Ein englisch-
französischer
Vorschlag:
Berlin soll
Wien für eine
Vermittlun
zwischen
ien
und Belgrad
gewinnen.
126 24. Juli
Ich fragte, ob er damit eine Vermittlung zwi-
schen Oesterreich und Serbien meine.‘)
Er erwiderte, dass dem so sei.
Ich sagte, ich würde mit dem deutschen Botschaiter
heute Nachmittag über diesen Gegenstand sprechen.
Der französische Botschafter in London, Paul Cambon, an
den stellvertretenden französischen Minister des ÄAeus-
seren, Bienvenu-Martin.
Gelbbuch Nr. 32.
London.
Da Sir Edward Grey mit mir von seinem Wunsche
sprach, nichts zu unterlassen, was die Krise beschwören
könne, einigten wir uns in dem Gedanken, dass das englische
Kabinett die deutsche Regierung auffordern könne, die Ini-
tiative zu einem Schritt in Wien zu ergreifen, um eine Ver-
mittlung zwischen Oesterreich und Serbien der vier nicht
unmittelbar interessierten Mächte anzubieten. Wenn Deutsch-
land sich dazu bereit erklärt, gewinnen wir Zeit und das ist
die Hauptsache.')
Sir Edward Grey sagte mir, er würde mit dem Fürsten
Lichnowsky von dem Proiekt sprechen, das ich soeben dar-
legte. Ich habe meinem russischen Kollegen davon Mitteilung
gemacht, er befürchtet eine deutsche Ueberraschung und ver-
mutet, dass Oesterreich sein Ultimatum nicht ohne vorher-
gehende Verständigung mit Berlin abgesandt hätte.
Graf Benckendorfi sagte mir, dass Fürst Lichnowskv,
als er vor etwa einem Monat von seinem Urlaub wieder-
kam, ihm seine pessimistischen Ansichten über die Beziehun-
sen zwischen Petersburg und Berlin geäussert habe. Er hatte
in der letzten Stadt Beunruhigung festgestellt infolge der Ge-
rüchte über ein Marineabkommen zwischen England und Russ-
Bib. Nr. 10. ®) Der Streitpunkt, um den sich die Kontroverse
zwischen Deutschland-Oesterreich und dem Dreiverband drehen solle,
ist hiermit gegeben. «Eine Vermittlung zwischen Oesterreich und Ser-
bien», die Deutschland und Oesterreich beharrlich ablehnten, um nur
eine Vermittlung zwischen Oesterreich und Russland als berechtigt
anzuerkennen. Der Inspirator Sir Edward Greys ist hier, wie man
sieht, Cambon.
Gib. Nr. 32, ') Der berühmte Vermittlungsvorschlag Greps geht
also nicht von England allein, sondern von England und Frankreich
aus und wurde auf Grund der Beratung zwischen Grey und Paul
Cambon nur offiziell von England vorgebracht. Er bezweckte von
vornherein eine deutsche Initiative Oesterreich gegenüber.