der dritten Koalition, an dem Sachsen nicht teilnahm,
leisteten die süddeutschen Mittel- und Kleinstaaten dem Kaiser
Napoleon Heerfolge wider das Oberhaupt des sterbenden
Reichs. Am 12. Juli 1806 unterzeichneten in Paris sech-
zehn deutsche Fürsten die Rheinbundsakte und sagten sich
damit von Kaiser und Reich los. Franz II. legte die Kaiser-
krone Karls des Großen am 6. August 1806 nieder. Was
einst die Welt überstrahlt hatte mit Glanz und Ruhm, was
einst das Sinnbild gewesen war von Stärke und Ordnung,
dad war von Deutschen selbst auf Wunsch der Feinde zer-
trimmert. Unter dem Hohne des Auslands sank es in
Schmach dahin.
Die Napoleonische Zeit
Nun hatten Fürsten und Staaten Freiheit und völlige
Selbständigkeit, kein kaiserlich Banner wehte mehr über
dem ihren, nur ihr Wille war „souverän“, das war das
Schlagwort, dem zuliebe man sich ohnmächtig gemacht hatte.
Freilich viel Sonnenschein fiel nicht auf die neue Freiheit:
schon stand am westlichen Himmel ein drohendes Un-
gewitter, und ferne Donnerschläge störten die Freude. Dazu
war man, wie sich bald herausstellte, der neuen Selb-
ständigkeit weder durch außere Macht noch durch innere
Stärke gewachsen. Es war kein Widerstand möglich, als
Napoleon von den bei all ihrer Souveränität ihm hörig ge-
wordenen deutschen Fürsten Heeresfolge forderte, um den
letzten niederzuschlagen, der, wenn auch innerlich schwer
erschüttect, zu trotzen wagte: Preußen.
In der allgemeinen Auflösung hatte Sachsen Umschau
nach Anlehnung gehalten. Wie es erklärlich ist, kam von
all dem sich zum Teil widerstrebenden Plänen nichts zu-
stande, bis endlich die hereinbrechende Not zu einem raschen
Entschlusse trieb. Als am 10. September 1806 die preu-
ßhische Schlesische Armee bei Meißen, Niederwarthe und
Dresden die Elbe überschritt, gab der Kurfürst Befehl zur
Mobilmachung, um mit Preußen zu Felde zu ziehen.
809 Offiziere, 21 144 Mann und 4594 Pferde wurden
marschbereit gemacht, General von Zezschwitz übernahm
den Oberbefehl, trat aber unter die Heeresleitung des
Fürsten von Hohenlohe.
Einen Monat später war die Streitmacht zertrümmert!
Die Sachsen marschierten hinter der Elster auf. Ein un-
seliges Schwanken der Heeresleitung, ein fortwährendes
Abändern der Pläne bedingte große Märsche. Teile des
sächsischen Heeres kamen am 8. und 0. Oktober bei Schleitz
ino Gefecht, andere am 10. bei Saalfeld. Hier wie da
zeigte sich die feindliche Leitung und Kampfart überlegen,
die neue Taktik der Franzosen schlug die überlebten line-
aren Formen völlig. Wenige Tage später, am 14. Ok-
tober, brach bei Jena und Auerstädt die alte preußische
Armee und mit ihr die sächsische Hilfe zusammen. So
tapfer einzelne Truppenteile, wie das Grenadierbataillon
Auc dem Winckel, das Regiment Kurfürst und die Chevaux-
legers, auch fochten, in der allgemeinen Verwirrung, die
Führer und Truppen ergriffen hatte, löste sich alle Ord-
nung; nur Trümmer verließen das Schlachtfeld. Die ganze
Division Niesemeuschel, etwa 6000 Mann, wurde gefangen,
die Gesamtverluste sind nie genau festgestellt worden.
Während Napoleon die Preußen nach der mittleren Elbe
verfolgte und sich nach dem Falle Magdeburgs gegen Berlin
wandte, suchte Zezschwitz die Reste seiner Truppen bei Barby
zu ummeln. Zu ernstlichem Widerstande waren sie nicht
mehr fähig. Von Preußen war keine Hilfe zu erwarten.
Rbeinbundsdivisionen, Bayern und Württemberger, mar-
schierten auf Dresden. Unter solchen Umständen war die
rasche Annahme der Neutralität, die Napoleon anbot, die
einzige Rettung.
