Deutschland
steht direkten
Verhandlun-
een zwischen
Wien und St.
Petersburg
sympathisch
gegenüber.
von Jagow
spricht Go-
schen gegen-
über seine Be-
fürchtung über
Russlands Mo-
bilmachung
aus.
Deutschland
befürwortet
Englands und
Russlands Vor-
schläge in
Wien.
186 27. Juli
würde und sie könne nach seiner Ansicht nur auf Verlangen
Oesterreich-Ungarns und Russlands einberufen werden.’) Er
könne daher auf Ihre Anregung nicht eingehen, obgleich er
von dem Wunsche beseelt sei, an der Erhaltung des Friedens
mitzuarbeiten. Ich entgegnete, ich wäre sicher, dass Ihr Vor-
schlag nichts mit einem Schiedsgericht zu tun habe, sondern
bezwecke, dass die Vertreter der nicht direkt interessierten
vier Mächte beraten und Mittel anregen sollten, um die ge-
fährliche Lage zu beheben. Er bestand aber darauf, dass die von
Ihnen vorgeschlagene Konferenz unausführbar sei. Er fügte
hinzu, dass soeben aus St. Petersburg eingetroffene Nach-
richten bewiesen, dass Herr Sasonow beabsichtige, in
einen Meinungsaustausch mit Graf Berchtold zu treten. Er
dächte, dass diese Art des Verfahrens zueinem beirie-
digendenErgebnisführenkönne und dass es daher
das Beste wäre, bevor man etwas anderes unternähme, das
Resultat des Meinungsaustausches zwischen der österreichisch-
ungarischen und der russischen Regierung abzuwarten.
Im Verlaufe einer kurzen Unterredung sagte der Staats-
sekretär, dass Oesterreich-Ungarn bisher nur teilweise mobi-
lisierte, aber dass, wenn Russland gegen Deutschland mobil
mache, letzteres dem Beispiele folgen müsse.
Ich fragte, was er unter «gegen Deutschland mobil machen»
verstehe. Er sagte, dass wenn Russland nur im Süden mobili-
siere, Deutschland nicht mobilisieren würde; wenn aber Russ-
landimNordenmobilisiere, müsse Deutschland auch mobilisieren.
Das russische Mobilisationssystem sei so verwickelt, dass ss
schwer fallen dürfte, die Lokalisierung seiner Mobilisation zu
erkennen. Deutschland müsse dahersehraufder
Mut gegen eine Ueberraschung sein.
Zum Schlusse bemerkte der Staatssekretär, dass die
Petersburger Nachrichten eine hoffnungsvollere Beurteilung
der allgemeinen Lage zuliessen.
Der deutsche Reichskanzler, von Bethmann Hollweg, an den
deutschen Botschafter in London, Fürst Lichnowsky.
Weissbuch, Anlage 15.
Berlin.
Wir haben die Vermittlungsaktion in Wien in dem von
Sir Edward Grey gewünschten Sinne sofort eingeleitet. Ueber-
dies haben wir Graf Berchtold auch den Wunsch des Herrn
Sasonow auf direkte Aussprache mit Wien mitgeteilt.
®Bib. Nr. 43. ?) Oesterreich-Ungarn war überhaupt, wie bereits
bemerkt, nicht verständigt worden, und Russland lehnte vorläufig die
Konferenzidee ab.