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stoß von Teilen des III. Bataillons Infanterieregiments 102
und zwei Kompagnien des Infanterieregiments 192 der
gleichen Division, die bereits am Nachmittag zuvor zur
Ablösung der 32. Division auf Lastkraftwagen eingetroffen
war, angesetzt. Er scheiterte an dem starken feindlichen Ma-
schinengewehrfeuer. Daraufhin lief der Kommandeur des
Infanterieregiments 102, Major Baumfelder, die 2. und
6. Batterie des Feldartillerieregiments 64, die in seiner
Nähe in Feuerstellung sich befanden, zusammengefaßtes
Feuer gegen die feindlichen Reihen abgeben und dies
durch Minenwerfer= und Maschinengewehrfeuer unterstützen.
Der Gegner wurde völlig zusammengeschossen. Nur schwache
Reste konnten entweichen. Das III. Bataillon folgte dem
Feind und nahm seine alte Hauptwiderstandslinie in Besitz.
Noch einmal versuchte der Gegner am Spätnachmittag
zwischen Infanterieregiment 102 und Infanterieregiment
103 anzugreifen. Er wurde blutig abgewiesen.
Am 25. Oktober begann die Ablösung der Division. Die
ersten Teile wurden mittels Lastkraftwagen abbefördert. Am
folgenden Tage gab die Division das Kommando in dem
Abschnitt an die 192. Infanteriedivision ab.
Eine lange Reihe schwerer Großkampftage hatte für die
Division hlermit ihren Abschluß gefunden. In wochenlangem
zähen Ringen hatte sie den Stürmen der an Fahl weit
überlegenen Amerikaner und Franzosen standgehalten. Der
Ruhm, den die Diviston sich im ersten Kriegsjahre an der
Marne erkämpfte, der Geist, der sie zwei Jahre lang in
der Champagne ausharren ließ und der Ruf, den sie an
der Somme bewährte und in Flandern bewies, begleiteten
sie auch beim Weggang von den blutgetränkten Feldern vor
Verdun. Die schweren Verluste von vier Kriegsjahren ver-
mochten die Division nicht zu beugen. Führer und Mann-
schaften wechselten, der Geist blieb der alte.
Am 27. Oktober gelangte nach der Moraigne-Ferme, wo-
hin tags zuvor der Dioisionsstab in Unterkunft gegangen
war, der Befehl, daß die Division die 27. württembergische
Dlvision bei der Gruppe Ornes im Abschnitt Maucourt
abzulösen hatte (vergleiche Skizze 25). 6 Uhr nachmittags
begann die Ablösung in der Hauptwiderstandslinie. Am
29. Oktober hatte die Didision die neue Stellung bezogen.
Der Stab siedelte nach Nouillon Pont über und übernahm
da# Kommando im Abschnitt. Das k. u. k. Landsturm-
regiment 6 der 106. Infanteriedivision wurde der Division
vorübergehend unterstellt. In der neuen Stellung fand sie
die dringend notwendige Ruhe. Die feindliche Artillerie
beschränkte sich auf Abgabe einzelner Schüsse schwerer
Artillerie und auf geringes Störungsfeuer ihrer Feldbatte=
rien gegen unsere Stützpunkte und das Batteriegelände. Pa-
trouillen fühlten von beiden Seiten vor.
Am §. November gab das österreichische Generalkommando
(Gruppe Ornes) auf Grund des Waffenstillstandes Öster-
reichs mit der Entente das Kommando an die Gruppe
Petersdorf (XVII. Armeekorpo) ab.
