Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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2. Die 32. Infanteriedivision bei der 1. Armee. 
Bouchavesnes. 
Vom 5. November 1016 bis 10. März 1917. 
Die Division wurde der Gruppe D des Generals der 
Kavallerie Garnier, an dessen Stielle vom 17. Dezember ab 
General v. Soden trat, unterstellt. Sie löste, von Busigny 
und Umgegend aus westwärts vormarschierend, vom 1. No- 
vember ab die 8. Ersagdivisson in der Allainesstellung nördlich 
von Peronne ab, Divisionsstabsquartier Villers Faucon. 
Die Sommeschlacht war im Herbst allmählich zum 
Stellungskrieg mit lebhafter Grabentätigkeit übergegangen. 
Die Division fand eine nicht über das gewöhnliche Maß 
hinausgehende Gefechtstätigkeit vor. Dank der nie erlahmen- 
den Wachsamkeit der sächsuschen Infanterie sah der Gegner 
von größeren Unternehmungen ab. In der ganzen Winter- 
zeit bio in den März hinein trat nur eine größere Kampf- 
handlung in der Zeit vom 3. zum 5. März ein. Sonst 
fanden nur gegenseitige Neckereien, Feuerüberfälle und 
Fliegergefechte statt. Bei letzteren stürzten mehrfach feind- 
liche und eigene Flieger im Fronebereich der Dwision ab. 
Gegen Weihnachten lösten die Engländer die Franzosen 
vor der Front ab. Von da ab steigerte sich die Grabentätig- 
keit. Am 3. Februar machte das Infanter#eregiment 102 
ein gelungenes Patrouillenunternehmen, was der Engländer 
mit einem Vorstoß gegen den deutschen Sappenkopf am 
8. Februar beantwortcte. 
Der schlechte Winter mit viel Regen machte die Wege 
grundlos und verwandelte den lehmigen Boden an der 
Allainesstellung vorübergehend in eine fast unpassierbare 
Breimasse. Der Gesundheitszustand wurde, da über das 
völlig vom Gegner eingesehene Hintergelände warmes Essen 
nicht in die vorderste Stellung gebracht werden konnte, 
um die Jahreswende ungünstig. Es trat eine Influenza- 
Epidemie auf, die erst gegen Ende Januar überwunden 
wurde. 
Etwa von Mitte Februar 1917 ab schossen sich die Eng- 
länder ganz unauffällig ohne erhöhte Fliegertätigkeit gegen 
die Sachsenstellung östlich von Bouchavesnes ein und 
führten am 4. März den seit Ende Februar erwarteten 
Angriff aus. Den rechten Abschnitt der Division, der etwa 
auf 1000 Meter östlich des Dorfes Bouch#wesnes im Ab- 
stand von etwa 200 Meter vom englischen vordersten 
Graben verlief, hatte zu dieser Zeit das III. Bataillon des 
Infanterieregiments 177 besetzt. Links schloß sich mit dem 
Stützpunkt Malassisse in der M.Itte der mittlere Abschnitt 
des III. Bataillons des Infanterieregiments 102 an, den 
linken Abschnitt hielt Infanterieregiment 103 an diesem 
Tage besetzt. Rechts der 32. Infanteriedivision stand die 
27. Infanteriedioision, links die 2. Gardeinfanteriedivision. 
6,15 Uhr vormittags überschüttete englisches Massenfeuer 
die rechte Hälfte der Sachsenstellung und sofort brachen 
dicht massierte englische Kräfte längs der Straße Boucha- 
vesnes —Moislains gegen den Abschnitt vom Infanterie- 
regiment 177 vor. Das sofort — 6,20 Uhr vormittags — 
einsetzende deutsche Vernichtungsfeuer wurde vom Feinde 
Uunterlaufen und die vordersten Gräben von III./177 und 
III./10 2 fielen bis auf den Malassissestützpunkt, den Leut- 
nant Gang mit wenig Leuten vom Infanterieregiment 102 
noch bis zum Abend hielt, durch Aufrollen der Front von 
der Einbruchsstelle an der Straße aus in Feindes Hand. 
Trot heftiger Gegenwehr der Grabenbesatzung breitete sich 
der Gegner bis zum dritten Graben schnell aus und war 
gegen 8 Uhr morgens im Besitz der ganzen ersten Stellung 
in der rechten Hälfte des Oivisionsabschnittes. Die sofort 
einsetzenden Gegenangriffe der Regimentor serven führten 
unter dem gutliegenden englischen Vernichtungsfeuer nur 
zur Rückeroberung des dritten Grabens. Nach hartem Nah- 
kampf musßten sich die Sachsen mit Besetzung einer Trichter- 
linie dicht beim zweiten Graben begnügen. Auch Leutnant 
Gang verließ endlich am Abend mit 2 Uberlebenden den zu 
einem Trümmerhaufen zusammengeschossenen Malassisse- 
stützpunkt, der schließlich unter dem Feuer beider Artillerien 
liegend, neutrales Gebiet blieb. 
