Weise und zum großen Nutzen Reich und Staat als Arbeit-
geber schon jahrzehntelang getan haben. An der Hand
dieser Leitsätze und Muster soll mit den industriellen Kreisen
ins Vernehmen getreten werden, um diese Arbeitgeberkreise
mit den Bedürfnissen des Kleinwohnungsbaues bekannt zu
machen und sie zu unterstützendem und förderndem Ein-
greifen anzuregen gegen Einräumung eines angemessenen
Einflusses bei den gemeinnützigen Bauvereinigungen.“
Hierzu gesellen sich Musterverträge für Überlassung
von Baugelände zum Eigentum sowie Richtlinien,
welche die Grundzüge für Erbbaurechtsverträge ent-
halten und fernerhin Musterverträge für Hergabe
von Darlehen sowie eine Anzahl Landkaufverträge. Der Ver-
band stellte Redner für einen vom Landesverein für Innere
Mission veranstalteten Kursus über das Wohnwesen. Die
dem Verbande angeschlossene Sächsische Bauvereins-
bank wurde mit der Abfassung und Absendung von Ein-
gaben an die Kgl. Staatsregierung zwecks Gründung einer
sächsischen Kleinwohnungspfandbriefbank A.-G. beauftragt.
Der Erfolg des Gesuches war, daß die Erste Kammer einen
ablehnenden Beschluß faßte, die Zweite Kammer in Ab-
weichung hiervon einstimmig beschloß: „die Kgl. Staats-
regierung zu ersuchen, Vorkehrungen zu treffen, um erste Hy-
potheken zur Förderung des Wohnungsbaues auf der Grund-
lage der Gemeinnützigkeit verfügbar zu machen und dem
Landtage darüber einen Gesetzentwurf vorzulegen.“ Un-
mittelbar in Beziehung zum Siedlungswerk steht es, daß
der genannte Verband Gelegenheit gehabt hat, den von der
Landessiedlungsstelle ausgearbeiteten und herausgegebenen
Entwurf zu einer „Anleitung“ sowie den Satzungsentwurf
der Landessiedlungsgesellschaft zu begutachten. Den Wün-
schen der Verbandsleitung ist in beiderlei Beziehung bereit-
willigst Rechnung getragen worden. Der Verband hat die
Mitgliedschaft bei der Landessiedlungsgesellschaft „Säch-
sisches Heim“ erworben, deren Aufsichtsrat gehören an
außer dem Verbandsvorsitzenden als Vertreter des Verban-
des vier Vertreter von Bauvereinigungen, von denen drei
Mitglieder des Verbandsvorstandes und einer außerdem
Vertreter des Bundes deutscher Bodenreformer ist. —
Wichtig ist, daß auf Anregung von Oberregierungsrat
Dr. Höhne zur Verbilligung des Baustoffbezuges eine
„Baugemeinschaft“" der Dresdner Bauvereine gegründet
wurde. Es heißt darüber: „Am 9. März des Jahres (919)
fand in Dresden die Gründung der, Dresdner Baugemeinschaft
e. G. m. b. H. statt, die den Zweck hat, die Wirtschaft ihrer
Mitglieder zu fördern mittels gemeinschaftlichen Betriebes
eines Großhandelsgeschäfts in für die Erbauung, Unterhal-
tung und Benützung ihrer Wohnungen benötigten Waren
(Baukosten, Bauteilen und Einrichtungögegenständen für
Haus, Wohnung und Zubehör). Der Genossenschaft traten
sofort 25 Mitglieder mit 224 Anteilen im Betrage von
44 8300 Mark und mit einer Haftsumme von 224 000 Mark
bei. In den Aufsichtsrat wurden gewählt u. a. Oberregie-
rungsrat Dr. Höhne, Regierungsbaumeister Dr. Kruschwitz,
Baukommissar Oertel, Direktor Hans Brader; in den Vor-
stand u. a. Baumeister J. Neske, Rechtsanwalt W. Groß.
