Sasonnwappel-
liert von Neu-
em anEnglands
Unterstützung.
140 25. Juli
Regierung den Wunsch auszudrücken, dass die in unserer Note
an Serbien angegebene Frist verlängert werden möge.
Dieses Ersuchen wurde damit begründet, dass die Mächte
von unserem Schritt überrascht worden seien‘) und dass die
russische Regierung es als eine natürliche Rücksicht des Wie-
ner Kabinettes gegen die anderen Kabinette betrachten würde,
wenn den letztern Gelegenheit gegeben würde, die Grund-
lagen unserer Mitteilung an die Mächte zu prüfen und das von
uns in Aussicht gestellte Dossier zu studieren.
Der Herr Erste Sektionschef antwortete dem Herrn Ge-
schäftsträger, dass er seine Ausführungen sofort zu meiner
Kenntnis bringen werde; er könne ihm aber schon jetzt sagen,
dass keine Aussicht bestehe, dass eine Verlängerung der an-
gegebenen Frist von unserer Seite gewährt würde. Was die
Gründe anbelange, die die russische Regierung zur Erhärtung
des von ihr vorgebrachten Wunsches angeführt habe, so schie-
nen dieselben auf einer irrtümlichen Voraussetzung zu beruhen.
Unsere Note an die Mächte hätte keineswegs den Zweck ver-
folgt, dieselben einzuladen, ihre gegenständliche Auffassung
bekannt zu geben, sondern nur den Charakter einer Informa-
tion gehabt, die wir als Pflicht internationaler Höflichkeit ange-
sehen hätten. Im übrigen betrachteten wir unsere Aktion als
eine nur uns und Serbien berührende Ange-
legenheit, zu der wir trotz unserer seit Jahren bekundeten
Geduld und Langmut durch die Entwicklung der Verhältnisse
zur Verteidigung unserer vitalsten Interessen sehr gegen un-
seren Wunsch gezwungen worden sind.
Der russische Minister des Aeusseren, Sasonow, an den rus-
sischen Botschafter in London, Graf Benckendorff.
Örangebuch Nr. 17.
St. Petersburg.
Im Falle einer neuen Verschärfung der Lage, die von
seiten der Grossmächte entsprechende Schritte hervorrufen
könnte, rechnen wir darauf, dass England nicht zögern wird,
sich klar auf die Seite Frankreichs und Russlands zu stellen
zum Zwecke der Aufrechterhaltung des europäischen Gleich-
Rb. Nr. 20. ') Die Telegramme vom 29. Juni bis 24. Juli be-
weisen, dass die Dreiverbandsdiplomatie nicht im Geringsten von dem
Schritt überrascht wurde.