Am 13. April beteiligte sich die Brigade Heintz an der
Wegnahme der Düppeler Schanzen, wobei sie 27 Tote und
116 Verwundete verlor. Bis auf einige kleine Gefechte,
vor allem des Gardereiterregiments, war damit der Feld-
zug beendet. Prinz Albert, der spätere König, empfing bei
Düppel seine Feuertaufe. Am Tage nach dem Schanzen-
sturme schrieb der Prinz an einen sächsischen Beamten die
denkwürdigen Worte: „Der Krieg hier hat, abgesehen von
Recht und Unrecht, das schwer zu entwirren, für mich eine
höhere Bedeutung: es ist das erste Zusammenwirken der
eigentlich deutschen Stämme zu einem ziele, es ist dies der
wahre Weg zur Einigkeit, und diese Bahn zu öffnen ist
es Pflicht namentlich der Fürsten voran zu gehen, und gelte
es das Leben, denn, liebster Freund, die Monarchie stirbt
nicht durch den Tod eines Gliedes, aber Deutschland
geht zugrunde, wagt es nicht durchzukämpfen.“
Schon im folgenden Jahre drohte die Spannung zwischen
Preußen und Österreich zu einem Kriege zu führen. Beide
Staaten machten mobil, und auch Sachsen rief seine Re-
servisten ein. Der Olmützer Vertrag löste zunächst diese
Schwierigkeiten.
Der Krieg Osterreichs mit Sardinien und Frankreich
nötigte im Frühjahr 1850 abermals zur Marschbereitschaft.
Wiederum verzog sich das drohende Kriegsgewitter.
Als 1863 die schleswig-holsteinische Frage wieder bren-
nend und die Bundecserekution beschlossen worden war,
mußten aufs neue 6000 Mann mobil gemacht werden.
Sie wurden am 15. und 16. Dezember als Brigade von
Schimpff in 20 Eisenbahnzügen nach Boitzenburg gebracht
und marschierten von da nach Rendsburg, wo sie am Sil-
bestertage, vom Volke jubelnd begrüßt, einzogen. Da Preußen
und Österreich am 14. Januar 1864 übereingekommen
waren, die Angelegenheit dem Deutschen Bunde zu ent-
ziehen und allein zu regeln, blieben sie bei den kommenden
Ereignissen müßige und nicht einmal gern gesehene Zu-
schauer. In ermüdendem Beobachtungsdienste und bei nicht
sehr freundlicher Behandlung durch die Verbündeten, ver-
ging für sie das ganze Jahr 1864. Erst am 15. Dezember
wurden die Truppen in Harburg verladen und über Göt-
tingen, Kassel, Eisenach, Lichtenfels, Hof in mehr als zwei-
tägiger Eisenbahnfahrt heimbefördert.
Der 1366 entbrennende Kampf um die Vorherrschaft in
Deutschland fand Sachsen auf der Seite Österreichs. Am
10. Mai wurde Kronprinz Albert zum Führer des sächsi-
schen Korps ernannt, am folgenden Tage dieses selbst, 620
Offiziere, 31 300 Mann, 68 Geschütze, mobil gemacht.
Da die Ereignisse dieses und des folgenden Krieges gegen
Frankreich noch in aller Erinnerung leben, brauchen sie hier
nur kurz angedeutet zu werden. Wie 1756 konnte Sachsen
auch diesmal nicht verteidigt werden. Das Heer zog, als
nach langem Verhandeln am 15. Juni der Krieg begann,
nach Böhmen ab. Am 18. bereits wurde Dresden ohne
Kampf besetzt, das Land litt, da von den Preußen strengste
Zucht gehalten wurde, nicht besonders unter der Last des
feindlichen Einfalls.
Kronprinz Albert hatte sich am 24. Juni mit dem zu seiner
Aufnahme an die Iser vorgeschobenen Korps Clam-Gallas
vereinigt, mußte aber, da die Preußen nicht nur aus dem
Erzgebirge, sondern auch durch die Lausitz über den Paß
von Gabel vordrangen, nach dem Rückzugsgefechte von
Münchengrätz auf Gitschin zurückgehen, wo er am 29. Juni
in der Erwartung, daß ihm die Hauptarmee Hilfe senden
würde, die Schlacht annahm. Ungünstige Nachrichten
zwangen am Abend, den Kampf abzubrechen und auf die
Hauptarmee zurückzuweichen, die sich nach dem Verlust
der Riesengebirgspässe bei Königgrätz zusammenzog. Hier
fochten am 3. Juli die Sachsen heldenmütig und ruhm-
voll bei Prschim und Problus auf dem linken Flügel der
Stellung. Als aber die Mitte und der rechte Flügel ge-
Sachsen in großer Jeik. Band 111
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schlagen zurückflutete, mußten auch die Sachsen um 3 Uhr
nachmittags mit großen Verlusten den Kampf aufgeben.
In geschlossenen Abteilungen überschritten sie die Elbe und
erreichten in drei Heersäulen über Chrast, Hohenmauth und
Landöcron Zwittau, am 11. Juli Olmütz, von wo der Weiter-
marsch zu Fuß und mit Eisenbahn nach Wien fortgesetzt
wurde. Außer den Nachhutgefechten bei Kralitz am 14. und
bei Szenitz am 22. Juli kam es nicht mehr zu Kämpfen.
Der Vorfriede von Nikolsburg beendete am 26. Juli den
König Albert
Krieg, der den Sachsen 80 Offiziere und 2132 Mann ge-
kostet hatte. Die Heimkehr begann am 23. Oktober.
Sachsen trat abermals in eine neue Zeit. Der Nord-
deutsche Bund, dem es sich anschließen mußte, löste es von
OÖsterreich los und band es eng an Preußen. Die neue
Verfassung des Bundes vom 17. April 1867 brachte die
allgemeine Wehrpflicht ohne Stellvertretung und eine voll-
kommene Neuordnung des Heeres nach preußischem Muster,
die 1868 noch erweitert wurde.
Das sächsische Heer wurde nunmehr das XII. Armee-
korps des Norddeutschen Bundes. Als solches hat es seinen
glänzendsten und erfolgreichsten Feldzug geführt.
Der 16. Juli 1870 war der erste Mobilmachungstag des
von Frankreich herqusgeforderten Krieges, der die deutsche