Der am Morgen des 4. November erfolgte Versuch der
Belgier und Franzosen, die Schelde zu überschreiten auf
Brückenresten westlich Grotenhoek, wurde leicht abgewiesen,
ebensolche Versuche an anderen Stellen auch in den folgen-
den Tagen.
Am 7. November traf der letzte Ersatz bei der Division
ein. Er bazm zurecht zu dem letzten ruhmvollen Kampfe
der Dioision an der ihrer Hut anvertrauten Schelde.
Am 8. November leiteten von 2,20 Uhr morgens ab starke
Feuerschläge den feindlichen Angriff ein. Da- feindliche Feuer
verdichtete sich von 6 Uhr morgens ab gegen den Abschnitt
Semmergaeke —Gavere. Auf beiden Flügeln wurden Über-
gangsversuche gegen 11 Uhr morgens verlustreich abge-
wiesen. Nur östlich von Eeke klammerte der Franzose sich
auf dem östlichen Scheldeufer fest. Der Versuch der 11.
französischen Infanteriedioision, von dort weiter vorzudrin-
gen, wurde durch Gegenstöße der Leibgrenadiere und
Schützen vereitelt; dabei wurden die letzten Gefangenen ein-
gebracht.
In der Nacht hörte das feindliche Artilleriefeuer nicht auf,
ebensowenig am folgenden Tage. Die Nächte benutzte
der Feind offenbar zur Vorbereitung des Brückenbaus.
Am 1o. November erfolgte denn auch mit Tagesanbruch
ein großer, einhcitlicher Angriff auf der ganzen Front. Nur
links vom Schügenregiment, wo die Garde-Ersatzdivision
anschloß, gewann er vorübergehend etwas Naum. Auf der
ganzen Front der Division wurde der Feind verlustreich ab-
gewiesen. Auch sein am Abend bei DOunkelheit erneuter
Versuch, die Flußsperre zu durchbrechen, mißlang.
In der Nacht zum 11. November wurde dann der bereits
vor zwei Tagen befohlene Abmarsch in die Antwerpen-Maas-
stellung angetreten (Skizze 12). Eine Nachhut unter Major
v. Hodenberg, je ein Bataillon der drei tapferen Regimenter,
blieb bis zum Morgen un der Scheldestellung. Sie foigte
dann unbelästigt vom Feind.
Mittag 12 Uhr trat der Waffenstillstand in Kraft. Die
Division ging infolgedessen bis hinter den Denderkanal
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zurück, dessen Ubergänge die Nachhut mit Vorposten zur
Verhinderung von Annäherungsversuchen sperrte.
Am Abend fand die Wahl von Vertrauensleuten bei den
Truppen und Dienststellen statt, aber der alte Geist der
Disziplin, der freiwilligen Unterordnung und Dienstwillig-
beit blieb in den Reihen der hartgeprüften Division erhalten.
Er sollte sie befähigen als letzte Truppe am Feind den
ganzen schweren Rückmarsch bis zum Rhein durchzuführen,
den die Division als letzte Truppe wenige Minuten vor
der Schlußzeit bei Düsseldorf überschritt.
Im einzelnen marschierte die Division nördlich an Brüssel
vorbei über Aarschot—Diest—Tongern nach Lüttich, über-
schritt am 24. November die Maas, die sie vor viereinhalb
Jahren siegreich überwunden hatte und gelangte am 26. No-
vember bei Tagesanbruch südlich von Aachen auf deutschen
Boden. Nach den Waffenstillstandsbedingungen mußte die
Grenze bis Mittag überschritten sein, den Jurückbleibenden
drohte Gefangenschaft.
Vor der Dinvision lag vor dem Berge südlich von Aachen
die 21. Infanteriedivision völlig erschöpft. Auf Nebenwegen
gelang es den Marschstaffeln der Sachsendiovision rechtzeitig
noch deutschen Boden zu erreichen. Mensch und Prd waren
aber am Ende der Leistungsfähigkeit. Von Aachen aus
wurde je ein Bataillon aller drei Regimenter mit der Bahn
nach Düsseldorf vorausbefördert, um dort den Sicherungs-
dienst zu übernehmen, ebenso ein kombiniertes Leibgrenadier-
regiment mit je einem Bataillon der drei Regimenter am
28. November nach Münster i. W. Die übrige Didision
marschierte über Jülich und Neuß nach Düsseldorf. Infolge
hämischer Abänderung des Waffenstillstandsvertrags durch
die Entente mußte der Rheinübergang am 30. November
statt 12 Uhr mittags bereirs 6 Uhr früh beendet sein. Die
Dioision als letzte Marschstaffel schaffte es noch durch
Nachtmarsch. 5,50 Uhr morgens überschritt die Sachsen-
didision in vollster Ordnung und ohne Preiogabe von Heeres-
gut die Rheinbrücke. Die Novemberverluste, 30 Tote, 200
Verwundete, 159 Vermißte, darunter 4— 8 — 1 Offi--
ziere, entfallen auf die Schlußkämpfe an der Schelde.