Wir erwähnen diese Einrichtung als vorbildlich. Neben ihr
besteht eine gleiche Einrichtung in Leipzig und Chemnitz.“
Besondere Erwähnung verdient endlich eine Veranstaltung,
die weit über Sachsens Grenzen hinaus Beachtaung gefun-
den, nämlich die vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz
von der Zentralstelle für Wohnungsfürsorge und vom Na-
tional-Hygiene-Museum veranstaltete
Erste Tagung für Wohnungsbauwesen,
die am 25. /26. April 1919 in Dresden im Großen Saale
des Evangelischen Vereinshauses in Anwesenheit von gegen
900 Teilnehmern stattfand. Es hielten dabei Vorträge:
Regierungsbaumeister Oberbaukommissar Köster über
Siedlungspläne, Bauvorschriften, Bauerleichterungen,
303
Geh. Baurat Genzmer, Professor an der Technischen
Hochschule über Tiefbaufragen,
Baurat Mühlner, Leiter der Beratungsstelle für Be-
bauungepläne beim Heimatschutz, über Einheitsformen
im Hausbau,
Hofzimmermeister Noack über Sparsame Bauausfüh-
rung,
Hofrat Professor Seyfsert über Wohnung und Haus-
rat als Beitrag zur Geschmacksbildung, .
Hochschulprofessor Dr. ing. Gehler, geschäfteführender
Direktor des Versuchs= und Materialprüfungsamtes
über Baustoffbeschaffung,
Oberregierungsrat Dr. jur. et phil. Rusch, Landeswoh-
nungsinspektor, Geschäftsführer der Landessiedlungs-
gesellschaft „Sächsisches Heim“, über die Wirtschaft-
schaftliche Organisation des Kleinwohnungsbaues,
Regierungsbaumeister Dr. ing. Kruschwitz, Leiter der
Sächsischen Zentralstelle für Wohnungsfürsorge und
Direktor der Siedlungsgesellschaft Dresden-Stadt und
-Land, über Baukostenzuschüsse und Beleihungsfragen,
Geh. Rat Univ.-Professor Dr. med. Gärtner über
Siedlungshygiene.
Den Besuchern war Gelegenheit geboten, eine Anzahl
Kleinwohnungsbauten, in Coßmannsdorf, in Nieder-
sedlitz und in Hellerau zu besichtigen, an letztere Be-
sichtigung schloß sich eine weitere der Wanderausstellung
der Kriegersiedlung in Rähnitz, erläutert durch Perzival
Booth.
Außerdem fand eine Besichtigung der am 23. April er-
öffneten, unter Leitung von Professor Dr. Gehler stehenden
Ausstellung für Wohnungobau
auf dem Gelände des Versuchs= und Materialprüfungsamtes
der Technischen Hochschule, Helmholtzstraße 7, statt.
UÜberblicken wir die vielseitige Tätigkeit der ZJentralstelle
für Wohnungsfürsorge, an deren Spitze Geh. Kommerzien=
rat Marwitz und Professor Dr. ing. Gehler stehen, mit
ihren Ausschüssen für Bau- und Bauplanberatung, mit
ihrer Auskunftsstelle für Kreditbedarf, mit ihren weiteren
Ausschüssen für Kleinwohnungsbau und Kleingartenbau usw.,
mit ihrem Vertretensein in allen wichtigen bau= und sied-
lungsfachlichen Ausschüssen, mit ihren zahlreichen wert-
vollen Veröffentlichungen und Veranstaltungen, nimmt man
dazu die zielbewußte, unter bewährtester Leitung von Ober-
regierungsrat Dr. Höhne stehende Tätigkeit des Verbandes
der sächsischen gemeinnützigen Bauvereinigungen, so über-
kommt einen neben der Bewunderung der zweckmäßigen
Zusammenwirkung all dieser Faktoren ein Gefühl der Be-
friedigung und der Beruhigung, der Geborgenheit; wahr-
lich, es bedeutet nicht wenig zu wissen, daß eine Stelle vor-
handen ist, die für alle Sorgen und Nöte und Unsicherheit
Verständnis hat und gern — unentgeltlich — Rat erteilt,
die pflichtmäßig hinter dem guten Einzelwillen im Lande
steht und ihrer Pflicht umsichtig, kenntnis= und erfahrungs-
reich, gewissenhaft nachkommt —#es ist ein gutes Stück
sozialer Versöhnung, um das esr sich dabei han-
delt, eine verheißungsvolle Schöpfung und
Einrichtung, ein Werk echtester Heimat= und
Vaterlandsliebe.
6. Regierung und Volksvertretung zur Frage
der Kriegerheimstätten
Sachsen voran auf dem Wege zur Verwirklichung
des Gedankeno der Kriegerheimstätten,
das zeigte sich schon bei Besprechung der bisherigen Gegen-
stände, es tritt vor allem auch hervor in diesem Abschnitte,
dessen Inhalt in folgende vier Teile zerfällt:
a) Die Verhandlungen zwecks Schaffung eines Ansied=
lungsgesetzes für Krieger.