Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Aber bereits am 12. April wurde sie näher an die 
Kampffront nordöstlich von Reims herangezogen. Dort 
drohte ein Durchbruchsversuch der Franzosen, zu dem schon 
seit Wochen große Vorbereitungen beobachtet worden waren. 
Auf dem rechten Flügel der dritten Armee stand als Gruppe 
Prosnes das XIV. Armeekorps nordöstlich von Reims, daran 
schloß bei Aubérive, östlich der Suippes das XII. Armee- 
korps, Gruppe Py, an. Beim XIV. Armeekorps hatten die 
linken Divisionsabschnitte die 214. Infanteriedivision (west- 
lich von Moronvillers) und die sächsische 58. Infanterie- 
division (östlich von Moronvillers) inne, als der große 
französische Angriff am 12. April einsetzte. 
Vor Beginn desselben wurde die erste Armee zwischen der 
siebenten und dritten Armee nördlich von Reims einge- 
schoben. Sie übernahm dabei den Abschnitt des XIV. 
Armeekorps mit. So bildete die Nahtstelle zwischen der 
ersten und dritten Armee in den nächsten Großkampftagen 
das Gelände zwischen Moronvillers und Aubérive, in dem 
drei sächsische Divisionen, die 23. Infanteriedivision, die 
32. Infanteriedivision und die 58. Infanteriedioision die 
Hauptlast des Kampfes trugen, insbesondere die letztere, 
welche bei Beginn des Angriffs die vorderste Stellung be- 
setzt hielt und den ersten wuchtigsten Anprall auszuhalten 
hatte. Dabeil mußten die südlichsten Bergkuppen nach und 
nach geräumt werden, weil dem Feind weiter westlich ge- 
lungen war, bis über den Höhenkamm hinaus gegen das 
Suippestal vorzudringen. « 
Die 32. Infanteriedivision wurde zunächst bis in das 
Kirchbachlager im Walde südlich von la Neuville vorgezogen 
und bildete dort die Eingreifdivision für den linken Flügel 
des XIV. Armeekorps. Vom 14. April ab übernahm der 
Kommandeur der 32. Infanteriedivision den Befehl über 
die sächsische 58. Infanteriedivision für deren erkrankten 
Kommandeur. Die Infanterie- und Feldartillerieregimenter 
der 32. Infanteriedivision wurden bis in die zweite Reserve- 
siellung als Eingreifgruppen näher an die Kampfzone heran- 
geführt. Je nach Bedarf wechselte in den folgenden Tagen 
Stellung und Zugehörigkeit derselben. Im allgemeinen stand 
Infanterieregiment 102 rechts im Raume von Epoye— 
Masmes und links Infanterieregiment 103 in Gegend 
Dailly-Fe —Pont Faverger, dahinter Infanterieregiment 177, 
das erst am 17. April weiter vorgezogen wurde. 
Zum Eingreifen in den Infanteriekam#f kam es nur bei 
einzelnen Bataillonen. Die verschiedenen Gruppen der Divi- 
sion blieben den Divisionen der vordersten Linie auch in den 
folgenden Tagen unterstellt. Der Divisionsstab wurde nach 
Schloß Thugny, östlich von Rethel, zurückverlegt. Vorn lösten 
zwei preußische Divisionen die 214. Infanteriedivision ab. 
Die 23. Infanteriedivision übernahm die Stellung der abge- 
kämpften s8. Infanteriedivision. Es trat allmählich wieder 
Kampfruhe ein und neue Arbeit erwuchs mit dem notwen- 
digen Ausbau des neuen Stellungesystems, da die Versuche, 
das Berggelände südlich von Moronwillers wiederzuerobern, 
zunächst aufgegeben werden mußten. 
Die 32. Infanteriedivision trat in den letzten Apriltagen 
zur dritten Armee über und wurde deren rechtem Flügel- 
korps, der Gruppe Py, dem XII. Armeekorps, seinem an- 
gestammten Generalkommando, überwiesen. 
Die Division löste in einzelnen Gruppen bis 3. Mai die 
linke Flügeldivision im Korpobereich, die s4. Reservedivision 
ab. Der Dioisionsstab siedelte nach Bemont-Ferme über, 
die Truppen der ODivision hielten den Abschnitt beiderseits 
der Straße Somme-Py—Souain, die tiefgegliederte vor- 
derste Stellung etwa bei Navarin-Ferme. 
