25, Juli 141
gewichts, zugunsten dessen England ständig in der Vergangen-
heit interveniert hat und das ohne jeden Zweifel im Falle
eines österreichischen Triumphes erschüttert würde.')
Der deutsche Botschafter in St. Petersburg, Graf Pourtales,
überreicht dem russischen Minister des Aeusseren,
Sasonow, folgende Verbalnote:
Orangebuch Nr. 18.
Von autoritativer Quelle erfahren wir, dass die in einigen
Zeitungen verbreitete Nachricht, dass die Demarche der öster-
reichisch-ungarischen Regierung auf Anregung Deutschlands
unternommen sei, vollständig falsch ist. Die deutsche Regierung
hatte keine Kenntnis vom Texte der österreichischen Note,
ehe sie überreicht wurde, undhatkeinerlei Einfluss
auf ihren Inhalt ausgeübt. Man hat Deutschland
zu Unrecht eine drohende Haltung zugeschrieben.
Deutschland unterstützt natürlich als Verbündeter die
nach seiner Ansicht gerechtfertigten Forderungen des Wiener
Kabinetts gegen Serbien.
Vor allem wünscht Deutschland, wie es bereits vom
Beginn des Österreichisch-serbischen Streitfalles erklärt hat,
dass dieser Konflikt lokalisiert bleibe. ')
Der englische Staatssekretär des ÄAeusseren, Sir Edward
Grey, an den englischen Geschäftsträger in Berlin, Sir
H. Rumbold.
Blaubuch Nr. 25.
London.
Der österreichisch-ungarische Botschafter ist ermächtigt
worden, mir mitzuteilen, dass Oesterreichs Vorgehen nach
Ob. Nr. 17. ') Dieses Telegramm ist als Antwort auf ein Tele-
gramm des russischen Botschafters inLondon aufzufassen, der auf Greps
Wunsch die österreichische Interpretation der Frist — auch nach Ab-
lauf kann weiterberaten werden — mitteilt und einen Vorschlag Greys
bringt, falls die Fristverlängerung nicht zu erreichen ist, über den
Einhalt der Feindseligkeiten zu diskutieren. Sasonow diskutiert diesen
Vorschlag nicht. Er diskutiert überhaupt nicht mehr die Note und ihre
Härten, sondern das « Gleichgewicht >, das jeden Triumph Oesterreichs
ausschliessen müsse, selbst wenn also Serbiens Rechte gewahrt blieben.
Ob. Nr. 18. ') Diese Erklärung wurde auch in London und
Paris abgegeben, Bib. Nr. 25, Ob. Nr. 16, Gib. Nr. 36.
Deutschland
protgstiert in
t. Petersburg
gegen die Auf-
fassung, es sei
an der öster-
reichisch-un-
garischen Ak-
tion beteiligt
gewesen.
Oesterreich-
Ungarn gibt in
London beruhi-
eende Erklä-
rungen ab.