Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

wald anscheinend mit neu eingesetzten Truppen an und 
drang trotz heftigster Gegenwehr in einzelne Waldstücke ein, 
am Stengelgraben wurde er glatt abgewiesen. 
Am Abend bildeten die Sachsenkämpfer etwa die folgen- 
den Gruppen: 
Rechts: Leibgrenadierregiment mit Teilen von Infan- 
terieregiment 106 im Anschluß an die 6. Infanteriedivision 
am Pöhlberg. 
Mitte: Schützenregiment mit Teilen von Infanterieregi- 
ment 103. Dabei auch die II. Bataillone der Regimenter 
101 und 102, letzteres zur 32. Infanteriedivision gehörig. 
Links: Grenadierregiment 101 mit Teilen von Infanterie- 
regiment 107. » 
Allenthalben wurde für die nötige Tiefengliederung bei 
Nacht gesorgt. An Reserven trafen Infanterieregiment 396 
am Abend des 20. April und Infanterieregiment 177 (nur 
noch 200 Mann) am Morgen des 21. April hinter dem 
Divisionsabschnitt ein. 
Nach schwacher feindlicher Artillerietätigkeit während der 
Nacht und am Frühmorgen erfolgten am 21. April von 
11 Uhr vormittags ab feindliche Handgranatenangriffe in 
dem waldigen Mittelgelände. Im Gegenstoß vertrieb die 
eingedrungenen feindlichen Trupps I./101 gegen 3 Uhr nach- 
mittags und brachte Gefangene vom Territorialregiment 735 
ein, das erst am Abend zuvor in vordere Linie eingerückt war. 
Dann ebbte die Kampftätigkeit allmählich ab, Vernich- 
tungsfeuerwellen auf Sperräume wurden seltener, das 
feindliche Zerstörungsfeuer auf die deutschen Kampfgräben 
hielt auch die nächsten Tage noch an. Am 24. April er- 
folgten nochmals zwei kräftige Angriffe auf den Stengel- 
graben. Sie wurden glatt abgewiesen; ebenso erfolglos 
verliefen feindliche Vorstöße am folgenden Abend gegen 
die Stellung des Leibgrenadierregiments. 
Schon am 23. April waren die Truppen der 32. In- 
fanteriedivision herausgezogen worden. Am 25. April ver- 
ließ auch der Hauptteil der "8. Infanteriedivision den 
Divisionsabschnitt. Juletzt folgte Infanterieregiment 103 
am 1. Mai. Nunmehr hielt die 23. Infanteriedivision den 
ganzen Abschnitt vom Röhlberg bis zur Suippes allein. 
Die Kampftätigkeit ging allmählich in Vorstoßunterneh= 
mungen kleinerer Abteilungen über. Die Artillerie beider 
Gegner richtete aber noch wiederholt schwerstes Feuer gegen 
vermeintliche Ausgangspunkte neuer Angriffe. 
Auch das Gasschießen im größeren Stile setzte am 
30. April wieder ein, deutscherseits gegen die Mulde süd- 
westlich des Fichtelbergs. 
An diesem Tage machte der Feind nochmals einen großen 
Angriff auf der ganzen Höhenfront rechts von der Divi- 
sion. Der gleichzeitig gegen das Leibgrenadierregiment und 
die Schützen in mehreren Wellen vorgetragene Angriff 
wurde zuletzt im Handgranatenkampf abgewiesen. Im 
Nachsioß wurden Gefangene eingebracht. Auch der feind- 
liche Hauptangriff westlich der Division führte nur an ein- 
zelnen Stellen zu Erfolg. 
Der Verlust der Dioision in den Aprilkämpfen umfaßte 
355 Tote, 1601 Verwundete und 302 Vermißte, darunter 
an Offizieren 15 — 46 — 3. 
Im Monat Mai waren die ersten Tage zwar ruhiger, 
aber eine starke Fliegertätigkeit und das oft beträchtlich 
anwachsende Artilleriefeuer deuteten auf weitere Angriffs- 
absichten des Feindes. 
Ein größerer Angriff auf der Höhenfront rechts der 
Dioision erfolgte am 7. Mai. Er wurde abgewiesen, zum 
Teil durch Gegenstoß. Die 23. Infanteriedivision griff nur 
mit ihrer Artillerie ein. 
Am 11. Mai drang der Feind nach ganz kurzer Feuer- 
vorbereitung bei den Schützen an einer Stelle ein, woa ein 
Unterstand zertrümmert, der Posten gefallen war. Der 
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Franzose wurde sofort wieder verjagt. Glücklicher ver- 
liefen die Unternehmungen sächsischer Stoßtrupps; so beim 
Grenadierregiment 101 am 16., wo 1 Schnelladegewehr 
und 2 Gefangene eingebracht wurden, und bei den Schützen 
am 22. Mai. 
