mehr als die Kämpferzahl der drei Infanterieregimenter,
welchen naturgemäß die Hauptlast der immer mehr ange-
sichts der feindlichen Uberzahl wachsenden Kampfarbeit zu-
fiel. Aber wenn auch immer neuer, minder gut beschaffener
und vorgebildeter Ersatz die gelichteten Reihen ausfüllte,
der alte Geist der ruhmreichen Regimenter der 23. Infan-
teriedivision blieb auch in den folgenden schwersten End-
monaten des Kriegs erhalten.
7. Abwehrkampf im Artois.
Am 4. August erreichte die Division mit Fußmarsch die
Gegend von Chimay in Südbelgien, von wo sie nach Er-
holung und Neufüllung der Bestände bereits am
14. August mit der Bahn nach der Gegend östlich
von Douai überführt wurde.
Am 8. August war die traurige Wendung auf dem
Westkriegsschauplatz eingetreten. Zwar war dem
weitüberlegenen Feind der Durchbruch der deutschen
Front nicht gelungen, aber letztere hatte doch im
Raume südlich von Arras eine so tiefe Einbeulung
erfahren, daß die ganze Front langsam und in
elastischen Widerstand zurückgenommen
mußte.
Die Division kam zur Heeresgruppe Kronprinz
Rupprecht und wurde zunächst dem II. bayerischen
Armcekorps der siebzehnten Armee als Eingreif-
division zugeteilt.
Die Front dieser Armee hielt zu dieser Zeit noch die
Linie Arras (ausschließlich) — Bapaume. An Stelle
der einfachen Abwehrstellungen waren längst tiefe
Kampfzonen getreten mit weitem Vorfeld und
mehreren Widerstandslinien.
Die Dir#sion wurde zunächst nach dem Raume
von Sailly, etwa 10 Kilometer südlich von Douai
und dann in einzelnen Eingreifgruppen immer weiter
nach Süden, schließlich bis an die Straße Bapaume —
Cambrai gezogen. Dort trat die Division unter die
Gruppe Lech (XVIII. Armeekorps). Durch feind-
lichen Angriff am 25. August war dort eine 2—3
Kilometer tiefe Einbeulung der Front entstanden.
Tage zuvor war der Gegner auch bei dem nördlich
anschließenden lI. bayerischen Armeekorps bis in die
zweite Zone vorgedrungen und hatte bei St. Leger die
*5. und 7. Kompagnie des Leibgrenadierregiments
werden—
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35
Die 23. Infanteriedivision übernahm am 26. August den
Befehl im Abschnitt der 6. bayerischen Reservedivision.
Der 27. August verging mit Abwehr schwacher Angriffe,
die sämtlich leicht abgewiesen wurden. Am 28. August
wurde Bapaume deutscherseits geräumt, in der folgenden
Nacht auch die Front der 23. Infanteriedivision etwas
zurückgenommen. Rechts von ihr hatte das Leibgrenadier-
regiment die ganze Front der 40. Infanteriedioision zu
decken, nach links bestand Anschluß an die 16. bayerische
Infanteriedivision.
Am 29. August fühlte der Feind vorsichtig an die
neuen Stellungen der Sachsen heran. Am Nachmittag er-
folgten aus Beugnätre und Bapaume heraus starke An-
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100, welche im Vorfeld unerschütterlich standgehalten
hatten, abgeschnitten. 5 0 5% e —
Neue Angriffe standen bevor. Bapaume war
am 26. August noch in deutschem Besitz, aber nörd-
lich davon war zwischen der 36. und 40. Infanterie- 54% 5%2%
2 3 *“ % 4 70% .
division von den Engländern eine Lücke durch Tank-
angriffe geschlagen worden. In diese wurde ein Ba-
taillon des Leibgrenadierregiments eingeschoben. Der
Rest des Regiments stand dahinter bei Vraucourt zur Ver-
fügung des Korps.
Die beiden anderen Regimenter der Division bildeten
hinter der 6. bayerischen Reservedivision tiefgegliederte Rück-
haltgruppen östlich von Beugnatre und Frômicourt. Die
Negimenter der 23. Infanteriediotsion lösten in der Nacht
zum 26. August die abgekämpfte 6. bayerische Reserve-
division ab. Die Schützen (rechts) gliederten sich nach der
Tiefe in 1 Kampf-, 1 Bereitschafts= und 1 Reservebatail-
lon, das Grenadierregiment 101 (links) in 2 Kampf-
und 1 Reservebataillon.
Das Leibgrenadierregiment übernahm weiter nördlich in
dieser Nacht mit 2 Bataillonen den rechten Flügelabschnitt
bei der sächsischen 40. Infanteriedivision, sein III. Batail=
lon bildete den Rückhalt hinter dem rechten Flügel der
Division.
Skizze 13. 23. Infanteriedivision im Artois 1918
griffe unter Tankschutz und zusammengefaßtem schwersten
Artilleriefeuer.
Zwischen dem Leibgrenadierregiment und dem 2. Grena-
dierregiment 101 drang der Feind bei der 8. Kompagnie
des Infanterieregiments 76, die dort noch stand, ein. Die
zurückgebogenen Flügel beider Grenadierregimenter hielten
aber stand.
In der nächsten Nacht wurde der Abschnitt der 40. In-
fanteriedivision von der 220. Infanteriedivision übernom-
men. Das Leibgrenadierregiment loo zog sich nach links
näher an die 23. Infanteriedivision heran, blieb aber am
30. August noch unter dem Befehl der 40. Infanterie-
division, die hinter der 220. Infanteriedivision die Bereit-
schaft bildete.
Vor Tagesanbruch dieses Unglücksfreitags brach der
Gegner in die Front der 220. Infanteriedivisson ein. Oie
3*