24. Juli 111
ständnis in Russland fänden. Der Herr Minister suchte die
monarchische Seite der Angelegenheit zu verkleinern.
Das zur Verfügung der Regierungen gehaltene Dossier
betreffend, meinte Herr Sasonow, wozu wir uns diese Mühe
gereben hätten, wo wir doch bereits ein Ultimatum erlassen
hätten. Dies bewiise am besten, dass wir eine unparteiische
Prüfung des Falles gar nicht anstreben. Ich sagte ihm, dass
für unser Vorgehen in dieser zwischen Oesterreich-Ungarn und
Serbien spielenden Angelegenheit die durch unsere eigene
Untersuchung erzielten Resultate genügen und wir nur bereit
seien, den Mächten weitere Aufschlüsse, falls dieselben sie
interessieren, zıı geben, weil wir nichts zu verheimlichen
hätten.
Herr Sasonow meinte, jetzt nach dem Ultimatum sei er
eigentlich gar nicht neugierig. Er stellte die Sache so dar,
als ob es uns darauf ankomme, unbedingt mit Serbien Krieg
zu führen. Ich erwiderte, wir seien die friedliebendste Macht
der Welt, was wir wollten, sei nur Sicherung unseres Terri-
toriums vor fremden revolutionären Umtrieben und unserer
Dynastie vor Bomben.
Im Verlaufe der weiteren Erörterunsen liess Herr Saso-
now nochmals die Bemerkung fallen, dass wir jedenfalls eine
ernste Situation geschaffen hätten.
Trotz der relativen Ruhe des Herrn Ministers war seine
Stellungnahme eine durchaus ablehnende und
seernerische.,
Communique des russischen Amtsblattes.
Rotbuch Nr. 15.')
St.Petersburg.
Die St. Petersburger Telegraphenagentur meldet:
Das amtliche Organ veröffentlicht folgendes Communique:
Die kaiserliche Regierung, lebhaft besorgt durch die über-
raschenden Ereignisse und durch das an Serbien durch Oester-
reich-Ungarn gerichtete Ultimatum, verfolgt mit Aufmerksam-
keit die Entwicklung des österreichisch-ungarisch-serbischen
Konfliktes, in welchem Russland nicht indifferent bleiben kann.
Rb.Nr. 15. ') Im Ob. ist dieses Communique als Nr. 10 erst unter dem
25. Juli angeführt. Es wurde aber tatsächlich am 24. Juli ausgegeben.
Russland
erklärt offi-
ziell, es könne
nicht indiffe-
rent bleiben.