant von Lindt,
einem Soldaten, der sich als junger Offizier im Sieben-
jährigen Kriege sehon manche Verdienste erworben hatte,
zu stellen. Am 20. März 1703 stieß diese kleine Schar
nach langem Marsche in der Gegend von Offenbach am
Main zu den Truppen des preußischen Generalleutnants
von Schönfeld, bereits am 23. hatte sie ein kleines Ge-
fecht bei Castel. Seine Mitwirkung an der Belagerung
von Mainz beschränkte sich auf kleine Scharmötzel bei
wechselndem Glücke. Nach der Eroberung dieser Festung,
die infolge des verspäteten Eintreffens des französischen
PHilfskorps unter Beanharnais glückte, rückten die Sachsen
mit bis zur Saar vor und zeichneten sich bei verschiedenen
kleinen Zusammenstößen aus, so bei Spiesen n. St. Ing-
bert, am 12. September, wo Leutnant Thielmann, der
spätere General, sich kühn durchschlug und 4 Husaren-
offiziere mit 24 Mann 200 Franzosen zu Fuß mit Säbek
und Pistolen angriffen und zum großen Teil fingen, so
beim Bildstocker Hofe am 14. und bei Bliesbastel am
23. September. Nach anstrengendem Kleinkriege im übelsten
Herbstwetter wurde Ende November der Heeresteil, dem
die Sachsen unterstellt waren, nach Kaiserslautern zurück-
genommen.
Hier wurde er am 20. November von den nachdrängen-
den Franzosen angegriffen. Wacker hielten sich die Sachsen
in ihrer Stellung bei Moorlautern nördlich der Stadt. Als
nach zweitägigem Kampfe der Feind geschlagen zurückging,
erbeuteten die sächsischen Husaren unter Rittmeister von
Gutschmidt mehr als 60 Lebensmittelwagen und eine Kriegs-
kasse mit 100 doo Livres. Der Sieg wurde bei den immer-
währenden Zwistigkeiten zwischen der preuß'schen und öster-
reichischen Heeresleitung nicht ausgenützt. Die Franzosen