Die Division entschloß sich, von weiteren sofortigen 
Wiedereroberungsversuchen abzusehen und verschob den 
Gegenangriff auf den nächsten Morgen vor Tagesanbruch 
nach gehöriger Vorarbeit der Artillerie und sorgfältigster 
Vorbereitung der Nahkampfmittel, um unnötige Verluste 
zu vermeiden. Doch verbot der Gruppenkommandeur die 
Ausführung des Sturms am 6. März, da inzwischen die 
Jurücknahme der ganzen deutschen Front bis zu der Sieg- 
friedstellung, hier nur etwa 20 Kilometer weiter rückwärts 
gelegen, für die nächsle Zeit beabsichtigt war. 
Der Feind versuchte am Nachmittag des "§. März mit 
Stoßtrupps weiter vorzudringen. Sie wurden glatt abge- 
wiesen. Ein allgemeiner Angriff des von Bouchavesnes aus 
dauernd verstärkten Feindes wurde durch deutsches Ver- 
nichtungsfeuer, an dem auch die Nachbardivisionen teil- 
nahmen, niedergehalten. Allerdings führte auch der Versuch 
des Leutnants Wittchow mit der halben Sturmbompagnie 
zur Wiedernahme des Malassissestützpunktes nach Einbruch 
der Dunkelheit nicht zum Erfolg. Auf dem frischen Schnee, 
der nach heftigem Schneetreiben am Nachmittag den Boden 
bedeckte, wurden die Sturmtrupps vorzeitig erkannt und 
erlagen dem feindlichen Massenfeuer. 
Der Feind löste in der folgenden Nacht seine Kampf- 
truppen ab. Aber auch seine neueingesetzten Kräfte ver- 
mochten am folgenden Tage nicht weiter vorzudringen. 
Bis dahin war die Abriegelung der Einbruchsstelle gelungen, 
und die beiden tapferen Bataillone, welche die Hauptlast 
des Kampfes getragen hatten, konnten abgelöst werden. 
Der Verlust der Division in diesem unglücklichen, aber mit 
größter Tapferkeit der Beteiligten durchgeführten Graben- 
kampf betrug 95 Tote, 287 Verwundete und 306 Ver- 
mißte, darunter an Offizieren 2 — 6 — 2. 
Am 10. März begannen die Vorarbeiten zur Räumung 
der bisherigen Front und zum Rückmarsch in die Siegfried- 
stellung, wodurch die Ausdehnung der deutschen Westfront 
beträchtlich verringert und die Möglichkeit geschaffen wurde, 
den nunmehr fast drei Jahre hindurch am Feinde stehenden 
deutschen Truppen etwas mehr Ruhe zuteil werden zu 
lassen. 
Davon sollte auch die 32. Infanteriedioision Gewinn 
haben. Sie wurde nach Erreichen der neuen Stellung 
herausgezogen. Die „Brunhilde“-Bewegungen, d. h. das 
Zurückgehen zunächst bis in die zweite Reservestellung, 
wurden planmäßig ohne jede Störung durch den Feind, 
am 14. März durchgeführt. An diesem und dem folgenden 
Tag wiesen Schützengruppen der Nachhut an der bisberigen 
Stellung feindliche Patrouillen ab und auch am 16. März 
verhinderte noch die Artillerie der Nachhut aus der Mois- 
lainsstellung das Nachdrängen des Gegners. Zu dieser Zeit 
hatte die Division bereits die Siegfriedstellung durchschritten 
und erreichte am 17. März die Gegend von Forest, am 18. 
Landreciec. An diesem Tage ging ihre Nachhut östlich der 
Siegfriedstellung zur Ruhe über. Die ganze Näumungs- 
bewegung kostete 2 Tote und 15 Verwundete. 
Bereits am 20. März begann der Abtransport zur dritten 
Armee, zunächst mit der Bahn bis Poix Terron, in dessen 
Umgegend die Division bis 25. März wieder vereint war. 
3. Die 32. Infanteriedioision in der Champagnc. 
V m 0. März bis 1. August 1917. 
Die nächsten Wochen verwandte die Division auf die 
Ausbildung der Verbände, welche während des Einsatzes der 
Division in vorderster Linie in den Hintergrund getreten war.
	        
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