Infolge des weiteren Vordringens der Amerikaner auf
dem OÖstufer der Maas wurde die Hauptwiderstandslinie
auch bei der rechten Nachbardivision zurückverlegt. Demzu-
folgt wurden auch im rechten Unterabschnitt der Dioision
die Posten zurückgenommen. Auch fand eine seitliche Ver-
schiebung der rechten Divisionsgrenze statt. Am 9. No-
vember stieß gegen 8 Uhr vormittags eine feindliche Ab-
teilung in Stärke von etwa 200 Mann gegen die Gräben
der Division vor. Durch flankierendes Maschinengewehr-
feuer gefaßt und durch eine kleine Abteilung des Infan-
terieregiments 177 umgangen, erlitt der Gegner schwere Ver-
luste. Der größte Teil der Angreifer blieb tot oder ver-
wundet liegen. Bei ganz geringen eigenen Verlusten wurden
noch ein Hauptmann, zwei Leutnants und §s4 Mann ge-
fangen sowie sieben Maschinengewehre erbeutet.
Mit dieser letzten Waffentat schließt die Geschichte der
ruhmreichen 32. Infanteriedioksion während der eigentlichen.
Kriegszeit von 1914 bis 1918.
Am 9. November ging die Nachricht ein, daß Deutsch-
land um Waffenstillstand gebeten und eine Abordnung
bereits die Linien überschritten hätte, um die Bedingungen
entgegenzunehmen.
Am 11. November, 11,55 Uhr vormittags, trat Waffen-
ruhe ein. ·
Der viereinhalb Jahre dauernde Krieg hatte sein Ende er-
reicht. Voller Stolz konnte die Division auf die Taten
zurückblicken, die sie an allen Stellen der Westfront voll-
brach: hatte. Ihr war es, wie den meisten sächseschen
Divisionen, nicht vergönnt, die frischen Bewegungskämpfe
auf anderen Kriegsschauplätzen mitzumachen. In schweren
Kämpfen hielt sie die Wacht im Westen, furchtlos und treul
Als Folge der Waffenruhe wurden im Laufe des 11. No-
vember die Posten bis zur Hauptwiderstandslinie zurück-
genommen, je ein Bataillon des Infanterieregiments 177
und Infanterieregiments 102 aus der Artillerieschutzstel-
lung, am Abend auch noch je ein weiteres Bataillon der
Infanterieregimenter und ein Teil der Artillerie zurück-
gezogen. Am folgenden Tage wurde die ganze Division
im Raume Nouillon Pont, Aranzy, Bouville, Doucourt,
Villers, la Montagne, Thiel, Ville au Montois, St.
Gupplet, Houdelancourt gesammelt. Das Diodisionsstabs-
quartier ging nach Pierrepont. Die unbespannten schweren
Batterien, die Licht= und Schallmeßtrupps traten aus dem
Divisionsverbande aus. Zur Division stießen das Park-
kommando 12 mit der Parkkompagnie 36, die Schein-
werferzüge 234 und 360, Flamga 919, Grufl. 17
mit Personal der Fliegerabteilungen 234 und 273 und
der Stab der Luftschifferabteilung 21. Weiterhin schloß
sich das Landsturmbataillon Chemnitz in Thiercelet, die
Armee-Sanitätskompagnie 208 und die 2. Kompagnie
Armierungsbataillon 147 ebendort, wie dessen 3. Kompagnie
in Eschau an. Der Marsch führte über die genannten Orte,
weiter über Frizingen—Remisch—Niederzerf nach Saarburg.
Der Ubergang über die Mosel ging glatt von statten. Beim
Durchmarsch durch Saarburg wurden die Truppen begeistert
von der Bevölkerung begrüßt. Weiter ging es vom 21. ab
über Reinfeld nach Oberstein. Verschiedene Formationen
wurden von hier mit der Bahn abbefördert. Am 28. wurde
Bad Münster am Stein erreicht, am 2. Dezember der Rhein
auf einer Kriegsbrücke zwischen Oppenheim und Nierstein
überschritten. Am selben Tage fand der Einmarsch in
Darmstadt statt. Uber Freudenberg, wo die Oivisson vier
Tage rastete, ging es weiter nach Lohr. Von hier aus
wurde die Division mit Bahn abtransportiert. Vom 14.
bis 27. Dezember fanden Verladungen statt. Der Divisions-
stab verließ am 26. Dezember Lohr und traf am 28. De-
zember in Bautzen ein.