26. Juli 169
Der deutsche Reichskanzler, von Bethmann Hollweg, an den
deutschen Botschafter in Paris, Freiherrn von Schön.
Weissbuch Anlage 10a.
Berlin.
Nachdem Oesterreich-Ungarn Russland offiziell erklärt
hat, dass es keinen territorialen Gewinn beabsichtige, den Be-
stand des Königreiches nicht antasten wolle, liegt die Entschei-
dung, ob ein europäischer Krieg entstehen soll, nur bei Russ-
land, das die gesamte Verantwortung zu tragen hat. Wir ver-
trauen auf Frankreich, mit dem wir uns indem Wunsche
um die Erhaltung des europäischen Friedens
eins wissen, dass es in Petersburg seinen Einfluss in be-
ruhigendem Sinne geltend machen wird.
Der deutsche Reichskanzler, von Bethmann Hollweg, an den
deutschen Botschafter in St. Petersburg, Graf Pourtales.
Weissbuch, Anlage 10b.
Berlin.
Nachdem Oesterreich sein territoriales Desinteresse-
ment feierlich erklärt hat, ruht die Verantwortung für eine
eventuelle Störung des europäischen Friedens durch eine rus-
sische Intervention allein auf Russland. Wir vertrauen immer
noch darauf, dass Russlandkeine Schritteunter-
nehmen wird, die den europäischen Frie-
denernstlich gefährden würden.
Der französische stellvertretende Minister des Aeusseren,
Bienvenu-Martin, an den Ministerpräsidenten Viviani an
Bord der «France> und die französischen Botschafter
in London, St. Petersburg, Berlin, Wien und Rom.
Gelbbuch Nr. 56.
Paris.
Das Resum£® der serbischen Antwort auf die österreichi-
sche Note ist uns jetzt erst mit 20 Stunden Verspätung zugekom-
men. Obgleich die serbische Regierung in allen Punkten nach-
gegeben hat, mit Ausnahme von zwei kleinen Vorbehalten,') hat
Gib. Nr. 56. ') Die Lektüre der serbischen Antwortnote genüst,
um festzustellen, dass Bienvenu-Martin sich hier einer starken Täu-
schung hingibt.
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Deutschland
bittet in Paris
um Beeinflus-
sungRusslands
in friedlichem
Sinne.
Deutschland
ersucht Russ-
land, Schritte,
diedenFrieden
eefährden, zu
vermeiden.
Bienvenu-Mar-
tin ist mit der
serbischen
Antwort selır
zufrieden.