Am 20. Mai setzte ein französischer Großangriff auf der 
ganzen Front der deutschen ersten Armee ein. Während er 
westlich des Pöhlbergs, besonders nördlich vom Cornilet- 
berg dem Feind einigen Erfolg erbrachte, verlief er vor der 
Front der 23. Infanteriedivision völlig ergebnislos. 
Schon die Vorbereitungen dazu hatte unsere aufmerk- 
same Arttillerie empfindlich gestört. Es gelang ihr, das 
feindliche Artilleriefeuer dauernd niederzuhalten. Als sich 
vor dem Leibgrenadierregiment die feindlichen Gräben füll- 
ten, erging sofort starkes Vernichtungsfeuer dorthin. Auch 
auf der übrigen Front lag das deutsche Feuer vorzüglich. Erst 
am Nachmittag, gegen §, 30 Uhr, brach der französische Infan- 
terieangriff am Pöhlberg vor. Er wurde sofort unter wirk- 
samstes Feuer genommen, das der Bewegung des Feindes 
folgte. Starke Reserven südlich des Pöhlbergs wurden dort 
gefaßt und zur Umkehr gezwungen. Nach 7, 10 Uhr abends 
verließ der Feind unter der Einwirkung unseres Artillerie= 
feuers den vordersten deutschen Graben und erlitt beim 
Zurückgehen erneute Verluste. Ebenso brach ein 6 Uhr 
abends an der Dibvisionsgrenze sich entwickelnder Angriff 
im Vernichtungsfeuer zusammen. So war das Scheitern 
der französischen Angriffe an diesem Tage fast das aus- 
schließliche Verdienst des gut beobachteten und geleiteten 
Artilleriefeuers. 
Eine Woche später wollte die rechtsanschließende 54. Re- 
servedivision die Pöhlbergkuppe nehmen. Die Nachbardivi- 
sionen hatten das Unternehmen. nach Kräften zu unter- 
stützen. Unseren Batterien gelang es vorzüglich, das feind- 
liche Feuer abzulenken. Die Sturmtrupps erreichten ihr 
Ziel fast ohne feindliches Sperrfeuer. Die ganze Pöhlberg-= 
stellung der Franzosen in Breite von 1800 Meter wurde 
genommen und tagsüber gegen mehrere Gegenangriffe ge- 
halten, jedoch faßten am Abend die Franzosen auf der 
Kuppe wieder Fuß. Das Schützenregiment machte am 
Morgen des Angriffs wohlgelungene Stoßtruppvorstöße. 
Die Maiverluste bezifferten sich, obwohl besonders ver- 
lustreiche Kampftage bei der 23. Infanteriedioision in die- 
sen Monat nicht fallen, immerhin auf 200 Tote, 810 
Verwundete, 17 Vermißte, darunter an Offizieren 2 — 
15 —. Am meisten hatte das Leibgrenadierregiment in seiner 
schwierigen Stellung am Pöhlbergabhang gelitten. Ihm 
wurden am 31. Mai zwei Kompagnien des Grenadierregi- 
ments 101 zur Verfügung gestellt. # 
Vom 7. Juni ab wurde die Front der Division im Ab- 
schnitt des Leibgrenadierregiments verschmälert. Nunmehr 
konnte in jedem Regimentsabschnitt ein Ruhebataillon aus- 
geschieden werden. Die Truppen hatten aber auch Erholung 
dringend nötig. Die Division ist im Gegensatz zu den 
Nachbardivisionen, welche in viel kürzeren Zwischenräumen 
aus der Kampfstellung herausgezogen wurden, bis in den 
Dezember 1917 binein in dem verantwortungsvollen Ab- 
schnitt an der Suippes verblieben. 
Der Sommer gestaltete sich ruhiger, als vorauszusehen 
war. Im Juni ist von Kampfhandlungen wenig zu buchen. 
Ein Patrouillenunternehmen des Grenadierregiments 101 
am p. Juni scheiterte an der Wachsamkeit des Gegners. 
Am 21. Juni drang eine Offizierspatrouille des Leibgrena- 
dierregiments 1oo in den vordersten feindlichen Graben 
und fand ihn unbesetzt. Gleichzeitig brachen bei der Nach- 
bardivision Stoßtrupps in die feindliche Stellung auf dem 
Pöhlberg ein und brachten über 100 Gefangene ein. 
Vom 22. Juni ab wurden in zehntägigem Wechsel Teile 
der Dioision zur Erholung aus der Stellung gezogen, so im
	        
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