Die belgische
Regierung
fürchtet einen
deutsch-fran-
zösischen
Krieg und be-
reitet eine
Neutralitäts-
erklärung vor.
130 24. Juli
derungen so antworten, wiesieesfür dieserbischen
Interessenam Besten hält.)
Man kann unmöglich wissen, ob eine militärische Aktion
Oesterreichs nach Verlauf der Frist durch irgend etwas anderes
als vorbehaltlose Annahme seiner Forderungen verhindert
werden kann, aber die einzige Aussicht scheint darin zu be-
stehen, dass eine vollständige Ablehnung vermieden und soviel
Punkte als es die Frist erlaubt, günstig beantwortet werden.
Der serbische Gesandte bat gestern, die Regierung Seiner
Maiestät möge ihren Standpunkt mitteilen, aber ich kann nicht
die Verantwortung auf mich nehmen, mehr darüber zu sagen
als ich tat, und ich möchte selbst das nicht sagen, ohne zu
wissen, was die französische und die russische Regierung in
Belgrad gesagt haben. Sie sollten sich daher mit Ihren franzö-
sischen und russischen Kollegen darüber beraten, ehe Sie meine
obigen Ansichten der serbischen Regierung wiederholen.?)
Ich habe den deutschen Botschafter eindringlich ersucht,
Oesterreich möge seine militärischen Aktionen nicht über-
stürzen.
Der belgische Minister des Aeusseren, Davignon, an die bel-
gischen Gesandtschaften in Paris, Berlin, London, Wien
und St. Petersburg.
Graubuch Nr.?2.
Brüssel.
Die königliche Regierung hat sich die Frage gestellt, ob
es unter den gegenwärtigen Umständen nicht angebracht sei,
an die Mächte, die Belgiens Unabhängiskeit und Neutralität
garantiert haben, eine Mitteilung zu richten, in der die Regie-
rung ihren Entschluss bestätigt, die internationalen Pflichten,
die ihr die Verträge im Falle eines Kriegsausbruches an den
belgischen Grenzen auferlegen, zu erfüllen.
Bib. Nr. 12. ') Es kann wohl kein Zweifel darüber bestehen,
dass vom Standpunkt der serbischen Interessen ein Krieg mit Oester-
reich, in dem man des Beistandes des Dreiverbandes sicher war und
von dem man den Sieg der serbischen Träume erhoffte, das Beste
war. Von einem englischen Druck auf Serbien ist also keine Rede.
?) Aus dieser Instruktion geht deutlich hervor, dass der Drei-
verband mit seinen Ratschlägen in Belgrad tatsächlich geschlossen
vorging und England auf eine eigene Stellungnahme Serbien gegen-
über verzichtete. Vergleiche damit Rb. Nr. 9, wo Berchtold England
als den Staat bezeichnet, der am objektivsten den österreichisch-ser-
bischen Streitfall behandeln würde!