25. Juli 133
Telegrammes nach Paris mit,') und heute Nachmittag besprach
ich mit ihm (die Mitteilung an die serbische Regierung, die der
französische Botschafter anregte, wie in Ihrem gestrigen Tele-
eramm nach Belgrad berichtet ist.?)
Der Minister des Aeusseren sagte, dass was das erstere
betrifft, die Erklärungen des österreichischen Botschaiters
nicht ganz mit den Informationen übereinstimmen, die er von
deutscher Seite erhält. Was das letztere betrifit, so stimmten
Seine Exzellenz und der französische Botschafter darin überein,
dass es für eine solche Mitteilung zu spät sei, da die Frist heute
Abend abläuft.
Der Minister des Aeussern sagte, dass Serbien vollständig
bereit sei, Ihrer Anregung Folge zu leisten und diejenigen, deren
Schuld bewiesen ist, zu bestrafen, aber dass man von keinem
unabhängigen Staate erwarten könne, dass er die politischen
Forderungen annehme, die an Serbien gestellt wurden. Der
Minister des Aeusseren folgerte aus einer Unterhaltung, die er
gestern mit dem serbischen Gesandten hatte, dass, falls die
Oesterreicher Serbien angreifen, die serbische Regierung Bel-
grad verlassen und ihre Kräfte ins Innere ziehen werde,
während sie gleichzeitig die Hilfe der Mächte anriefe. Seine
Exzellenz sprach sich zugunsten eines solchen Appelles aus.
Er würde gerne die Frage auf ein internationales Terrain ge-
stellt sehen, da die Verpflichtungen, die Serbien 1908?) iber-
nommen hatte und auf die sich das österreichische Ultimatum
bezieht, nicht Oesterreich, sondern den Mächten gegeben
wurden. *)
Wenn Serbien an die Mächte appelliert, würde Russland
bereit sein, beiseite zu stehen und die Frage den Händen
Englands, Frankreichs, Deutschlands und Italiens anvertrauen.
Nach seiner Meinung wäre es möglich, dass Serbien vorschlagen
werde, die Frage einem Schiedsgericht zu unterbreiten.
Als ich hierauf die ernste Hoffnung äusserte, dass
Russland den Krieg nicht überstürzen würde, indem es mobi-
lisiere, solange Sie nicht Zeit gehabt hätten, Ihren Einfluss
zugunsten. des Friedens anzuwenden, versicherte mir Seine
Bl. Nr. 17. ') Bezieht sich aufdasS.115in der Anm. zu Rb. Nr. 17
erwähnte Telegramm Grepys Bib. 14 nach Paris und St. Petersburg
über Mensdorffs Mitteilung, dass die Demarche in Belgrad nicht als
Ultimatum aufzufassen sei.
?, Bib. 12.
®) Soll heissen 1909.
*) Siehe Rb. Nr. 16.
SASOnOW
wünscht, dass
Serbien an die
Mächte appel-
liert.
Sasonow
erklärt Oester-
reich -Ungarns
Aktion als ge-
sen Russland
gerichtet.