Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

rechten Flügel der 24. Infanteriedivision, das Infanterie- 
regiment 133. Er wurde stets glatt abgewiesen. Die Batte- 
rien der 24. Infanteriedivision erfaßten flankierend die 
rückwärtigen Staffeln des Feindes, welche Offiziere zu 
Pferde vorführten. 
Vor der 40. Infanteriedivision hielt die Artillerie den 
Feind in den Sturmgräben fest und beschoß die einschwär- 
menden Verstärkungen, beziehungsweise Ablösungen mit 
sichtlichem Erfolg. 
VLinks der 40. Infanteriedivision rückte an diesem Tag 
die sächsische 23. Reservedivision in vordere Linie, so daß 
hier nunmehr drei Sachsendivisionen den festen Riegel 
vor Bapaume bildeten, das die Engländer schon seit 16. Ok- 
tober täglich als genommen verkündet hatten. 
Die nächsten Tage verliefen ohne Großkämpfe. Bei dem 
schlechten Wetter und nie nachlassendem feindlichen Feuer 
mußte alle Kraft der Ausbesserung der Stellungen gewid- 
met werden. Wirklich gelang das trotz Schlamm und feind- 
lichen Geschossen aller Kaliber. 
Am 28. Oktober stürzte der Hauptmann Beoelke, der 
ruhmreiche Flieger, dicht hinter der Sachsenfront ab. Sein 
Erscheinen an dieser Front hatte vor wenigen Tagen genügt, 
die englische Fliegerüberlegenheit zu brechen. 
In den Nächten zwischen 26. und 29. Oktober gelang die 
Ablösung aller Truppen in vorderster Linie. Infanterie- 
regiment 134 hatte inzwischen bataillonsweise auf den 
schwierigsten Stellen der Front helfend eingegriffen und 
trug redlich sein Teil zum Erfolg des Ganzen bei. Ende 
Oktober erstickte die große englisch-französische Somme- 
offensive tatsächlich im Schlamm. Auch bei den Englän- 
dern drüben wurde Tag und Nacht angestrengt in den 
Gräben gearbeitet. Das Wasser stand in ihnen meist einen 
halben Meter hoch. Bewegungen über das Gelände blieben 
buchstäblich stecken. 
Die Vermutung der Obersten Heeresleitung, daß der 
Gegner seine Hauptkräfte nach Verdun überführe, wo auch 
Engländer mit Schiffsgeschützen angelangt sein sollten, 
regte zu lebhafter Erkundungstätigkeit vor der Front an, 
ohne jedoch etwas anderes festzustellen, als daß auch der 
Feind sich nach Kräften einbaute und mit unverringerter 
Artillerie den Feuerkampf fortsetzte. 
Am 31. Oktober traf dann Befehl zur Ablösung ein. 
Das Garde-Reservekorps übernahm in den ersten Novem- 
bertagen die so tapfer verteidigte Front vom XIX. Armee- 
korps. Die Truppen wurden, sobald sie abgelöst waren, auf 
Leerzügen zunächst in den Raum von Cambrai gebracht 
und von dort dann gleich anschließend mit der Bahn nach 
Courtrai überführt. Bei der vierten Armee sollte das Korps 
dann nach ganz kurzer Ruhe östlich von Courtrai das XlII. 
Armeekorps im Wytschaetebogen, der schon so viele säch- 
sische Truppenteile seit Herbst 1914 gesehen hatte, ablösen. 
Der Feind wechselte auch Anfang November seine Dioi- 
sionen erster Linie aus. Zum Abschied schoß er noch mit 
Gasgranaten, deren Wirkung einzelne Leute der 24. Infan- 
teriedivision erlagen. Am *. November, als fast die Ab- 
lösung beendet war, brachen noch Engländer am Lüneschloß- 
riegel bis zum Kreidefelsen durch. Die Sturmabteilung der 
24. Infanteriedivision und Teile des I. Bataillons Infan= 
terieregiments 170 verjagten sie in der nächsten Nacht wie- 
der und nahmen 2 Offiziere und 71 Engländer der 15. In- 
fanteriedivision mit 11 Maschinengewehren gefangen. So 
schloß die Kampftätigkeit an derselben Stelle, wo sie be- 
gonnen hatte. Diesmal war die unangenehme Überraschung 
auf seiten der Engländer. 
Die Verluste in der zweiten Kampfzeit an der Somme 
waren nicht so schwer als im August. 
