Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

Wien lelınt die 
Fristverlänge- 
rung ab; Ser- 
bien kann aber 
noch nach Ab- 
lauf der Frist 
die Note an- 
nehmen. 
138 25, Juli 
  
in Paris übermittelten Note gemacht hat’), dass, wenn die 
österreichische Note zu keinen Schwierigkeiten zwischen 
Oesterreich und Russland führe, die englische Regierung sich 
nicht darum kümmern würde, aber dass zu fürchten wäre, die 
Härte der Note und die Kürze der Frist führten zu einer Span- 
nung. Unter diesen Bedingungen bestände die einzige Aus- 
sicht, einen Konflikt zu vermeiden, in einer Vermittlung Frank- 
reichs, Deutschlands, Italiens und Englands, und Deutschland 
allein könne in diesem Sinne eine Aktion auf die Wiener Re- 
gierung ausüben.‘) 
Der deutsche Botschafter antwortete, dass er diese An- 
regung nach Berlin weitergeben werde, aber gab dem russi- 
schen Botschafter, mit dem er verwandt ist,.zu verstehen, dass 
Deutschland sich zu keiner Demarche in Wien hergeben würde. 
Der österreichisch-ungarische Minister des ÄAeusseren, Graf 
  
Berchtold, an den Sektionschef, Freiherrn von Macchio, 
  
in Wien. 
Rotbuch Nr. 20. 
Lambach. 
Russischer Geschäftsträger telegraphiert mir, er sei von 
seiner Regierung dringend beauftragt, eine Fristerstreckung für 
das Ultimatum an Serbien zu verlangen. Ich ersuche Euer Ex- 
zellenz, ihm in meinem Namen zu antworten, dass wir eine 
Verlängerung der Frist nicht zugeben können. Euer Ex- 
zellenz wollen hinzufügen, dass Serbien auch nach dem 
Abbruche der diplomatischen Beziehungen 
durch uneingeschränkte Annahme unserer Forderungen eine 
friedliche Lösung herbeiführen kann, doch würden wir in die- 
G1b.Nr.36.?) Diese Behauptung ist falsch. Sie wird widerlegt durch 
WD. Anlage I und durch Blb. Nr. 11. Dieses Telegramm, das über die Ver- 
mittlungsvorschläge, die Bienvenu-Martin oben wiedergibt, berichtet, 
beginnt folgendermassen: «Der deutsche Botschafter teilte mir die 
Ansicht der deutschen Regierung über die österreichischen Forderun- 
gen an Serbien mit. Ich höre, dass die deutsche Regierung dieselbe 
Mitteilung an die anderen Mächte richtet.» Die Mitteilung, die nach dem 
Gib. in England nicht gemacht wurde, wurde also in eben dem 
Gespräch gemacht, über das Bienvenu-Martin hier berichtet! 
#) Bienvenu-Martin gibt hier die Vermittiungsvorschläge dem 
Ministerpräsidenten als rein englische Vorschläge weiter. Wir haben 
S. 126 darauf hingewiesen, dass die Initiative von Frankreich ausging. 
Man wird vielleicht verstehen, dass Frankreich den Mächten gegenüber 
dieses Detail verschweigt, warum aber dem Ministerpräsidenten und den 
Botschaftern Frankreichs gegenüber ?
	        
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