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von Cambrai über. Dahin folgte Anfang Mai auch die
übrige Division, Divisionsstabsquartier Blecourt, später
Paillencourt. Dort besichtigte am 16. Mai Se. Majestät
der König die Division nach ihrer neuen Heldenleistung im
Durchbruchskampf.
Am 18. Mai wurde die Division wieder bis östlich Ba-
paume vorgeführt. Der Feind drohte, gegen den linken Flü-
gel der siebzehnten Armee südwestlich von Albert zum An-
griff überzugehen. Die Didision diente als Eingreiftruppe
für die zunächst bedrohten Reservekorps XIV und XXXIX.
Ende Monats löste sie die 3. Marinedivision vorn ab. Die
Stellung lag beiderseits der Ancre dicht nördlich von Albert.
Dahinter war das zerstörte Gebiet der Sommekämpfe.
Divisionsstab und Truppen lagen in Baracken, ersterer süd-
lich von Flers. Zur Division trat Infanterieregiment 453
als deren rechter Flügel; an dieses Regiment schlossen nach
links an Infanterieregiment 139, 170 und 133 (linker
Flügel).
Am 1. Juni griff der Feind, die englische 35. Infanterie=
dioision, die Stellung der 24. Infanteriedivision nach kur-
zem Trommelfeuer und künstlicher Vernebelung früh bei
Tagesanbruch an. Nur bei Infanterieregiment 170 drang
er ein, wurde aber im Gegenstoß zurückgeschlagen. Sämtliche
tagsüber wiederholten Angriffe scheiterten. Der Kampftag
kostete der Division 74 Tote (3 Offiziere), 174 Verwundete
(1 Offizier) und 135 Vermißte, davon wurde ein großer
Teil später als tot oder verwundet festgestellt. Der Verlust
des Feindes, gemessen an den zahlreichen Toten vor der
Front, war weit höher. Auch an den folgenden Tagen bielt
rege Kampftätigkeit an. Der Feind schoß mit rauchent-
wickelnden Phosphorgranaten und vergaste mehrfach die
deutsche Front, meist ergebnislos.
Am 6. Juni trat Infanterieregiment 203 an Stelle des
Infanterieregiments 453 zur Division, aber nur für drei
Tage. Dann übernahmen die drei Regimenter der Dioision
den ganzen Abschnitt, eine harte Arbeit für die schwachen
Bataillone der Infanterie. Deren Stärke betrug Mitte
Juni nur noch im Durchschnitt bei Infanterieregiment 133:
8 Offiziere 250 Mann, Infanterieregiment 130: 8 Offiziere
230 Mann, Infanterieregiment 179: 9 Offiziere 161 Mann.
Der Kampf mit giftigem Gas nahm immer mehr zu.
Feindliche Bombengeschwader bis zu 30 Einheiten bewarfen
die Unterkunftsstellen. So war die Ablösung am 17. Juni
eine Erlösung. Die Division rückte in die früheren Erholungs-
quartiere nördlich von Cambrai zurück, wo sie für 14 Tage
Ruhe fand.
Am S. Juli wurde sie wieder in den Raum südöstlich von
Bapaume als Eingreifdivision vorgezogen, konnte aber nach
14 Tagen wieder in die alten Quartiere nördlich von Cam-
brai zurückmarschieren. Von dort wurde die Division am
23. Juli mit der Bahn nach Chaulnes gefahren, die be-
rittenen Truppen marschierten in zwei Tagemärschen dahin.
Die 24. Infanteriedivision gelangte nunmehr in den Be-
reich der achtzehnten Armee, blieb aber zunächst noch Re-
serve der Obersten Heeresleitung. Bereits in den folgenden
Tagen wurde sie an die Aore vorgezogen und löste in den
letzten Junitagen die 6. Reservedivision westlich der Abre
ab. Sie unterstand nunmehr dem VI. Armeekorps in War-
villers. Divisionsstabsquartier wurde Arvillers. In der
Nacht zum 2. August wurde die deutsche Front, völlig un-
bemerkt vom Feind, auf das östliche Avreufer zurückverlegt.
Die sächsische 192. Infanteriedivision übernahm in den
folgenden Nächten den rechten Teil der Divisionsfront. Die
24. Infanteriedivision dehnte sich entsprechend nach linko
aus, dort die 1. Reservedivision ablösend.