Die Division behielt einen vollen Monat über den Dienst 
in vorderster Linie. Die Zeit verging ohne ernstere Zu- 
sammenstöße mit dem Feind, der offenbar von den blutig 
abgewiesenen Durchbruchversuchen im Raume von Reims 
Und am Damenweg ausruhte. Vorstöße der Patrouillen 
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vom Infanterieregiment 102 und 103 führten bis in die 
dritte feindliche Stellung und fanden sie unbesetzt. Das 
Gelände von Souain, das in den ersten Kriegsjahren so 
schwere Kämpfe gesehen hatte, erschien wie erstarrt unter 
den Greueln des Kriegs. Trotz der Ruhe, die die Truppen 
hier genossen, war es eine Erlösung, als die Division am 
10. Mai nach dem Raume von Tagnon abrückte. Dort 
bildete sie zunächst die Eingreifdivision für die Gruppe 
Reims der ersten Armee, trat aber schon am 17. Mai zu 
der rechts anschließenden Gruppe Brimont über, nur Infan- 
terieregiment 103 blieb zunächst noch im Abschnitt Reims. 
Der Divisionsstab kam nach Chäteau-Porcien, die Infan- 
terie wurde um Asfeld herum untergebracht. Sofort begann 
wieder die Ausbildung der Verbände. Mai und Juni ver- 
gingen mit viel Arbeit auf dem Ubungsgelände und beim 
Stellungsausbau hinter der Front. 
Die Division gehörte hier auch weiterhin zur Heeresgruppe 
des deutschen Kronprinzen und zur ersten Armee. Bis zum 
16. Juli unterstand sie als Eingreifdivision der Gruppe Bri- 
mont, X. Reservekorps, und trat dann noch auf vierzehn 
Tage zur Gruppe Reims, VII. Reservekorps, derselben 
Armee über. Abwechselnd wurden einzelne Bataillone in 
die nunmehr ruhiger gewordene Kampfstellung auf kürzere 
Zeit eingesetzt, um ruhebedürftigen Truppenteilen Erholung 
im Hintergelände zu ermöglichen. Sonst verging der 
Sommer mit Schanzen und größeren Truppenübungen. 
Anfang Juli machte die kalte, unfreundliche Witterung 
den Ausbau der Sommerlager nötig. Am 9. Juli wurde 
die benachbarte Eingreifdivision bei der Aisne-Gruppe weg- 
gezogen. Nunmehr diente die 32. Infanteriedivision auch 
für diese als Reserve und übernahm die Ablösung besonders 
ruhebedürftiger Frontbataillone. Von Mitte Juli ab stan- 
den die drei Infanterieregimenter der 32. Infanteriedivision 
mit je einer Abteilung Feldartillerie in drei Eingreifgruppen 
hinter der ganzen Reimser Front verteilt, mehrfach infolge 
zunehmender Feindestätigkeit alarmbereit. Daneben ruhte 
die Schanzarbeit nicht. Selbst für Gruppe Prosnes mußten 
Arbeitskommandos gestellt werden. 
Vom 21. Juli wurden wegen der zunehmenden Ernäh- 
rrungsschwierigbeiten für die Truppen binter der Front die 
Brotportion von 750 Gramm auf s00 Gramm und die 
Fleischportion von 250 Gramm auf 180 Gramm herab- 
gesetzt, was die Mannschaften in Würdigung der wachsen- 
den Not in der Heimat willig hinnahmen. 
Neue leichte Maschinengewehre 08/18 trafen ein. Am 
28. Juli trat an die Stelle des Feldartillerleregiments 28, 
das nach dem Heeresschießplatz Maubert-Fontaine, 25 Kilo- 
meter westlich von Cbparleville versetzt wurde, das Feld- 
artillerieregiment 64. Das Pferdematerial des Feldartillerie- 
regiments 28 hatte sich von der anstrengenden Zeit an der 
Prosnesfront, wo während des Frühjahr-Durchbruchsver= 
suchs der Franzosen die Begleitabteilungen der Eingreif- 
gruppen in ständiger Bewegung und Alarmbereitschaft ge- 
wesen waren, bei dem kümmerlichen Futter, das zur Ver- 
fügung stand, noch immer nicht erholt. 
Am 2. August wurde die Division nach Flandern, wo der 
längst erwartete große englische Angriff nahe bevorstand, 
überführt. Am F. August war die Didision im Raume von 
Courtrai eingetroffen. Die große Flandernschlacht 1917 
hatte begonnen. Vgl. Skizze Nr. 19 u. 20. 
4. Die 32. Infanteriedivision in Flandern. 
Vom 2. August 1017 bis 7. April 1018. 
Die Division trat zur Heeresgruppe des Kronprinzen 
Rupprecht von Bayern über und unterstand dort der vierten 
Armee des Generals Sirt v. Armin. Sie wurde zunächst 
der Gruppe Wytschaete, IX. Reservekorps, zugewiesen. Die
	        
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