110 24. Juli
Der österreichisch-ungarische Botschafter in St. Petersburg,
Graf Szäpäry, an den österreichisch-ungarischen Minister
des Aeusseren, Graf Berchtold.
Rotbuch Nr. 14,
St.Petersburg.
Sasonow nn: ; : :
a ich Der Herr Minister des Aeusseren empfing mich, indem er
auf, das Ent. mir sagte, er wisse, was mich zu ihm führe, und erklärte mir
gegen die gleich, dass er zu meiner Demarche keine Stellung nehmen
usterreichisch- würde. Ich begann mit der Verlesung meines Auftrages: Der
Darlegung. Minister unterbrach mich das erste Mal bei der Erwähnung
der Serie von Attentaten und fragte auf meine Aufklärungen,
ob denn erwiesen sei, dass diese in Belgrad ihren Ursprung
hätten? Ich betonte, dass sie Ausfluss der serbischen Auf-
wiegelung seien. Im weiteren Verlauf der Verlesung äusserte
er, er wisse, worum es sich handle: Wir wollten Serbien den
Krieg machen und dies solle der Vorwand sein. Ich replizierte,
dass unsere Haltung in den letzten Jahren ein hinreichender
Beweis sei, dass wir Serbien gegenüber Vorwände weder
suchen noch brauchen. Die geforderten solennen Enunziationen
riefen nicht den Widerspruch des Herrn Ministers hervor; er
versuchte nur immer wieder zu behaupten, dass Paschitch sich
bereits in dem Sinne ausgesprochen habe, was ich richtig
stellte. «Il dira cela 25 fois si vous voulez», sagte er. Iclı
sagte ihm, niemand wende sich bei uns gegen
Serbiens Integrität oder Dynastie. Am lebhaf-
testen erklärte sich Herr Sasonow gegendie Auflösung
der «Narodna Odbrana», die Serbien niemals vor-
nehmen werde. Weiteren Widerspruch von Seite des Herrn
Ministers löste die Beteiligung von k. und k. Funktionären an
der Unterdrückung der subversiven Bewegung aus. Serbien
werde also daheim nicht mehr der Herr sein! «Sie werden dann
wieder intervenieren wollen ınd welches Leben werden sie
da Europa bereiten!» Ich erwiderte, es werde, wenn Serbien
guten Willen hat, ein ruhigeres sein, als bisher.
Shan Den an die Mitteilung der Note angefürten Kommentar
reich-Ungarns hörte der Herr Minister ziemlich ruhige an; bei dem Passus,
Vertrauen i . . .. . ef.
die Solidaritst dass wir uns mit unsern Gefühlen mit jenen aller zivilisierter
der Kultur- Nationen eins wissen, meinte er, diesseieinIrrtum. Mit
„Irrtum“. allem mir zu Gebote stehendem Nachdruck verwies ich darauf,
wie traurig es wäre, wenn wir in dieser Frage, bei der alles im
Spiele sei, was wir Heiligstes hätten und, was immer der Herr
Minister sagen wolle, auch in Russland heilig sei, kein Ver-