Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

Deutschland 
rotestiert in 
ondon gegen 
die Annahme, 
dass es an dem 
Schritt in Bel- 
grad beteiligt 
gewesen sei. 
Grey und Lich- 
nowsky stim- 
mendarinüber- 
ein, dass eine 
Vermittlun 
zwischen Wien 
und Belgrad 
ausgeschlos- 
sen und nur 
zwischen Wien 
und St. Peters- 
burg möglich 
sei. 
142 25, Juli 
  
  
Ablauf der Frist darin bestehen wird, dass es die diplomati- 
schen Beziehungen mit Serbien abbrechen und militärische 
Vorbereitungen, nicht aber militärische Operationen begin- 
nen würde Indem ich den deutschen Botschafter da- 
von verständigte, sagte ich, dass dies einen Zeitraum für die 
Mobilisation bedeute, ohne dass die Grenze überschritten 
werde, worauf ich schon gestern gedrungen hatte. 
Augenscheinlich seien wir jetzt dem Zeitpunkte der Mo- 
bilisation Oesterreich-Ungarns und Russlands nahe. Sollte diese 
stattfinden, so bestände die einzige Friedensaussicht darit, 
dass Deutschland, Frankreich, Italien und wir selbst von 
Oesterreich-Ungarn und Russland verlangten, die Grenzen 
nicht zu überschreiten, bis wir Zeit gefunden hätten, zwischen 
ihnen zu vermitteln. 
Der deutsche Botschafter verlas mir ein Telegramm des 
Auswärtigen Amtes in Berlin des Inhalts, dass die deutsche 
Reichsregierung keine Kenntnis der österreichisch-ungarischen 
Note vor ihrem Erscheinen gehabt hätte und dass sie mit dem 
schroffen Ton des genannten Schriftstückes an Serbien nicht 
mehr zu tun habe als die andern Mächte; da aber nun ein- 
mal die Note abgegeben sei, könnte Oesterreich-Ungarn die- 
selbe nicht wieder zurückziehen.') Fürst Lichnowsky meinte 
jedoch, dass wenn ich eine Vermittlung zwischen Russland 
und Oesterreich-Ungarn im Auge habe, Oesterreich die Ver- 
mittlung annehmen könne, ohne seiner Würde etwas zu ver- 
geben. Er erklärte, persönlich dem Vorschlage sympathisch 
gegenüberzustehen. 
Dieser Bemerkung stimmte ich bei und ich fügte hinzu, 
dass ich kein Recht habe, zwischen Oesterreich-Ungarn und 
Serbien zu vermitteln; sobald aber die Frage zwischen Oester- 
reich-Ungarn und Russland auftauchte, wäre der Frieden Eu- 
ropas gefährdet, und in diesem Fall müssten wir alle tätig sein. 
Ich betonte dem Botschafter gegenüber, dass, sollten 
Russland und Oesterreich-Ungarn mobilisieren, die Teilnahme 
Deutschlands an irgend einer diplomatischen Aktion für den 
Frieden wesentlich sein wlürde. Allein könnten wir nichts 
vollbringen. Die französische Regierung sei gegenwärtig auf 
Reisen und ich könne mich daher nicht mit ihr beraten, so 
dass ich ihrer Ansichten nicht sicher sei, aber ich wäre be- 
reit, wenn die deutsche Regierung meinem Vorschlag zustimme, 
der französischen Regierung mitzuteilen, dass ich es für das 
Richtige hielte, in diesem Sinne zu wirken. 
Bib. Nr. 25. ') Siehe Ob. Nr. 18.
	        
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