206 28. Juli
Der österreichisch-ungarische Minister des Aeusseren, Graf
Berchtold, an das königlich serbische Ministerium des
Aeusseren in Belgrad.
Rotbuch Nr. 37.
Wien.
hestorreich., Da die königlich serbische Regierung nicht in befriedi-
Serbien den gender Weise auf die Note geantwortet hat, die ihr seitens
Krieg. des österreichisch-ungarischen Gesandten in Belgrad am 23.
Juli 1914 überreicht worden war, sieht sich die k. und k. Re-
gierung in die Notwendigkeit versetzt, ihre Rechte und Interes-
sen selbst zu wahren und zu diesem Zwecke an die Entschei-
dung der Waffen zu appellieren.
Oesterreich-Ungarn betrachtet sich daher von diesem
Augenblicke an als im Kriegszustande mit Serbien stehend.
Der serbische Gesandte in St. Petersburg, Spalaikowitsch,
an den russischen Minister des Aeusseren, Sasonow.
Serbisches Blaubuch Nr. 47.
St.Petersburg.
Serbien ver- Ich habe die Ehre, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass
ständigt Kuss ch soeben von Herrn Paschitch, dem Ministerpräsidenten,
tt folgendes heute Nachmittag um 2 Uhr 10 von Nisch abgesandtes
seine Hilfe an. dringendes Telegramm erhalten habe:
«Die österreichisch-ungarische Regierung hat heute durch
ein Telegramm in Worten an die serbische Regierung den Krieg
erklärt.
Paschitch. »
Indem ich Sie von dem Akt in Kenntnis setze, zu dem
eine Grossmacht einem kleinen slawischen Lande
gegenüber den traurigen Mut fand, einem Lande, das soeben
erst aus einer langen Reihe ebenso heldenmütiger wie er-
schöpfender Kämpfe hervorging, nehme ich mir in diesen für
mein Land so ernsten Umständen die Freiheit, die Hoffnung
auszusprechen, dass dieser Akt, der den Frieden Europas
bricht und sein Gewissen empört, von der ganzen Kulturwelt
getadelt und von Russland, der Schützerin Ser-
biens, streng bestraft wird.
Ich bitte Euer Exzellenz, diese Bitte des ganzen serbi-
schen Volkes vor den Thron Seiner Majestät zu
bringen und die Versicherung meiner Ergebenheit und meiner
Hochachtung entgezgenzunehmen.