Am 8. August erfolgte der große französisch-englische An-
griff an der ganzen Front der deutschen zweiten und acht-
zehnten Armee. Die Diodision hielt restlos ihre Stellung,
aber beim rechten Nachbar drang der Feind tief ein. Der
Unglückstag des deutschen Westheeres ist im allgemeinen
Teil ausführlich dargestellt. Hier genüge der Hinweis, daß
die Division den Eckpfeiler bildete, an dem sich die furcht-
bare Angriffswelle brach. Das Infanterieregiment 179
auf dem rechten Flügel der Dioision hielt unerschütterlich
stand. Es hat sich während des ganzen Krieges stets her-
vorragend bewährt. Dieser schwarze Tag des deutschen
Volkes wird stets des Regimentes höchster Ehrentag bleiben.
Sein tapferer Kommandeur, Oberstleutnant v. d. Bussche-
Haddenhausen, erhielt für das ruhmvolle Verhalten des
Regimentes den Orden pour le meérite.
Infolge des ungünstigen Schlachtverlaufes mußte die
achtzehnte Armee am 9. August zurückgehen. Aber noch
bis zum 10. August hielten starke Nachhuten der 24. In-
fanteriedivision an der oberen Avre stand und ermöglichten
die Sammlung der Versprengten und Bergung des wert-
vollsten Kriegsgerätes. Am Abend stand die Didision ver-
eint bei Roye, die Artillerte und Pioniere noch am Feind.
Tags darauf wurde ein aus Infanterieregiment 133 und
139 zusammengestelltes Regiment Wittich bei Bahnhof
Roye als Schutz bereitgestellt, alle übrigen Kräfte der Di-
vision bauten die Kanalstellung südöstlich von Roye, über
Libermont auf Noyon verlaufend, aus. Wider Erwarten
setzte der Feind den Angriff nicht fort. Nach vollendetem
Ausbau der Kanalstellung wurde die Divlsion als Eingreif-
division bis an den Crozatkanal am 26. August zurück-
genommen. Sie sollte sich in Tergnier und den Orten nörd-
lich davon eine Zeitlang ausruhen. Aber schon am 20. August
mußte die Didision weiter nach Südosten, an den Ailette-
kanal zu dringender Hilfeleistung bei der siebenten Armee
verschoben werden. Dort bielt die sächsische 19. Ersatzdivi-
sion die Wacht am Kanal von seiner Einmündung bis süd-
östlich von Folembray. Eingehend sind die Ereignisse dort
bei der 19. Ersatzdivision (Abschnitt 4) beschrieben. Die
24. Infanteriedivision traf im Raume von Barisis gerade
rechtzeitig ein, um den feindlichen Großangriff, der Kanal
und Ailette bereits überschritten hatte, in kräftigem Gegen-
stoß von Infanterieregiment 133 bei der 19. Ersatzdivision
und des Infanterieregiments 139 bei der 237. Infanterie-
division am 31. August über die beiden Wasserläufe zurück-
zuwerfen. Auch Infanterieregiment 179 griff in den beiden
folgenden Kampftagen erfolgreich an.
In der Nacht zum §. September trat die siebente Armee
den Abmarsch in die Siegfriedstellung an, die von la Fere
westlich an St. Gobain vorbei auf Brancourt verlief. Der
Feind bemerkte den Abmarsch nicht und verbielt sich auch
in den folgenden Tagen ruhig. Starke Nachhuten der Di-
vision blieben vor der Stellung, mit tapferen, unterneb-
mungslustigen Jagdkommandos dicht am Feind, der zö-
gernd bis in die Orte nordöstlich der unteren Ailette vor-
rückte. Nur die feindliche Artillerie blieb sehr tätig. Ihre
weittragenden Geschütze streuten hauptsächlich das Heide-
lager zwischen Fourdain (Dioisionsstabsquartier) und Erêpy
ab, wo sie das wunderbare Eisenbahngeschütz, das Paris
im Frühjahr anhaltend beschossen hatte, wußten. In der
Siegfriedstellung fanden die Regimenter etwas Ruhe. Der
Feind drängte nicht. Stoßtrupps hielten die feindliche In-
fanterie, die müde schien, in Schranken. Am 16. Sep-
tember wurde die österreichisch-ungarische Friedenskundgebung
an die Entente bekannt, aber die Stimmung der Truppe
blieb dadurch unberührt. Am 21. September wurde die
Minenwerferkompagnie der Dioision auf die Regimenter
verteilt. Die Truppen fanden bis Ende Monats Zeit, um
die durch die widrige Witterung des Sommers stark mitge-
noimene Kleidung und Ausrüstung wieder in stand zu setzen.
Vom 1. Oktober ab wurde die Division aus der Stellung
gezogen und mit Lastkraftwagen in die Gegend von Bohain
zur zweiten Armee überführt, wo der Feind stark vordrängte.
Dort wurde die Division hinter der sächsischen 241. Infan-