Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Der am Morgen des 4. November erfolgte Versuch der 
Belgier und Franzosen, die Schelde zu überschreiten auf 
Brückenresten westlich Grotenhoek, wurde leicht abgewiesen, 
ebensolche Versuche an anderen Stellen auch in den folgen- 
den Tagen. 
Am 7. November traf der letzte Ersatz bei der Division 
ein. Er bazm zurecht zu dem letzten ruhmvollen Kampfe 
der Dioision an der ihrer Hut anvertrauten Schelde. 
Am 8. November leiteten von 2,20 Uhr morgens ab starke 
Feuerschläge den feindlichen Angriff ein. Da- feindliche Feuer 
verdichtete sich von 6 Uhr morgens ab gegen den Abschnitt 
Semmergaeke —Gavere. Auf beiden Flügeln wurden Über- 
gangsversuche gegen 11 Uhr morgens verlustreich abge- 
wiesen. Nur östlich von Eeke klammerte der Franzose sich 
auf dem östlichen Scheldeufer fest. Der Versuch der 11. 
französischen Infanteriedioision, von dort weiter vorzudrin- 
gen, wurde durch Gegenstöße der Leibgrenadiere und 
Schützen vereitelt; dabei wurden die letzten Gefangenen ein- 
gebracht. 
In der Nacht hörte das feindliche Artilleriefeuer nicht auf, 
ebensowenig am folgenden Tage. Die Nächte benutzte 
der Feind offenbar zur Vorbereitung des Brückenbaus. 
Am 1o. November erfolgte denn auch mit Tagesanbruch 
ein großer, einhcitlicher Angriff auf der ganzen Front. Nur 
links vom Schügenregiment, wo die Garde-Ersatzdivision 
anschloß, gewann er vorübergehend etwas Naum. Auf der 
ganzen Front der Division wurde der Feind verlustreich ab- 
gewiesen. Auch sein am Abend bei DOunkelheit erneuter 
Versuch, die Flußsperre zu durchbrechen, mißlang. 
In der Nacht zum 11. November wurde dann der bereits 
vor zwei Tagen befohlene Abmarsch in die Antwerpen-Maas- 
stellung angetreten (Skizze 12). Eine Nachhut unter Major 
v. Hodenberg, je ein Bataillon der drei tapferen Regimenter, 
blieb bis zum Morgen un der Scheldestellung. Sie foigte 
dann unbelästigt vom Feind. 
Mittag 12 Uhr trat der Waffenstillstand in Kraft. Die 
Division ging infolgedessen bis hinter den Denderkanal 
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zurück, dessen Ubergänge die Nachhut mit Vorposten zur 
Verhinderung von Annäherungsversuchen sperrte. 
Am Abend fand die Wahl von Vertrauensleuten bei den 
Truppen und Dienststellen statt, aber der alte Geist der 
Disziplin, der freiwilligen Unterordnung und Dienstwillig- 
beit blieb in den Reihen der hartgeprüften Division erhalten. 
Er sollte sie befähigen als letzte Truppe am Feind den 
ganzen schweren Rückmarsch bis zum Rhein durchzuführen, 
den die Division als letzte Truppe wenige Minuten vor 
der Schlußzeit bei Düsseldorf überschritt. 
Im einzelnen marschierte die Division nördlich an Brüssel 
vorbei über Aarschot—Diest—Tongern nach Lüttich, über- 
schritt am 24. November die Maas, die sie vor viereinhalb 
Jahren siegreich überwunden hatte und gelangte am 26. No- 
vember bei Tagesanbruch südlich von Aachen auf deutschen 
Boden. Nach den Waffenstillstandsbedingungen mußte die 
Grenze bis Mittag überschritten sein, den Jurückbleibenden 
drohte Gefangenschaft. 
Vor der Dinvision lag vor dem Berge südlich von Aachen 
die 21. Infanteriedivision völlig erschöpft. Auf Nebenwegen 
gelang es den Marschstaffeln der Sachsendiovision rechtzeitig 
noch deutschen Boden zu erreichen. Mensch und Prd waren 
aber am Ende der Leistungsfähigkeit. Von Aachen aus 
wurde je ein Bataillon aller drei Regimenter mit der Bahn 
nach Düsseldorf vorausbefördert, um dort den Sicherungs- 
dienst zu übernehmen, ebenso ein kombiniertes Leibgrenadier- 
regiment mit je einem Bataillon der drei Regimenter am 
28. November nach Münster i. W. Die übrige Didision 
marschierte über Jülich und Neuß nach Düsseldorf. Infolge 
hämischer Abänderung des Waffenstillstandsvertrags durch 
die Entente mußte der Rheinübergang am 30. November 
statt 12 Uhr mittags bereirs 6 Uhr früh beendet sein. Die 
Dioision als letzte Marschstaffel schaffte es noch durch 
Nachtmarsch. 5,50 Uhr morgens überschritt die Sachsen- 
didision in vollster Ordnung und ohne Preiogabe von Heeres- 
gut die Rheinbrücke. Die Novemberverluste, 30 Tote, 200 
Verwundete, 159 Vermißte, darunter 4— 8 — 1 Offi-- 
ziere, entfallen auf die Schlußkämpfe an der Schelde.
	        
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