Wieder hatte das XIX. Armeekorps die ihm anvertraute 
Stellung in besserem Zustande übergeben, als sie sie über- 
nommen hatte. Die in Aussicht gestellte längere Ruhe im 
Sachsen in großer Zelt. Band III 
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RNaume von Courtrai konnte dem Korps nicht gewährt 
werden. Es machte sich die sofortige Ablösung des XIII. 
Armeekorps im Wytschaetebogen nötig. Dorthin gingen als- 
bald die Ubernahmekommandos voraus. Beide Oivisionen, 
mit der Bahn dahin befördert, rückten in der ersten No- 
vemberwoche in ihre Stellungen, die sie sieben volle Mo- 
nate innebehalten sollten. 
Das XIX. Armeekorps im Wotschaetebogen 
Von Anfang November lolb bis Juni 1017 
Das Korpe bildete den linken Flügel der vierten Armee. 
Diese gehörte bis 1. März zur Heeresgruppe Herzog 
Albrecht, später zur Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. 
Die beiden Dioisionen erhielten den Raum zwischen dem 
Bpern-Comineskanal und Warneton, den sogenannten Wyt- 
schaetebogen anvertraut, die 24. Infanteriedivision über- 
nahm den Nordteil von der 27. Infanteriedivision, die 
40. Infanteriedivision den Südteil von der 26. Infanterie- 
division. 
Der Nordteil reichte vom Kanal (ausschließlich) bis 
Dorf Wytschaete (einschließlich). Ihn erhielten zugeteilt 
rechts Infanterieregiment 139, Mitte Infanterieregiment 
179, linke Infanterieregiment 133. Das Divisionsstabs- 
quartier kam nach Bousbecque, vom 4. Dezember ab nach 
Wervicq. Die Regimenter gliederten sich in vordere Linie, 
Bereitschaft und Ruhe, je ein Bataillon in jeder Linie. 
Der Südteil reichte von Wytschaete bis Warneton, beide 
Orte ausschließlich; etwa die Mitte und wichtigste Abwehr- 
stellung des Abschnitts Süd bildete das Dorf Messines, 
längst eine wüste Ruinenstätte, aber mit guten Unterständen 
reichlich versehen. Die 40. Infanteriedivision übergab den 
rechten Unterabschnitt dem Infanterieregiment 104. Er lag 
im vordersten Teil des Bogens. Die Mitte des Abschnitts 
erhielt Infanterieregiment 1381. Den linken Unterabschnitt 
übernahm mit dem Dorf Messines Infanterieregiment 134. 
Die Tiefengliederung war dieselbe wie bei der 24. Infan- 
teriedivision, je ein Bataillon jeden Regiments vorn, in 
Bereitschaft beziehungsweise Ruhe. Der Divisionsstab lag 
in Montagne 2 Kilometer südlich von Wervicq, zuletzt vom 
4. bis 8. Juni 1017 ab in Roncq. 
Obwohl der in die englische Stellung weit vorspringende 
Wytschaetebogen von den Engländern stets als eine besondere 
Bedrohung ihrer Kanalfront empfunden wurde, waren die 
ersten Monate in der neuen Stellung wider Erwarten ruhig. 
An das verschwenderische Feuer der englischen Artillerie, 
welche jeden verdächtigen Neubau in der Kampfzone und 
im Hinterland durch ihre zahlreichen tätigen Flieger sofort 
feststellte und demgemäß beschoß, war man nachgerade ge- 
wöhnt. Viel bitterer wurde die schwere Arbeit einpfunden, 
die das schlechte Wetter und das hochstehende Grundwasser 
dauernd zur Instandhaltung der Gräben erforderten. Die 
Notwendigkeit, mit der Munition zu sparen, zwang die 
deutsche Artillerie zu unerwünschter Zurückhaltung. Nur 
wenn der Engländer übermütig auch die Quartiere der Ruhe- 
truppen in den rauhen Winterwochen mit Feuer belegte, 
antwortete prompt Vergeltungsfeuer auf die englischen 
Hauptunterkunftsorte. Das brachte dann meist bald das 
feindliche Feuer wieder zum Schweigen. Auch der Eng- 
länder arbeitete notgedrungen unablässig an seinen Gräben 
und fand darüber wenig Zeit zu dem von den Deutschen 
eifrig betriebenen Kleinpatrouillendienst, der zweifellos 
Mannesmut und Frische am besten aufrecht erhielt, wenn- 
gleich seine Aufklärungsergebnisse gegenüber den Flieger- 
bildern sehr zurücktraten. 
Verschiedentlich gelang es den Engländern bei Nebel un- 
sere Grabenbesatzungen zu überraschen und zu überrennen, 
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