Der am 11. Dezember in Posen abgeschlossene Frieden
brachte dem Kurfürsten die Königskrone. 6000 Sachsen
mußten als Rheinbundstruppen sofort gegen den bisherigen
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Verbündeten bereitgestellt, weitere 14000 zur Verfügung
gehalten werden. Die Bestimmung des Waffenstillstands,
daß alle Reiter ihre Pferde und Pallasche an unberittene
französische Kavalleristen abliefern mußten, war besonders
schmerzlich und veranlaßte heftige Auftritte.
Am 12. Februar 1807 verließen die geforderten 6000
Mann unter Generalleutnant von Polenz Dresden. Bei
Danzig stießen sie zum Korps des Marschalls Lefêbore,
um an der Belagerung dieser Stadt teilzunehmen. Nach-
dem die Ubergabe am 27. Mai erzwungen war, marschierten
die Sachsen über Marienburg auf Friedland gegen die
Russen und wurden alo 3. Division dem Korps Lannes an-
gegliedert. Das König-Kürassierregiment konnte am Abend
ded 10. Juni noch ruhmreich an der Schlacht von Heils-
berg teilnehmen. Dasselbe Regiment kam vier Tage später,
ebenfallo als einziges sächsisches, bei Friedland zum Ein-
hauen. Für seine Tapferkeit erhielt es den Namen Leib-
kürassiergarde (seit 1822 Gardereiterregiment).
Durch den Frieden von Tilsit bekam am 9. Juli das
junge Königreich einen großen Gebietszuwachs in dem
Herzogtume Warschau, das sich aus abgetretenen polnischen
Teilen Preußens zusammensetzte, ein verhängnisvolles Ge-
schenk, das Sachsen mit Preußen verfeindete und vor allem
die Angst brachte, es wieder zu verlieren. Das Korps
Polenz blieb als Besatzung in dem neuerworbenen Gebiete.
Vom 17. bis 22. Juli weilte Napoleon zum ersten Male
in Dresden. Während seiner Anwesenheit stiftete der König
den Hausorden der Rautenkrone, dessen Wahlspruch „Pro-
videntiae memor“ (Eingedenk der Vorsehung) allen Sachsen
als Zier von Helm und Leibriemenschloß vertraut ge-
worden ist.
Im Sommer 1808 wurde die Diolsion Polenz durch
die des Generals von Dyherrn abgelöst. In zwei Exerzier-
lagern bei Sporbitz— Mügeln und bei Bautzen wurden im
Herbst 14000 Mann vereinigt. Bereits im Frühling des
folgenden Jahres begann der Kampf aufs neue. Obwohl
rings von Feinden umgeben suchte Österreich sich von den
Fesseln des Preßburger Friedens freizumachen. Der mit
Begeisterung begonnene Krieg verlief unglücklich. Wider
Erwarten gelang es Napoleon, ein starkes Heer in Bayern
zu sammeln und die Truppen des Erzherzogs Karl in
heftigen Schlägen an der Donau und an der Isar zurück-
zuwerfen. Am 13. Mai zog er in Wien ein.
Am 15. April hatten die Sachsen, 16 300 Mann unter
Zezschwitz, Dresden verlassen und waren im weiten Bogen,
wobei sie der Umweg auch über das Unglücksfeld von Jena
führte, um Böhmen herum nach Passau gezogen. Bei
Schönberg im Vogtlande waren sie am 30. April zuerst
mit feindlichen Vortruppen zusammengestoßen.
Im Vormarsch donauabwärts erreichten die mit der fran-
zösischen Division Dupas verstärkten Sachsen nach einigen
Gefechten am 4. Juli Wien. Während einer längeren Rast
bei St. Pölten waren sie zweckmäßiger eingeteilt worden.
Nach einer fürchterlichen Nacht auf der Donauinsel Lo-
bau griffen sie am §. Juli in die gewaltige Schlacht bei
Wagram als Teile des IX. Armeekorps Bernadotte ein.
Am Abend eroberte die Brigade Lecoq, nach und nach um
zehn Bataillone verstärkt, das Dorf Wagram, konnte es
aber in einem verlustreichen Nachtkampfe nicht halten, da
nachrlickende Verstärkungen die weißrockigen Sachsen für
OÖsterreicher hielten und auf sie feuerten. In großer Ver-
wirrung fluteten sie nach dem Dorfe Aderklaa zurück. Auch
die bei der Division Dupas befindlichen, dem Marschall
Oudinot unterstellten sächsischen Bataillone konnten ihre
Anfangserfolge bei Baumersdorf nicht ausnützen. Erst am
zweiten Schlachttage, dem 6. Juli, gelang es Napoleon, den
Sieg zu erringen. An dem furchtbaren Ringen dieses Tages
hatten die Sachsen nur wenig Anteil. Sie waren infolge
ihrer gewaltigen Verluste — ein Drittel des Gefechtsstandec