Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Flachfeuer stärkster Kaliber. Schon bis zum 25. Oktober 
waren sechs Bataillone so zermürbt, daß ihr Aushalten bei 
einem Großangriff in Frage stand. Eine Eingreifdivision 
war hinter der stark abgekämpften Division nicht mehr ver- 
fügbar. So stand hier die Entscheidung auf des Messers 
Schneide. Um so ruhmvoller ist der Erfolg der zäh aus- 
haltenden Infanterie, der die Artillerie unbekümmert um 
das eigene Schicksal, dabei treu zur Seite ausharrte. Die 
Verluste waren mit 30 Offizieren und rund 1950 Mann 
geringer als im August im gleichen Abschnitt, wo sie 
63 Offiziere und 2200 Mann betrugen. Das erklärt sich 
mit der geringeren Splitterwirkung der großkalibrigen Gra- 
naten in dem aufgeweichten, schlammigen Trichtergelände 
und aus der geringeren Bekämpfung der eigenen Batterien 
durch die feindliche Artillerie. 
Der nervenzerrüttende und zermürbende Einfluß der an- 
dauernden Beschießung machte sich aber bei der großen An- 
zahl schwerster feindlicher Kaliber in Verbindung mit der 
häufigen Vergasung diesmal auf die Truppe besonders 
fühlbar, da die Truppe ihr dauernd in Schlamm und 
Wasser bis an die Hüften bei kalten, regnerischen Nächten 
ohne schußsichere Unterkunft ausgesetzt war. 
4. In Rußland östlich von Wilna 
Von Anfang November 10917 bis Mitte Februar 1918 
Die Division trat in Rußland zur Heeresgruppe des 
Generalfeldmarschalls v. Eichhorn und wurde dem III. 
Reservekorps unter General der Infanterie v. Carlowitz 
unterstellt. Es löste südöstlich von Soly die sächsische 
123. Infanteriedivision ab. Die Transporte wurden aus 
dem Raume von Gent direkt vom Flandernschlachtfeld ab 
bis dicht an die Russenfront heran nach Bahnhof Soly, 
östlich von Wilna, durchgeführt. Die ersten trafen dort 
am 6. November ein. 
Friedliche Stille lag über der schneereichen Winterland- 
schaft. Täglich einige hundert Kanonenschüsse auf der gan- 
zen Divisionsfront, ganz selten ein Flieger, fast gar keine 
Infanterietätigkeit, das war der erste Eindruck im Osten. 
Die Ubernahme der Stellung ging glatt vor sich. Gegen- 
über lag eine kaukasische Dioision. Schon in den ersten 
Tagen begannen Annäherungsversuche der Russen. Es 
wurde mit weißen Tüchern gewinkt. Es folgten Zurufe. 
Russen zeigten sich vor der Stellung, wurden aber durch 
Schüsse aus der russischen Stellung wieder zurückgescheucht. 
Ende November wurden die Feindseligkeiten auf Verab- 
redung mit den deutschen Propagandaoffizieren eingestellt 
und ein förmlicher Waffenstillstand auf der Divisionsfront 
geschlossen. Hinter der Russenfront herrschte aufgeregte 
Tätigkeit. Mehrfach fanden Ablösungen, wohl auch eigen- 
mächtige Rückmärsche statt. Auf dem Bahnhof Saljesche 
wurde stärkster Zugsverkehr beobachtet. „Kerenski kaput“ 
wurde herübergerufen. Waffenlose Russen wagten sich bis 
an die deutschen Hindernisse vor. Täglich trafen Rückläufer 
aus der russischen Gefangenschaft ein. Die für Weihnach= 
ten befürchteten Massenbesuche der Russen unterblieben 
infolge Sturm und Kälte. Die Truppen konnten bei dieser 
Lage in weitere Quartiere gelegt werden und erholten sich 
schnell von den flandrischen Anstrengungen. 
Im November erschien der König bei der Dioision und be- 
ging mit dem Kronprinzen, welcher seit Herbst sein kampf- 
bewährtes Regiment „Kronprinz“ befehligte, dessen Stel- 
lungen und besuchte die Unterkünfte der Mannschaften, 
voller Interesse und Fürsorge für die seinem ältesten Sohne 
anvertrauten Helden so vieler Schlachten und Siege seit 
mehr als drei Jahren. 
Infanterieregiment 134 lag auf dem rechten Flügel, 
Infanterieregiment 104 in der Mitte, Infanterieregiment 
181 hatte den linken Unterabschnitt. Die 16. kaukasischen 
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Grenadiere wurden am 7. Februar von den 14. kaukasi- 
schen Grenadieren vor der Front der Division abgelöst. 
Am 13. Februar mittags lief der Waffenstillstand ab. 
Tags darauf rückten Bergekommandos in die verlassene 
russische Stellung vor. Am 20. Februar wurde die eigene 
Stellung an die 14. und 16. Landwehr-Infanteriedivision 
übergeben und die 40. Infanteriedivision nach dem west- 
lichen Kriegsschauplatz überführt. Alle Vorbereitungen für 
den Endkampf waren auch innerhalb der Division bereits 
dazu getroffen. Das im November aufgelöste Nekruten- 
depot war neugebildet worden. Die II. Abteilung des Feld- 
artillerieregiments 32 erhielt vom Reserve-Feldartillerie- 
regiment 23 neue Feldkanonen 16, die I. Abteilung tauschte 
ihre starkgebrauchten Feldkanonen 96 gegen gute des Feld- 
artillerieregiments 246 aus. Die Infanterie wurde außer 
mit 36 Maschinengewehren pro Regiment noch mit je 24 
leichten und 12 mittleren Minenwerfern versehen. Zu der 
3. Kompagnie Pionierbataillons 22 trat noch die "4. Re- 
serve-Pionierkompagnie. Das neun Batterien starke Feld- 
artillerieregiment 32 erhielt eine leichte Maschinengewehr- 
kompagnie 877 (preußische) zugeteilt. Außerdem verfügte 
die Division noch über 192 Maschinengewehre 08/18, ebenso 
die 2. Eskadron Husarenregiments 10 über 3 Maschinen- 
gewehre. So langte die Dioision, aufs beste mit allem 
versorgt, in den letzten Februartagen wieder in Diede- 
hofen an. · 
5. Vor Toul 
Mai bis Anfang Juni 1918 
Die Division wurde der Armeeabteilung C zugeteilt, 
welche die deutsche Abwehrfront gegen die französischen 
großen Ausfallfestungen Verdun und Toul—Nanch besetzt 
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Skizze 38. Die 40. Infanteriedivision südlich Metz 1018 
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hielt. Sie wurde nach einigen Tagen der Ruhe und Marsch- 
tätigkeit hinter der Front der Gruppe Gorze überwiesen 
und von dieser in Ablösung der 4. bayerischen Infanterie- 
division im Abschnitt Flirey am 20. März eingesetzt und 
demnächst im Wechsel mit anderen Divisionen in der Gegend
	        
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